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Die Deutschen fahren nicht auf Elektroautos ab

Von apa/nachrichten.at, 27. Juni 2017, 09:53 Uhr
Ein Peugeot iOn wird gerade aufgeladen Bild: Peugeot

FRANKFURT. Die Prämie für E-Autos flopt: In einem Jahr wurden lediglich 20.600 Anträge gestellt - bei 3,4 Millionen Neuzulassungen insgesamt. Von der Zielvorgabe - eine Million E-Autos bis 2020 - hat sich Deutschland daher bereits verabschiedet.

Ein Jahr nach seiner Einführung hat der staatlich subventionierte Kaufanreiz für Elektrofahrzeuge in Deutschland noch nicht so recht gezündet. Statt eines regelrechten Ansturms wie bei der Abwrackprämie im Jahr 2009 erlebten die Beamten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt bei dem Thema bisher eher beschauliche Tage.

Einen Monat vor dem ersten Jahrestag (2. Juli) waren nur rund 20.600 Prämien beantragt - bei 3,4 Millionen Neuzulassungen insgesamt im Jahr 2016. Ginge es in diesem Tempo weiter, würde der Fördertopf, der für 300.000 Fahrzeuge reicht, noch 15 Jahre lang reichen, obwohl laut Gesetz im Sommer 2019 Schluss sein soll. Zum Vergleich: Die fast zwei Millionen Abwrackprämien im Jahr 2009 waren nach nur sechs Monaten komplett weg und hatten die Autoproduktion nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ordentlich angekurbelt.

Das Bafa kommt auch wegen des vollelektronischen Antragsverfahrens nicht ins Schleudern, lediglich zehn zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt. 4000 Euro "Umweltbonus" erhalten derzeit Käufer eines vollelektrischen Autos. 3000 Euro sind es bei Plug-in-Hybridauto, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben. Im ersten Jahr haben vor allem Unternehmen das Angebot wahrgenommen: Sie haben laut Bafa mehr als 11.000 E-Fahrzeuge zugelassen - im Vergleich zu gut 9000 Autos, die an Privatleute gingen.

Der deutsche Staat zahlt seine Bonus-Hälfte erst, wenn auf der Rechnung ein entsprechender Netto-Preisnachlass des Herstellers ausgewiesen ist, was besonders bei Leasingverträgen zu häufigen Nachfragen des Amtes führt. Einige Autobauer haben zur Prämieneinführung ihre zuvor gewährten Rabatte zusammengestrichen, berichtet der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg-Essen.

Die Preise für E-Autos liegen weit auseinander: Der Renault Zoe ist mit 21.500 Euro eines der günstigsten Elektroautos auf dem Markt. Ein Tesla Model S kommt hingegen auf knapp 81.700 Euro.

Längst haben sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vertreter Sigmar Gabriel (SPD) verbal von der eigenen Zielvorgabe verabschiedet, nach der im Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos unterwegs sein sollten. Zu kümmerlich sind die Zahlen.

Zum Jahreswechsel waren in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 34.000 Vollstromer zugelassen, immerhin 33,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl hätte aber noch viel höher sein können, wenn nicht viele hier gekaufte E-Fahrzeuge nach wenigen Wochen oder Monaten in Nachbarländer exportiert würden.

Exakte Zahlen zum Bestand der ebenfalls geförderten Plug-in-Hybride liegen nicht vor, weil sie statistisch mit anderen Hybridmodellen in einen Topf geworfen wurden. Es wird aber von einer ähnlichen Größenordnung wie bei den echten E-Mobilen ausgegangen.

„Fehlgeleitete Subvention“

"Die Subvention ist fehlgeleitet und setzt am falschen Punkt an", sagt Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Das vermeintliche Problem einer zu schwachen privaten Nachfrage habe es nie gegeben. Vielmehr stünden die technologischen Probleme der mangelnden Fahrzeug-Reichweite und der fehlenden Schnelllade-Infrastruktur einem Durchbruch der E-Mobilität immer noch im Wege. "Man hätte früher ansetzen müssen und das Geld besser für den Ausbau der Infrastruktur eingesetzt", kritisiert er.

"Der Gebrauchsnutzen der Elektrofahrzeuge ist noch zu gering", sagt auch Dudenhöffer. Die Prämie sei unvorbereitet in einer "Nacht-und Nebelaktion" eingeführt worden, ohne die Industrie rechtzeitig einzubinden. Besser hätte man zunächst in Ladestationen investiert und in den Städten Carsharing-Systeme mit E-Autos gefördert, damit die Konsumenten den neuen Antrieb erst einmal kennenlernen. "Geradezu schizophren" sei aber der Umstand, dass parallel zum Elektroantrieb immer noch Diesel-Kraftstoff massiv steuerlich subventioniert werde. "Da muss man sich schon entscheiden, was man eigentlich will", verlangt der Auto-Professor.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sieht hingegen eine vom Umweltbonus getriebene "sehr hohe Dynamik", weil sich der Elektroanteil an den Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 1,2 Prozent verdoppelt hat. Technologisch seien die deutschen Hersteller ohnehin vorn dabei. Immerhin ist nun gut jedes 100. neuzugelassene Auto ein Stromer. Das reicht aber längst nicht aus, um das Millionen-Ziel bereits 2020 zu erreichen.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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demeter (928 Kommentare)
am 27.06.2017 15:49

Hätte nicht gedacht, dass die Deutschen so klug sind!

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tradiwaberl (15.589 Kommentare)
am 27.06.2017 10:22

Kann ich voll und ganz verstehen.
Wenn ich mit meinem Auto wohin fahre und nach 1000km der Tank leer wird, dann fahre ich zur nächsten Tankstelle (die meist keine 10km entfernt ist), tanke, zahle, fertig.
Was mache ich mit dem e-Auto ?? Schnell tanken spielts nicht, das müssen schon ein paar Stunden sein. Und mangels Tankstellen samt Schlafmöglichkeit (oder generell E-Tankstellen) bleibt nur die Möglichkeit das Zuhause oder in der Firma zu machen.
Klar... für 95% des Alltags ist das ausreichend. Aber was passiert in den anderen 5% ? Der Fahrt in den Urlaub ? Der Ausflug in die Berge ? Genau das schreckt die Leute ab. Man will ein 100% Auto, wo man sich NIE Gedanken machen muss. Nicht nur in 95%. Erst wenn das gegeben ist, dann wird ein Umdenken erfolgen.
Hybrid-Autos wären hier bereits gute Kompromisse. Allerdings mangelt es hier noch etwas am Angebot... und oft am Preis.

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 27.06.2017 10:17

In Deutschland ist die Reichweite (aufgrund der meist größeren Distanzen) ein großes Problem.

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Gugelbua (31.805 Kommentare)
am 27.06.2017 10:05

es fehlt eben der Motorenlärm grinsen
könnte man übers Radio einbauen Geräusche eines Formel 1 Boliden grinsen

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 27.06.2017 09:55

So dumm sind die Deutschen gar nicht 👍

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