Heimische Rohstoffe für Landesküchen

Von Josef Lehner aus Bern   14.Juni 2018

Die Speisen in den Küchen des Landes sollen bald überwiegend aus heimischen Rohstoffen gekocht werden. "Das ist das Ziel, wir dürfen aber rechtlich nicht angreifbar sein", sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Er meint damit die Pflicht, öffentliche Aufträge auszuschreiben. Dass es große Chancen gibt, davon überzeugte er sich diese Woche auf einer Reise in den Schweizer Kanton Bern.

Im Inselspital in der Schweizer Hauptstadt Bern, einer Uni-Klinik mit 110 Betten, werden pro Tag mehr als 5000 Mahlzeiten zubereitet. Vorrang haben beim Einkauf Rohstoffe aus der Region. "Es muss aber auch einen emotionalen und kulinarischen Mehrwert für unsere Gäste geben", sagt Bereichsleiter Vinzenz Meier, der den Restaurant- und Bettenbetrieb mit 300 Mitarbeitern leitet.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer hat den Auftrag erteilt, die rechtlichen Möglichkeiten für einen Einkauf in der Region für die Küchen des Landes zu prüfen. Im Herbst soll in der Küche des Landesdienstleistungszentrums am Linzer Bahnhof ein Test starten. "Wir greifen schon zu regionaler Herkunft, wo es nur geht", sagt Einkaufsleiter Johannes Pöcklhofer. Der Bund habe zwar bei Ausschreibungen legalisiert, dass der Best-, nicht der Billigstbieter den Zuschlag erhält; die Ausschreibungspflicht gelte trotzdem. Die Landesküchen bereiten pro Tag rund 8300 Mittagessen zu.

Diese Wertschöpfung will der Agrarlandesrat den heimischen Bauern und Verarbeitern ermöglichen, nicht Importeuren. "Die Rohstoffe müssen tatsächlich von hier sein, es reicht nicht, dass sie ein regionaler Großhändler liefert", so der Politiker.

Die Schweiz ist besonders erpicht, die heimische Lebensmittelproduktion zu steigern, weil der Importanteil schon bei 40 Prozent liegt. Ein Hemmschuh sind die hohen Preise, weil Arbeitskraft und Betriebsmittel im Schnitt doppelt so teuer sind. "Die Konsumenten akzeptieren beim Einkauf aber höchstens 15 bis 20 Prozent Mehrpreis für Produkte heimischer Herkunft", sagt Urs Schneider, Chef des Agromarketings, das mit dem Herkunftssiegel "Suisse Garantie" die Käufer sensibilisieren will. Es funktioniert ähnlich wie in Österreich das AMA-Gütesiegel.

Mit dem Gütesiegel soll das Vertrauen der Konsumenten hoch gehalten werden, sagt Markus Ritter, Präsident des Bauernverbandes, den Besuchern aus Oberösterreich: "Wenn man das Vertrauen hat, bindet man die Verarbeiter und den Lebensmittelhandel an seine Produkte, und man erhält die Wertschöpfung, die einem zusteht."