Agrarwende soll kommen, doch der Zahler fehlt noch
Grüne Woche: Deutsche "GroKo" und EU wollen mehr Geld für Umwelt und Tierschutz widmen, doch wem wird es genommen?
Kommt jetzt die große Agrarwende? Eine mögliche Große Koalition (GroKo) in Deutschland hat jedenfalls die Absichtserklärung abgegeben, und auch EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan erläuterte zur Eröffnung der Grünen Woche am Donnerstag in Berlin sein Ziel, die EU-Agrarförderungen ökologischer auszurichten. Das sind gute Nachrichten für Österreichs Bauern, weil der Produktions- und Kostendruck sinken würde.
Deutschlands Intensivwirtschaft stößt an Grenzen: Schadstoffe in Boden und Wasser, großes Tierleid, Artensterben wegen riesiger Monokulturen und Pestizideinsatz. Tier- und Umweltschützer prangern das seit vielen Jahren bei Großaufmärschen vor den Messetoren in Berlin an. Die GroKo möchte nun, so sie gelingt, eine umweltfreundlichere, tiergerechtere Produktion fördern ("Gesellschaftsvertrag für eine zukunftsfähige Landwirtschaft").
Weniger Geld von der EU
Ökologischer bedeutet für die Bauern: weniger Ertrag. Da sie nichts Verbotenes tun, verlangen sie einen Ausgleich. Doch EU-Finanzkommissar Günther Oettinger hat schon verkündet, dass es in der nächsten Finanzperiode nicht mehr, sondern um zehn Prozent weniger Geld geben werde, also ein Minus von rund sechs Milliarden Euro im Jahr. Gründe: Erstens werden die Briten nichts mehr zahlen, zweitens muss die EU neue Aufgaben wie Sicherheit, Migration und Digitalisierung finanzieren. Hogan will deshalb Geld umwidmen, von der Betriebsprämie – rund 300 Euro pro Hektar und Jahr, die jeder Bauer erhält, ganz gleich was er tut – zu Umweltleistungen.
Die Betriebsprämie für alle hatte Sinn, als es vor 30 und mehr Jahren galt, den Bauern den Übergang von gestützten staatlichen zu Weltmarktpreisen auszugleichen. Längst ist die Grundförderung ohne Bedingungen Hauptursache, dass Klein- und Mittelbetriebe gegen die Agrarindustrie in den Gunstlagen ständig an Boden verlieren. Österreichs neue Ministerin Elisabeth Köstinger will die Betriebsprämie zwar beibehalten, ist aber für Korrekturen. Sie fürchte nicht, die Groß-Klein-Debatte in der EU zu führen, sagte sie gestern, Freitag, in Berlin.
Mächtige Bruchlinien
Für die Bauern gilt ohnehin: Besser Geld, das sicher ist, als vage Experimente. Denn sie stehen mit dem Rücken zur Wand, als schwächstes Glied einer perfekt organisierten Produktionskette. Es gibt einige Bruchlinien:
Der Handel drückt die Preise, verlangt aber höhere Standards bei Umwelt und Tierwohl.
Umweltorganisationen trommeln für Öko- Ziele und sagen, den Bauern müsse finanziell geholfen werden; es bleibt aber bei Worten.
Der Konsument bejaht Umwelt- und Tierschutz, kauft aber überwiegend bei Rabattaktionen.
Die Bauern wollen Digitalisierung und Robotik vorantreiben, um produktiver zu werden. Dem gesellschaftlichen Wunsch nach Ökologisierung wird misstraut.
Biotechnologische Konkurrenz bedroht die Agrarproduktion. Der deutsche Fleischmulti Wiesenhof etwa ist bei "Supermeat" eingestiegen: Aus Muskelfasern werden im Labor Henderlbrüste. Pflanzliche Nahrung soll aus Algen und ähnlichen Ersatzstoffen kommen.
Daher ist es kein Wunder, dass Bauern beim Zauberwort "Grüne Agrarwende" skeptisch bleiben. Finanziert müsste sie letztlich vom Konsumenten werden, über höhere Produktpreise oder über Steuern (Agrarförderungen).
Wir bauchen Geld ? kein Problem : nachdem der Dieselmotor ja so sparsam ist, könnte man den Dieselpreis ja an den Benzinpreis anheben.
bringt in de fast 8 Mrd € !!
Die EU-Finanzer brauchen nur die Steuer auf nicht nachhaltige Produkte erhöhen, somit ist für die Nachhaltigkeit genug Cash da.
Mind 90% der Konsumenten scheinen ohnehin nur aufs Haben-wollen ausgerichtet.
Man wirds verschmerzen können ...