Karl Albrecht: Mit niedrigsten Preisen zum reichsten Deutschen

Erst gestern, fünf Tage nach seinem Ableben und unmittelbar nach dem Begräbnis, wurde der Tod von Karl Albrecht (94) bekanntgegeben. Der "letzte große Nachkriegs-Patriarch" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und reichste Deutsche wollte so verabschiedet werden, wie er gelebt hatte: ohne Pomp, im Kreise der Familie und einiger Konzernmanager.

Karl Albrecht hatte nur die Volksschule und eine Kaufmannslehre absolviert, als er nach dem Kriegsdienst 1946 mit seinem Bruder Theo den kleinen Laden des Vaters in einem Essener Arbeiterbezirk übernahm. Ab 1960 revolutionierte das Duo international den Lebensmitteleinzelhandel, in dem es in kleinen, schmucklosen Märkten ein kleines Sortiment an Lebensmitteln zu Tiefpreisen verkaufte. Aldi nannten sie das Konzept: Albrecht-Discount. 1961 teilten sie das Unternehmen entlang des Flusses Ruhr in Aldi-Nord (Theo) und Aldi-Süd. Die Schwesterunternehmen kommen heute auf insgesamt mehr als 10.000 Filialen und schätzungsweise 66,8 Milliarden Euro Umsatz (2013).

Karl entwickelte seinen Konzernteil erfolgreicher, als es der Bruder mit seinem tat. "Karl Abrecht war der Kreativere der beiden, Theo eher der Verwalter", erinnert sich der ehemalige Aldi-Manager Eberhard Fedtke. Karl Albrecht sei "ein einfacher, schlichter, höflicher, zurückhaltender Mann" gewesen. "Aber in seiner Art das Geschäft zu führen, war er sehr bestimmend und direkt - ohne modernes Trallala, aber sehr effizient."

 

Theo Albrecht (dpa)
Bis zu Theos Tod 2010 waren die Brüder in engem Kontakt. Theo war 1971 wegen einer Entführung kurz im Schlaglicht der Öffentlichkeit. Gegen sieben Millionen Mark Lösegeld ging er frei; die Hälfte hatte Karl gezahlt. Die Familie zog sich noch stärker ins Private zurück.

Karl Albrecht veränderte mit seiner Diskont-Idee das Einkaufsverhalten in vielen Ländern der Erde. Selbst Betuchte kaufen bei Aldi ein. Aldi-Süd setzt von den USA über Europa bis Australien mehr als 25 Milliarden Euro um. In Österreich übernahm Aldi-Süd die Hofer-Kette. Karl Albrecht galt seit Jahren als reichster Deutscher. Geschätztes Vermögen: 18 Milliarden Euro. Er lebte aber stets ohne Luxus. Vor 20 Jahren schied er aus der operativen Führung aus. Das Vermögen besteht großteils aus dem Unternehmen, das sich unantastbar in einer Stiftung befindet.

 

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Der Unternehmer wurde auf dem Friedhof in Essen-Bredeney im engsten Familienkreis beigesetzt. Er liegt neben seiner Frau und nicht weit entfernt von seinem vor drei Jahren verstorbenen Bruder Theo.