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"Das Bankgeschäft muss wieder langweilig werden"

Von Susanne Dickstein, 16. August 2017, 00:04 Uhr
"Das Bankgeschäft muss wieder langweilig werden"
Eine gigantische Spekulationsblase auf dem US-Immobilienmarkt hat vor zehn Jahren die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelöst. Bild: Reuters

LINZ/INNSBRUCK. Der Innsbrucker Uni-Professor Leonhard Dobusch hat analysiert, warum Immobilienmärkte besonders anfällig sind für Spekulationsblasen und warum die Kreditvergabe der Banken diese Entwicklung ankurbelt.

Vor zehn Jahren hat eine Blase auf dem US-Immobilienmarkt die Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelöst. Leonhard Dobusch von der Uni Innsbruck hat in einer kürzlich erschienenen Studie analysiert, warum kaum ein Markt so anfällig ist für Blasen wie der Immobilienbereich. Einer der Treiber sei die Vergabepraxis bei Krediten.
 

Die Spekulationen auf dem US-Immobilienmarkt haben 2008/09 die Finanzkrise ausgelöst. Wann droht die nächste Blase?

Leonhard Dobusch: Mit solchen Prognosen muss man vorsichtig sein. Was man sehen kann, ist, dass viele Dynamiken nicht beseitigt sind, die zur letzten Blase geführt haben. Die Immobilienmärkte funktionieren noch immer ähnlich.

Das heißt, wir haben aus der Krise nichts gelernt?

2008/09 wurde viel stärker staatlich interveniert als etwa in den 1930ern, aber die Konsequenzen auf regulatorischer Ebene waren weniger tiefgreifend als damals.

Was ist die Ursache für Spekulationsblasen?

Blasen sind nichts Neues, sie tauchen immer wieder in neuen Gewändern auf. Einer der wesentlichen Gründe für die letzte Immobilienblase war die Möglichkeit, langfristige Kredite in kurzfristig handelbare Verbindlichkeiten zu verbriefen. In unserer Studie haben wir noch einen Schritt vor der Verbriefung angesetzt, also bei der Kreditvergabe. Es hat sich gezeigt, dass Banken und professionelle Immobiliendienstleister auf kurzfristige Logiken setzen.

Wie funktionieren diese?

Als privater Immobilienkäufer, der einen Kredit aufnimmt, interessiert man sich für den Effektivzinssatz über die Laufzeit. Für Banken und Immobilienunternehmen macht es hingegen einen großen Unterschied, welche Gebühren gleich bei der Vergabe anfallen und wie viel Zinsen über die Laufzeit bezahlt werden. Da der Gebührenanteil sofort einbehalten wird, steigert er unmittelbar den Umsatz. Es ist daher von Vorteil, möglichst viel über Gebühren hereinzubekommen, weil diese auch sofort für Boni wirksam werden. Der größte Erfolg für alle Beteiligten ist also die Kreditvergabe und nicht die laufende Rückzahlung. Deshalb wurde ständig refinanziert, die Kredite wurden selten getilgt. Wenn die Marktpreise steigen, kann die Expansion aus Refinanzierungskrediten finanziert werden.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Um eine nachhaltige Kreditvergabe zu erreichen, muss der Gebührenanteil im Vergleich zum Zinsanteil möglichst niedrig gehalten werden. Im untersuchten Immobilienunternehmen wurden Gebühren laufend an Tochterfirmen weiterverrechnet. Man sollte daher prüfen, inwieweit Verrechnungspreise innerhalb von Finanzkonglomeraten wirklich mit Leistungen unterlegt sind, weil sich Gewinne dann steuerlich nicht so leicht verschieben lassen.

Die Gebühren zu regulieren, wäre allerdings ein massiver Eingriff in das Geschäftsmodell der Banken.

Mir geht es darum, den Gebührenanteil zu reduzieren und so die Kosten über die Laufzeit zu verteilen. Das ist keine Preisfestsetzung, sondern hat Einfluss darauf, wie rasch Erträge verbucht werden dürfen. Ein funktionierendes Bankensystem ist ein öffentliches Gut, das hat man in der Krise gemerkt. Als alles zu kollabieren drohte, musste der Staat einspringen. Das Bankgeschäft muss wieder langweilig werden. Es sollten nicht die Finanzunternehmen sein, die die höchsten Profite erwirtschaften. Die höchsten Gewinne sollten in Branchen gemacht werden, wo innovative Produkte entstehen.

Jurist, ZDF-Fernsehrat, Sohn des Ex-Bürgermeisters

Der Linzer Jurist und Betriebswirt Leonhard Dobusch ist seit Februar 2016 an der Universität Innsbruck am Institut für Organisation und Lernen tätig.

Zuvor war der Sohn des früheren Linzer Bürgermeisters Franz Dobusch mehrere Jahre an Universitäten in Berlin und Köln beschäftigt.

Seit dem Vorjahr ist der 37-Jährige auch Mitglied des ZDF-Fernsehrates, wo er für den Bereich Internet zuständig ist.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Botzem von der Universität Bremen hat Dobusch kürzlich eine Studie zum Entstehen von Blasen auf Immobilienmärkten durchgeführt.

Am Beispiel eines europaweit tätigen Immobilienunternehmens analysiert Dobusch die Mechanismen der Kreditvergabe im Immobilienbereich. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Gebühren, die bei der Errichtung der Kredite anfallen.

 

 

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15  Kommentare
15  Kommentare
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Kreditor (1 Kommentare)
am 20.08.2017 14:50

Eine etwas einseitige und oberflächliche Darstellung, möglicherweise der gebotenen Kürze geschuldet. Das mit dem Gebührenmodell als Treiber ist meiner Meinung nach nicht mehr so richtig aktuell. Schade, über die Problematik der Kreditvergabe hätte man interessanter schreiben können.
Wir sind ein wenig schizophren: Einerseits wird über eine "Kreditbremse" geklagt, andererseits über zu leichtfertige Kreditvergabe. Wie können es die Banken wohl richtig machen ...?

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Gugelbua (31.811 Kommentare)
am 16.08.2017 17:01

Dobusch und Bankgeschäfte
der Witz des Tages grinsen

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muehlviertlerbua (929 Kommentare)
am 16.08.2017 16:30

Da werden wohl von einigen entweder Bösartigen oder völlig Ahnungslosen wieder einmal Äpfel mit Birnen verglichen.
Österreichische Regionalbanken waren mit Ausnahme der Jörgl-Bank in Kärnten nicht die (Mit)Verursacher und Auslöser des weltweiten Finanzdebakels, an dem wir noch heute kiefeln. Und wer glaubt, dass wir in Österreich noch mehr Bankenregulierung und -aufsicht brauchen, der sollte einmal in aller Ruhe und mit viel Zeit im Gepäck ein Gespräch mit dem Bankberater seines Vertrauens darüber führen, viel Spass!
Die weltweit agierenden Investmentbanken zocken hingegen unter den zugedrückten Augen der Politik mehr denn je und die nächste Finanzkrise wird keine Bankenaufsicht der Welt verhindern können, solange nicht die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen und vor allem auch rigoros exekutiert werden. Ich fürchte, wir werden´s nicht mehr erleben....

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2017 17:21

muehlviertlerbua

Frage :

wer sind die Investmentbanken ?
wer vertreibt ihre Produkten ?

sind es NICHT Alle zusammen die es verursachen ,d.h. die Geldgeber , also Banken , Versicherungen und Pensionskassen die immer nur MEHR Profit machen wollen ?
WIR WISSEN NUR NICHT WAS SIE MIT UNSEREN VS PRÄMIEN MACHEN !;-)

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2017 15:15

im Artikel :

Jurist, ZDF-Fernsehrat, Sohn des Ex-Bürgermeisters

Der Linzer Jurist und Betriebswirt Leonhard Dobusch ist seit Februar 2016 an der Universität Innsbruck am Institut für Organisation und Lernen tätig.

Zuvor war der Sohn des früheren Linzer Bürgermeisters Franz Dobusch mehrere Jahre an Universitäten in Berlin und Köln beschäftigt.

Seit dem Vorjahr ist der 37-Jährige auch Mitglied des ZDF-Fernsehrates, wo er für den Bereich Internet zuständig ist.

jössas na , warum hot er ned da SPÖ Vota beraten der es eher braucht hät ... grinsen grinsen

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( Kommentare)
am 16.08.2017 14:44

In den 30er Jahren war das Finanzwesen genauso dereguliert wie jetzt, nicht anders. Daraus entstehen zwangsläufig Krisen, und nicht wegen der Immobilien - Kredite der Bürger.

Der Finanzbereich ist hochsensibel geworden, sollte ein Akteur die Nerven verlieren, dann kommt es im Dominoeffekt zur nächsten Krise. Finanzmärkte kennen Phänomene wie Herdenverhalten und Trendhandel, es gibt eine Reihe von Vorhersagemethoden, aber keine verlässliche.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2017 15:26

yael

so war es in der Krise 2008 !
der US Finanzminister hat dem Lehmann-Brother Manager Hilfe von ca. 35 Milliarden verweigert , da er der Meinung war dass es KEINE großen Krise geben wird obwohl Manager der anderen US Börse wohl gewarnt hatten ... und schon nahm es seinen Weg .
Danach hat es HUNDERTE MILLIARDEN gekostet !

es muss gesagt werden dass der damaligen US Finanzminister ex Goldmannsachs Manager war und somit der GRÖSSTE Feind von Lehmann-Brother Manager. Diese Geschichte kam erst später heraus und wurde im Fernsehen gezeigt. (Jude gegen Nicht Jude Geschichte )

Politiker/Innen haben NICHT die Kompetenz und die Fähigkeit Finanzsysteme zu verstehen ...wohl sei gemerkt dass AUCH nicht alle Banker die Resultate von Finanz-Kompositionen "vorhersagen können da sie nicht wissen WIE der Markt darauf reagiert.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2017 15:29

heute werden Computerprogramme sensibilisiert damit Stopps schneller greifen und somit auch Regulierung .
nicht umsonst werden sündteuren Leitungen verlegt um die Daten in Millisekunden schneller zu bekommen ... OB ES SINN ERGIBT ?

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am 16.08.2017 15:33

Vermutlich nicht. Es ist schlimm, wenn nur für die "Spieler" schnelle Leitungen um teures Geld verlegt werden, anderswo fehlt es... Naja, ich muss los...Salut!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2017 17:15

Salut !

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kritzelei (1.297 Kommentare)
am 16.08.2017 09:13

Genau in den ersten Jahren nach dem Immobilien- bzw Kreditcrash haben sich einige Europäer, darunter auch aus Österreich in genau dieser Branche bewährt ! Und daß nach dem Husten der USA die EU eine Lungenentzündung bekam, verdanken wir wem ? Jawohl, den gar so fähigen Bonzen in Brüssel !

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NedDeppat (14.144 Kommentare)
am 16.08.2017 10:49

Nicht an allem und jedem ist die EU Schuld, ... und schon gar nicht ausschließlich.

Die Ursachen sind wie sehr oft, viel, viel tiefgründiger.

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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 16.08.2017 12:03

"Die Ursachen sind wie sehr oft, viel, viel tiefgründiger"

Das ist sehr zutreffend, nur sollten die Untertanen eigentlich doch erwarten dürfen, daß das auch die hochbezahlten Appartschiks in EU und Regierungskanzleien wissen, sind sie doch angeblich allesamt an Elite-Unis aus- und verbildet worden !

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( Kommentare)
am 16.08.2017 14:59

Du fühlst dich als Untertan mit einem Hass auf die Eliten.

Du siehst nicht die Machtverhältnisse, wie langsam und träge eine Parlament ein Parlament naturgemäß arbeitet und wie schnell die Finanzmärkte sich umstellen und wieder Schlupflöcher finden.

Wenn die Regulation des Finanzwesens nicht bald massiv angegangen wird, kann es von der Politik unter den aktuellen liberalen Verhältnissen gar nicht mehr gesteuert / besteuert oder begrenzt werden.

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( Kommentare)
am 16.08.2017 14:54

Nein. Die Finanzmärkte haben sich längst entkoppelt von der Politik, die reagieren schnell, nach eigenen globalen Regeln, abseits von nationalen Parlamenten, auch abseits der EU. Wer bestimmt die Regeln?

Die Konfliktlinie liegt nicht zwischen rechts und links sondern zwischen national und international:
http://www.zeit.de/2016/36/donald-trump-marine-le-pen-wirtschaftspolitik-steuern/seite-3

Im Hintergrund beeinflusst die Hochfinanz die Politik:
https://www.youtube.com/watch?v=pbCWfvn0mLU

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