Bilfinger-Konzern: Ein unbekannter Riese mit prominenten Töchtern
LINZ. MCE, Chemserv, VAM – das sind in Oberösterreich bekannte Namen. Dass alle drei Firmen und noch vierzehn weitere Gesellschaften hierzulande zur deutschen Bilfinger-Gruppe gehören, wissen die wenigsten.
Der Industriekonzern, der vom früheren Ministerpräsidenten von Hessen, Roland Koch, geführt wird, beschäftigt in Österreich 3200 Mitarbeiter. Rund zwei Drittel davon arbeiten in Oberösterreich. Länderbeauftragter von Bilfinger Österreich ist MCE-Chef Gerald Hippesroither.
"Ich arbeite seit 31 Jahren am selben Standort, aber eben mit unterschiedlichen Eigentümern", sagt der 56-Jährige zur bewegten Geschichte der MCE. Über Voest, VA Tech, Andlinger und den Finanzinvestor DBAG ist das Unternehmen 2010 bei Bilfinger gelandet. "Endlich ein strategischer Eigentümer", sagt Hippesroither.
Renditebringer Österreich
Österreich sei ein "Renditebringer" für den Konzern. Die 17 österreichischen Bilfinger-Töchter, sieben davon im Zentralraum Linz-Wels, seien insgesamt positiv. Der Österreich-Umsatz lag im Vorjahr bei 682 Millionen Euro.
Ungefähr 80 Millionen Euro dieses Volumens macht das margenschwache Baugeschäft in Österreich aus, das Bilfinger in den kommenden Monaten verkaufen will. Der Linzer Standort der Bilfinger Baugesellschaft, an dem zu Spitzenzeiten 30 Leute beschäftigt waren, wurde im Vorjahr bereits aufgelassen. Die MCE, die bisher im Konzern zur Bausparte gehörte, ist mit Juni in eine neue Division "übersiedelt". Der Linzer Stahl- und Brückenbauer mit rund 400 Mitarbeitern, 75 davon am Standort, steht nämlich nicht auf der Verkaufsliste.
Neben den klassischen Bauaktivitäten konzentriert sich die MCE immer stärker auf ihr zweites Standbein, die Stahlbauanlagen. Kunden sind vor allem die Flugzeug- und die Autoindustrie. Für BMW und Daimler wurden Klimawindkanäle errichtet, in denen die Auswirkungen von Sturm und Hagel auf die Autos getestet werden.
Einen Großauftrag hat die MCE in den vergangenen beiden Jahren für den Flugzeugbauer Airbus in Deutschland abgewickelt. Für den Langstreckenflieger A350 wurden Montagevorrichtungen im Wert von 90 Millionen Euro gebaut. Für das größte Flugzeug der Welt, die A380, hat die MCE zuvor flexible Montagebühnen errichtet. "Aktuell begleiten wir Airbus neben Projekten in Deutschland auch in Frankreich", sagt Hippesroither.
3200 Bilfinger-Mitarbeiter in Österreich
1 Mitarbeiter: 3200 Beschäftigte hat Bilfinger in Österreich. Rund zwei Drittel davon arbeiten im Zentralraum Linz- Wels. Weltweit beschäftigt Bilfinger 74.000 Mitarbeiter.
2 Kennzahlen: Der Österreich-Umsatz lag 2013 bei 682 Millionen Euro. Die österreichischen Töchter sind insgesamt positiv. Weltweit macht Bilfinger 8,5 Milliarden Euro Umsatz.
3 Verkauf: Vom Baugeschäft trennt sich der Konzern und verkauft auch seine österreichische Baufirma. Das Linzer Büro wurde 2013 aufgelöst.