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„Bei 40 Dollar haben wir den Seelenfrieden gefunden“

Von Dietmar Mascher, 02. Februar 2016, 00:04 Uhr
"Bei 40 Dollar fanden wir den Seelenfrieden"
Der neue Chef verordnet der OMV ein Sparprogramm. Investiert werden soll dagegen in Russland und Abu Dhabi. Bild: Reuters

WIEN. OMV-Chef Rainer Seele will den Energiekonzern mit einem Sparprogramm so fit machen, dass er auch bei einem Ölpreis von 40 Dollar je Fass Rohöl Gewinn macht. Ruhig schlafen würde er allerdings bei 100 Dollar, sagt der Generaldirektor im Gespräch mit den OÖNachrichten. Große Hoffnung setzt der Russland-affine Manager auf die Zusammenarbeit mit der Gazprom.

Die Beziehungen zwischen Europa und Russland würden sich bessern, sagt OMV-Chef Rainer Seele im Gespräch mit den OÖNachrichten. Er brach nach dem Interview mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und anderen Managern nach Moskau auf. Was er für die Beteiligung am russischen Bohrfeld Achimov einzutauschen bereit ist, lässt er noch offen.

 

OÖNachrichten: Voriges Jahr hat die OMV ein Projekt vorgelegt, das "Fit for Fifty" hieß, ein Sparpaket für den Fall, dass der Ölpreis auf 50 Dollar je Fass fällt. Heißt es nun "Fit for Thirty"?

Seele: Jetzt müssen wir eins oben draufsetzen, dass wir auch bei 35 Dollar ein Geschäft machen.

Was heißt das?

Das ist unabhängig vom Ölpreis. Es ist nicht gesund, wenn die Kosten zehn Prozent über denen der anderen liegen.

Wie betrifft das die Mitarbeiter?

Kündigungen sind nicht das Hauptziel. Vielmehr sind es die Investitions- und Explorationskosten. Aber wir müssen auch effizienter und schlanker werden.

Sie haben kürzlich gesagt, die OMV habe über ihre Verhältnisse gelebt. Die Eigenkapitalquote und die Verschuldensrate haben sich aber nicht wirklich verschlechtert.

Wir hatten früher auf Basis hoher Einnahmen einen hohen Cash-flow, aber noch höhere Kosten. Das ist keine gesunde nachhaltige Struktur. Das wirkt sich zeitverzögert auf die Verschuldensrate aus. Das Ziel von 30 Prozent wurde zuletzt auch nicht erreicht. Wir haben jetzt auch weitere Abwertungen vornehmen müssen, die sich auch nicht positiv auswirken.

Die Meinungen über den Ölpreis gehen weit auseinander. Das reicht von 20 bis 50 Dollar. Womit rechnen Sie?

Wir haben unseren Seelenfrieden bei 40 Dollar gefunden.

Bei diesem Preis schlafen Sie ruhiger? Wo liegt die Schmerzgrenze?

Wir haben schon Schmerzen. Ruhig schlafe ich bei 100 Dollar. Aber auf 40 Dollar stellen wir unsere Programme ein. Liegt der Preis drunter, müssen wir uns noch eins drauflegen. Die Raffineriemargen sind auch unter Druck gekommen, aber die jetzt sechs Dollar sind eine ordentliche Marge.

Wie lange fördern die Saudis noch auf Teufel komm raus?

Da müssen Sie in Wien bei der OPEC nachfragen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Rohölmärkte wieder einpendeln. Was ich aber deutliche sehe, ist, dass unsere Industrie fast 500 Milliarden Dollar an Investitionen gekürzt hat. Das wirkt sich auf der Angebotsseite aus.

Wie gehen Sie als international kleiner Konzern damit um, dass Sie diesen wesentlichen Bereich des Ölpreises nicht beeinflussen können?

In den Kernregionen, wo wir tätig sind, brauchen wir uns nicht zu verstecken. Da sind wir hochleistungsfähig. Aber mit Kosten, die wir noch senken müssen.

Liegt das auch daran, dass die Förderstätten schon älter und damit teurer sind?

Absolut. Da müssen wir sehen, dass wir ein paar Felder bekommen, die ein langes Plateau haben (Anm.: die größere Reserven haben).

Die Investitionen der OMV sind zuletzt in Diskussion geraten. Als dies damals publik wurde, hat die OMV genauso argumentiert wie Sie, als Sie Wintershall-Chef waren. Dass man unabhängiger von Ländern wie Russland oder dem Nahen Osten wird.

Diese Entscheidung, in die Nordsee zu gehen, war auch richtig. Was uns die Flexibilität nimmt, waren die hohen Investitionsverpflichtungen.

Das haben Sie bei bei Ihrem vorigen Arbeitgeber Wintershall anders gemacht.

Wintershall ist meine Vergangenheit, darüber möchte ich nicht reden. Es geht jetzt um die OMV. Wir haben zu hohe Investitionsverpflichtungen.

Sie wollen jetzt dort investieren, wo die Kosten niedriger sind. Wie schaut es dort mit den Margen aus?

Wichtig ist, dass wir auch bei Niedrigpreisen Geschäft machen. Die Margen müssen wir erst verhandeln. Aber darin ist die OMV gut.

Sie wollen in Russland in das Gasfeld Achimov IV/V einsteigen und halten sich bedeckt, was Sie dafür hergeben. Die Russen wollen angeblich Ihre Raffinerien?

Das haben sie schon dementiert.

Das heißt, Sie wissen es, aber wollen es noch nicht sagen.

Wir wissen, wir kriegen eine Beteiligung. Jetzt bewerten wir das Feld.

Aber wenn man in solche Verhandlungen geht, weiß man, was disponibel ist.

Wenn es nach mir geht, würde ich natürlich nicht die ertragstärksten Bereiche hergeben. Aber das ist Verhandlungssache.

Wie würden Sie das Verhältnis zu den russischen Geschäftspartnern bezeichnen?

Tatsache ist, dass unter den Sanktionen alle leiden. Auf beiden Seiten. Ich sehe aber Anzeichen, dass sich Russland Europa wieder nähert. BP und Shell investieren in Russland. Der Faden wurde wieder aufgenommen. Vielleicht ist in Russland auch die Erkenntnis gewachsen, dass China und die Türkei nicht die Alternative zu Europa sind.

Sie haben zuletzt viele nicht so lukrative Tankstellen etwa in Tschechien verkauft, dafür aber die so genannten Hofer-Tankstellen erworben, die nicht unbedingt große Gewinne abwerfen. Können Sie mir die Strategie der OMV erklären?

Bei Tankstellen gibt es eine Glücksformel, das ist die Location. Dann haben sie auch Freude daran. Das gilt auch für die eben erworbenen Tankstellen, die haben eine gute Absatzperspektive und Potenzial für Mengenwachstum. Gleichzeitig forcieren wir die Premium-Standorte.

Wie lange lässt sich das Geschäftsmodell der OMV – fossile Energieträger wie Öl und Gas – noch aufrecht erhalten?

Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass 2050 50 Prozent Öl und Gas für die Primärenergieversorgung benötigt wird. Da ist die OMV weiterhin dabei.

 

Zur Person

Der 55-jährige Deutsche Rainer Seele ist seit sieben Monaten Generaldirektor der OMV AG. Er folgte im Vorjahr Gerhard Roiss nach. Seele war davor Vorstandschef der profitablen BASF-Tochter Wintershall.

Als Präsident der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer war Seele stets skeptisch gegenüber Russland-Sanktionen. Ein geplanter Anteilstausch, wie er ihn jetzt mit der OMV plant, war bei Wintershall nicht zuletzt wegen der Sanktionen gescheitert.

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