Deutscher Metall-Tarifstreit ungelöst: Warnstreiks ab Donnerstag
LUDWIGSBURG. Im Tarifstreit der deutschen Metallindustrie kommt es in der Nacht zum Donnerstag zu den ersten bundesweiten Warnstreiks.
Arbeitgeber und Gewerkschaft trennten sich nach der zweiten Verhandlungsrunde am Montag in Baden-Württemberg ohne Ergebnis.
Die Positionen lägen noch weit auseinander, erklärten der Bezirkschef der IG Metall Baden-Württemberg, Roman Zitelsberger, und Südwestmetall-Chef Stefan Wolf am Montag in Ludwigsburg. Die IG Metall lehnte das Angebot der Arbeitgeber ab. Die Tarifparteien vertagten sich auf den 11. Februar.
Die Arbeitgeber boten bei den Gesprächen im Bezirk Baden-Württemberg eine Lohnerhöhung um 2,2 Prozent ab März bei zwei Nullmonaten für dieses Jahr an. Die Gewerkschaft fordert für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche bundesweit eine Anhebung der Entgelte um 5,5 Prozent ab dem 1. Jänner sowie bessere Bedingungen für Altersteilzeit und Weiterbildung. "Das Fazit lautet: Geld zu wenig, Altersteilzeit halbiert, Bildungsteilzeit nein - das ist keine Verhandlungsbasis, um mit der IG Metall ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen", sagte Zitzelsberger.
Die Arbeitgeber hätten sich bewegt, jetzt müsse die IG Metall sich bewegen, forderte Wolf und sprach von einem fairen Angebot. Eine stärkere Entgelterhöhung sei wegen der aktuell unsicheren Konjunktur und der vergangenen Tariferhöhungen nicht angemessen, erklärte Wolf. Die Lohnstückkosten seien in den vergangenen Jahren gestiegen, während die Produktion das Niveau von vor der Finanzkrise 2007 noch nicht wieder erreicht habe. "Wir sehen keinen Anlass für Warnstreiks, schon gar nicht für intensive Warnstreiks", betonte er.
Die IG Metall hat ihren Streikplan aber schon lange in der Schublade. Nach Ablauf der Friedenspflicht um Mitternacht am Mittwoch käme es zu ersten Ausständen in der Nachtschicht bei den Autobauern in Stuttgart, kündigte Zitzelsberger an. "Es wird bis zum 11. Februar keinen Tag geben, an dem es keinen Warnstreik gibt", ergänzte er. Das Angebot sei angesichts der guten Konjunktur in der Branche und der Leistung der Belegschaft ein Scheinriese. "Auf den ersten Blick sieht es nicht schlecht aus, auf den zweiten Blick sind wir weit voneinander entfernt."
Unvereinbar sind auch die Positionen zu Altersteilzeit und Weiterbildung. Bei der schon heute möglichen Altersteilzeit fordert die Gewerkschaft einen verbindlichen Anspruch aller Beschäftigten auf vorzeitiges Ausscheiden aus dem Job. Bisher ist das auf vier Prozent der Mitarbeiter eines Betriebes begrenzt. Südwestmetall schlug nun vor, die Quote der Anspruchsberechtigten auf zwei Prozent zu halbieren. Die Situation am Arbeitsmarkt habe sich verändert, erklärte Wolf. Inzwischen sei es nicht mehr notwendig, ältere Beschäftigte aus dem Betrieb zu schicken, um Jungen einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Zudem verschärfe die Rente mit 63 den Fachkräftemangel. Eine Absage erteilten die Arbeitgeber auch der Forderung nach finanzieller Förderung von Weiterbildung, unabhängig vom Bedarf des Unternehmens.
Eine Expertenkommission soll jetzt Annäherungsmöglichkeiten zu allen drei Punkten ausloten. In Baden-Württemberg handelten die Tarifparteien schon häufig den Pilotabschluss für das Bundesgebiet aus. Das letzte Mal schafften jedoch die Bayern als erste die Einigung, die dann alle anderen Bezirke übernahmen. Im Bezirk Nordrhein-Westfalen werden die Verhandlungen am Dienstag fortgesetzt.