Hoffnung für Niki: Es gibt mehrere Interessenten
BERLIN/WIEN. Verkauf nur, solange Betriebsgenehmigung nicht erloschen ist.
Am Tag zwei nach der überraschenden Pleite der Air- Berlin-Tochter Niki melden sich weitere Interessenten – sowohl für das Unternehmen als auch für die frei werdenden Mitarbeiter.
1. Wie geht es weiter?
Vieles ist unklar. Entscheidend für einen Fortbestand wird, wie lange die Betriebsgenehmigung für die Fluglinie nicht erlischt. An dieser hängen die Slots, also die Start- und Landerechte auf etlichen Flughäfen. Und diese sind wiederum das, was von Experten als einzig verwertbares Vermögen der Fluglinie gewertet wird.
2. Wie rasch muss ein Schnellverkauf wirklich gehen?
Die Betriebsgenehmigung prüft das Verkehrsministerium. Für dieses Verfahren gebe es keine Fristen, sagte Markus Pohanka, Sprecher der Austro Control.
Niki-Betriebsrat Stefan Tankovits sagte, es müsse binnen sieben Tagen ein Käufer für Niki gefunden werden. Der Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sprach davon, dass die Start- und Landerechte bis zum Jahresende nicht entzogen würden. Im Falle einer Einigung bis Jahresende rechnet Kebekus damit, dass die Behörden dann "auch zwei, drei weitere Wochen Zeit" einräumen, um einen Verkauf auch rechtlich zu vollziehen.
3. Warum sind die Start- und Landerechte so wichtig?
Weil sie auf einzelnen Großflughäfen knapp sind. Darum gelten sie gemeinhin als wertvollster Teil. Allerdings nicht überall: Interessant an Niki sollen laut Insidern vor allem die Slots in Mallorca sein. Am Flughafen in Schwechat liegen die Niki-Slots an teils unattraktiven Randzeiten. Und: In Wien sind prinzipiell Slots verfügbar. In Österreich werden diese von einer Kommission beim Verkehrsministerium vergeben.
Anders in Deutschland: Dort werden frei werdende Slots den bestehenden Marktteilnehmern im Verhältnis ihrer Marktanteile angeboten. Damit ist die Lufthansa als größter Anbieter in Deutschland nicht schlecht bedient, wenn diese bis jetzt übliche Vergabe beibehalten wird, sagen Kenner.
4. Wer sind die möglichen Kauf-Interessenten?
Realistisch ist Niki nur durch Integration in eine Fluglinie zu retten. Wesentliche Unternehmensfunktionen wurden vor drei Jahren zu Air Berlin übertragen. Übrig geblieben ist der Flugbetrieb. Neben den "üblichen Verdächtigen" – damit meint Kebekus die zu Thomas Cook gehörende Condor und Niki Lauda – hat sich am Freitag auch Ryanair gemeldet. Zuletzt hatten die Iren Interesse an Start- und Landerechten am Berliner Flughafen Tegel signalisiert.
5. Wie geht es für die 1000 Beschäftigten weiter?
Diese können sich vor öffentlich vorgetragenen Jobangeboten kaum wehren: Neben Konkurrenten wie die Billigflieger-Tochter Eurowings der Lufthansa, Austrian Airlines und Air Lingus melden sich auch Bahnunternehmen wie Westbahn und ÖBB. Dort ist etwa von 200 offenen Jobs die Rede.
6. Wie geht es bei der Heimholung der Passagiere voran?
Die in Österreich betroffenen bis zu 3000 Personen sollen vorwiegend in größeren Flugzeugen der Konkurrenz – etwa der AUA – Platz finden. Eigene Maschinen, die das Verkehrsministerium bestellt, gelten inzwischen als unrealistisch.
7. Hätte es eine Alternative zum Lufthansa-Verkauf gegeben?
Dazu sagte der frühere Vorsitzende der deutschen Monopolkommission, Daniel Zimmer: "Es stellt sich als Fehler heraus, dass sich die Bundesregierung auf die Lufthansa versteift hat." Es hätten viel Zeit und Kosten gespart werden können, wenn früher eine unproblematische Aufteilung der Air-Berlin-Strecken und -Maschinen an unabhängige Dritte eingeleitet worden wäre, kritisierte Zimmer. "Der Verkauf von Niki an verschiedene Anbieter wäre von Beginn an die bessere Lösung gewesen."