Die deutsche Lufthansa und ihre Baustellen
FRANKFURT. In der deutschen Luftfahrtindustrie sind weitere Arbeitskämpfe näher gerückt.
Nach den Lufthansa-Piloten der Vereinigung Cockpit haben nun auch die in der Gewerkschaft Ufo organisierten Flugbegleiter in einer Urabstimmung grünes Licht für Streiks gegeben.
Bei der am Sonntag ausgezählten Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern mehrerer deutscher Airlines stimmten 93,3 Prozent mit Ja. Mit dem Votum will sich die Tarifkommission die Möglichkeit zu Streiks bei der Lufthansa geben lassen. Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte bei der Lufthansa im Vorjahr zehn Streikwellen organisiert.
Bei dem Konflikt mit dem Bordpersonal geht es – wie bei den Piloten – um Fragen der betrieblichen Altersversorgung und der Übergangspension.
Parallel zur Urabstimmung läuft ein Schlichtungsverfahren – allerdings wenig erfolgreich. Vor zwei Wochen wurden die Verhandlungen für gescheitert erklärt, aber einer sofortigen Schlichtung zugestimmt. Seither hat man sich aber noch nicht auf einen Schlichter einigen können.
Die Lufthansa verweist auf Gespräche zur "Agenda Kabine" und kann "eine unmittelbare Streikgefahr nicht erkennen", sagt ein Unternehmenssprecher.
Auf Schadenersatz geklagt
Doch für die größte deutsche Fluglinie ist der Dauerstreit mit ihrer Belegschaft nicht die einzige Baustelle: Dieser Tage wurde bekannt, dass sich einer Schadenersatzklage der Deutschen Bahn (DB) weitere Firmen wie BMW oder Bosch anschließen: Allein die DB fordert von mehreren Fluglinien Schadenersatz von bis zu drei Milliarden Euro, weil sich die Fluglinien über Kerosin- und Sicherheitszuschläge abgesprochen hatten. Die EU-Kommission hatte deshalb im November 2010 Strafen von 800 Millionen Euro verhängt. Weltweit kam es zu Geldbußen von 1,5 Milliarden Euro. Damals wurde die Lufthansa nicht zur Kasse gebeten. Sie selbst hatte die Verstöße bei den Wettbewerbshütern gemeldet.
Stichwort Kerosin: Hier steht die Lufthansa seit längerem in der Kritik, weil in einem Zuschlagssystem auch für Kerosin noch immer extra verlangt wird. Dies, obwohl sich der Rohölpreis seit dem Sommer mehr als halbiert hat.
Derzeit liegt der Zuschlag im deutschen Markt laut Lufthansa zwischen 15 und 86 Euro im Europaverkehr und zwischen 80 und 200 Euro auf der Langstrecke. Dabei kalkuliert die Lufthansa 2015 mit 13 Prozent niedrigeren Treibstoffkosten als noch 2014: Mit 5,8 Milliarden Euro dürfte das Kerosin heuer um 900 Millionen Euro weniger als im Vorjahr kosten.