Gekränkter ÖIAG-Chef Beyrer tritt die Flucht nach Brüssel an
WIEN. Im Juli des Vorjahres hat der ehemalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Markus Beyrer, sein Amt als neuer Alleinvorstand der Staatsholding ÖIAG angetreten. Am Donnerstag wurde bekannt, dass er das Unternehmen wieder verlässt, um einen lukrativen Job in Brüssel anzunehmen.
Wer Beyrer an der Spitze der Verstaatlichtenholding nachfolgt, ist unklar.
Beyrers kurze Amtszeit stand unter keinem guten Stern. Dominierendes Thema war die Affäre rund um die Telekom, an der die ÖIAG mit gut 28 Prozent beteiligt ist. Als größter Einzelaktionär sitzt der ÖIAG-Chef auch dem Telekom-Aufsichtsrat vor. In dieser Rolle musste Beyrer zunächst nicht nur Krisenfeuerwehr spielen, sondern geriet zunehmend selbst ins Kreuzfeuer der Kritik.
Umstrittener Jagdausflug
In seiner Funktion als Generalsekretär der Industriellenvereinigung hatte Beyrer im Jahr 2008 eine Jagdeinladung des Telekom-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly angenommen. Abgerechnet wurde die Reise ausgerechnet über Peter Hochegger, einen weiteren Telekom-Lobbyisten. Der ÖIAG-Chef Beyrer musste sich in der Folge im Telekom-Untersuchungsausschuss rechtfertigen.
Bei der Telekom-Hauptversammlung im Mai hatte Beyrer zudem heftige Kritik seitens der Aktionäre einzustecken. Rund um den Einstieg des Investors Ronny Pecik wurde der ÖIAG Untätigkeit vorgeworfen.
Dies alles, gepaart mit den negativen Schlagzeilen rund um seine Person, dürfte Beyrer bereits vor einiger Zeit die Lust an seinem hoch dotierten Vorstandsposten vertan haben. Da kam das Angebot, Generaldirektor der EU-Sozialpartnerorganisation Businesseurope zu werden, gelegen. Der Verband, dem Beyrer künftig vorsteht, vertritt europaweit die Interessen von 20 Millionen Mitgliedsbetrieben.
In der Verstaatlichtenholding ÖIAG ist man über den vorzeitigen Abgang ihres Chefs naturgemäß wenig erfreut. Beyrer habe ausgezeichnete Arbeit geleistet, heißt es. Zwar respektiere man die persönliche Entscheidung Beyrers. Den nach einem Jahr gut eingearbeiteten Chef zu verlieren, werfe das Unternehmen aber zurück.
Gerangel um Nachfolge
Zumal die eben etwas zur Ruhe gekommene ÖIAG nun erneut ins Zentrum politischer Machtspiele rückt. Schon Beyrers Bestellung war eine ausgedehnte politische Debatte vorausgegangen.
Kritiker fordern in regelmäßigen Abständen die Auflösung der Staatsholding, die noch Anteile an Post, OMV und Telekom Austria hält. Gleichzeitig wollen sie ihren Einfluss in der Führung der ÖIAG stärken. Diese Diskussion dürfte nun eine Neuauflage erleben.
In der Bundeshauptstadt werden erste Nachfolgekandidaten kolportiert. Bis es zu einer Neubesetzung kommt, dürften aber Monate vergehen. Bei Besetzungen in staatsnahen Unternehmen ist dem Stellenbesetzungsgesetz zu entsprechen.
Bis ein neuer Vorstand gefunden ist, stehe Beyrer dem Unternehmen noch zur Verfügung, hieß es gestern. Auf der Agenda des scheidenden ÖIAG-Chefs dürfte jetzt die Neuordnung der Beteiligungsstruktur der Telekom Austria stehen. Auch wenn sich Ronny Pecik bei der Hauptversammlung als langfristiger Investor vorgestellt hat, wird davon ausgegangen, dass er seine Anteile in absehbarer Zeit mit Gewinn veräußert.
Zuletzt hat sich der mexikanische Milliardär und Telekomunternehmer Carlos Slim mit rund vier Prozent bei der Telekom Austria eingekauft. Würde Slim die Telekom-Aktien Peciks übernehmen, kratzt er an der Sperrminorität.
Den Einstieg Slims soll übrigens der international gut vernetzte Markus Beyrer eingefädelt haben, heißt es.
349 Tage als ÖIAG-Chef
2011 - 1. Februar: Es wird bestätigt, dass Markus Beyrer Chef der ÖIAG wird. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Peter Mitterbauer bestellt den Industriellen-Generalsekretär.
2011 - 7. Februar: Es wird publik, dass Beyrer als Industriellen-Generalsekretär einer der Jagdgäste von Alfons Mensdorff-Pouilly in Schottland war. Die Flugkosten bezahlte die Telekom.
2011 - 1. Juli: Markus Beyrer übernimmt den Posten in der ÖIAG von Peter Michaelis und muss gleich in der Telekom Feuerwehr spielen. Dort brechen die Eiterbeulen eines unrühmlichen Lobbyismus auf.
2012 - Februar: In der Telekom zeichnet sich ein Machtkampf zwischen ÖIAG und Investor Ronny Pecik ab. Beyrer wird von mancher Seite Untätigkeit vorgeworfen.
2012 - 14. Juni: Beyrer bestätigt, dass er nach Brüssel wechselt. Er wird voraussichtlich im Herbst Chef der Industriellenvertretung Businesseurope. Zuvor will er noch das Amt geordnet an seinen Nachfolger übergeben. Dieser muss freilich erst bestellt werden.
Weil er für die Telekom offenbar ungeeignet war, auch mit diversen Jagdausflügen belastet, legt man ihm eben die "Rutschn" ......... allerdings nicht nach unten, sondern himmelwärts strebend.
Solange wir uns solche Clownerien noch leisten können, muss Österreich mit AAAAAAA eingestuft bleiben.
unter keinem guten Stern.
Beyrer, der Jagdfreund Graf Alis und gleichzeitiger ÖIAG-Chef, der als solcher die Malversationen der Telekom "aufdecken" half, geht also.
Die leistungstragenden christlichen Giebelkreuzler, deren Talente in der Heimat verkannt oder erst gar nicht erkannt werden, versuchen dort ihr Glück. Ernstl Strasser, der im Innenministerium "viel bewegte", war beispielsweise so ein verkanntes schwarzes Genie!
Viel Glück, Markus Bayrer, versuchen Sie ihre Englischkenntnisse aufzufrischen. Das hilft bei künftigen Verhandlungen. Fragen Sie ihren Freund Ernstl!
Wenn jeder beleidigte Arbeitnehmer ein derartiges momosenhaftes verhalten an den Tag legen könnte könnten sich alle Selbständigen die Jobs selbst machen. Aber natürlich haben die Freunderln vorgesorgt und ihm eine Stiege nach oben schon vorzeitig gelegt - man lässt ja seinesgleichen nicht im Regen stehen. Eine von langer Hand geplante Aktion, die nur einen Auslöser suchte - und auch gefunden hat. Mein Bedauern mit ihm hält sich in sehr sehr engen Grenzen - wieder ein Schmarotzer weniger in Österreich (auch wenn ihm einer folgen wird)
dort ist er unter seinesgleichen...