"Warum willst du den Beruf erlernen?"
Bewerbung, Teil 2: Kandidatenbeobachtung nicht nur beim Bewerbungsgespräch.
Bis die Lehrstellen-Suchenden zum Bewerbungsgespräch kommen, haben sie meist bereits mehrere Berührungspunkte mit ihrem künftigen Ausbildungsbetrieb gehabt. Diese werden in ihrer Bedeutung oft unterschätzt.
Erstkontakte können Schnuppertage, ein Gespräch am Firmenstand bei der "Jugend & Beruf" im Oktober in Wels oder einer regionalen Lehrlingsmesse sein. Dabei können Jugendliche positiv auffallen. So werden sie in Bezug auf ihr Interesse, ihre Fragen und ihr Geschick bei praktischen Aufgaben bewertet.
Beim Maschinenbauer Salvagnini in Ennsdorf etwa werden nach dieser Arbeitsprobe und der schriftlichen Bewerbung acht Jugendliche zu einem Eignungstest eingeladen. Die Schulnoten seien mittelwichtig, sagt Prokurist Hermann Wiesinger. "Das Interessezeigen ist das Wesentlichste."
Auf das Bewerbungsgespräch sollten sich Jugendliche vorbereiten. "Mit Freunden oder Verwandten", rät Renate Bauer vom Berufsinformationszentrum des Arbeitsmarktservice (AMS) in Linz.
Das AMS bildet übrigens auch für den Eigenbedarf aus: Personaldienstleister. Hier wendet sich die Organisation an Maturanten oder Schulabbrecher. Schlechte Noten seien kein Hindernis, entscheidend sei der hauseigene Potenzialtest, sagt Personalchefin Edith Weickl. Dabei wird getestet, wie man unter Stress agiert, wie man Informationen verarbeitet. Auch logisches Denken, Durchhaltevermögen und wie leicht oder schwer der Umgang mit Regeln fällt, werden bewertet.
Weickl macht auf ein weiteres Kriterien aufmerksam: "Wir telefonieren mit den Kandidaten nach dem Erhalt des Bewerbungsschreibens." Da komme es vor, dass sich Jugendliche nicht an die Firma erinnern.
Auch beim Bewerbungstermin wird nicht nur das Gespräch beobachtet. Daher: schon beim Eintritt ins Gebäude ordentlich grüßen. "Auch alle am Bewerbungsgespräch Beteiligten mit einem Handschlag und mit Namen begrüßen, wünscht sich Sandra Pfob, die Personalchefin beim Büromöbelbauer Hali.
Welche Fragen zu erwarten sind? "Natürlich fragen wir nach den Stärken und Schwächen – was ein Jugendlicher gut kann, was weniger, wofür er sich interessiert", sagt Wiesinger. Andere Personalchefs wollen wissen, welche Gründe für die Lehrberufswahl ausschlaggebend sind – ob mehr als der Wunsch der Eltern oder das Vorbild von Freunden dahintersteckt. Auch kleine praktische Tests gibt es: Bei die Auswahl eines Elektrikerlehrlings kann es vorkommen, dass etwa ein Schutzschalter hergezeigt wird mit der Frage: "Was ist das?"
Facebook-Profil beobachten
Wenn das Bauchgefühl sagt, "da ist noch etwas", machen Personalverantwortliche auch einen Blick ins Internet. "Ein Facebook-Check rundet das Profil ab." Aus den Postings und Likes lasse sich ablesen, ob ein Bewerber zu den Firmenwerten passt.
Einen anderen Aspekt bringt Karl Dauerböck, Geschäftsführer von Schmid Reinigung ein: "Bei uns sind nicht die stark standardisierten Bewerbungen ausschlaggebend, sondern der Kennenlern-Tag mit den Eltern." Das Elternhaus spiele eine Rolle, ob Jugendliche die Ausbildung abschließen oder nicht. Ausgebildet wird kürzlich aufgewerteten Lehrberuf des Reinigungstechnikers.
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