Vom Mühlviertler Lehrling zum Chef und Motivator von 400 Mitarbeitern
ST. VEIT IM MÜHLKREIS. Der Gründer des Zaunherstellers "Guardi" wuchs auf einem Bauernhof in St. Veit i. M. auf.
Seine Lehre als Werkzeugmacher hat Rudi Czapek in den frühen 1980er Jahren mit eher überschaubarer Euphorie angetreten. Später studierte er in den USA Design. Heute leitet er mit dem Zaunhersteller "Guardi" ein Unternehmen, das 400 Mitarbeiter in mehreren Ländern beschäftigt. Auf seine Wurzeln im Mühlviertel ist der 51-Jährige ebenso stolz wie auf die technischen Fertigkeiten, die er sich während seiner Lehrzeit aneignete.
"Damals habe ich mich furchtbar darüber geärgert, dass ich quasi zu einer Werkzeugmacher-Lehre in Wien verdonnert wurde. Aber der Beruf hat mir ein grundlegendes technisches Verständnis eröffnet. Davon profitiere ich heute, denn ich bin nicht nur auf den Posten des Designers reduziert, sondern kann auch in der Technik entscheiden", so der Unternehmer zu den OÖNachrichten.
Weder hungrig noch unglücklich
Müsste er heutzutage Jugendliche bei der Berufswahl begleiten, würde er ihnen vor allem zwei Fragen mitgeben: "Erstens: Habe ich Leidenschaft für den Beruf und bin ich gut darin? Zweitens: Kann man damit Geld verdienen oder zumindest davon leben?" Lautet die Antwort in einem der beiden Punkte nein, würde Czapek nach einer Alternative Ausschau halten: "Man will ja weder hungrig sein noch unglücklich leben."
Ebenso geprägt wie die Lehre hat Czapek die Kindheit auf dem Bauernhof seiner Großmutter in St. Veit: "Zusammenhalt in der Familie, harte Arbeit, aber zugleich ein fairer Umfang mit Mensch und Natur. Das sind meine Erinnerungen an das Mühlviertel." Diese Tugenden versucht Czapek auch in seinem Unternehmen vorzuleben. "Ich laufe viel in der Firma herum und rede gern mit Menschen aller Ebenen und Abteilungen." So bekomme er schnell mit, wo Potential für Verbesserungen schlummert. Seine Mitarbeiter wüssten, dass er zwar seine Ziele konsequent verfolgt, dabei aber auf Handschlagqualität und Menschlichkeit nicht vergisst. "Ich behandle Menschen so, wie ich selbst gerne behandelt werden möchte. Außerdem halte ich mehr von Anerkennung als von Cholerik."
Eine zeitgemäße Ausbildung junger Menschen hält Czapek für eine der größten Herausforderungen, damit der Standort Österreich wettbewerbsfähig bleibt: "Wir brauchen zudem eine Aufwertung des Images von Unternehmertum und Arbeit." Wenig hält Czapek hingegen vom Hochfahren der nationalen Grenzen innerhalb der EU: "Der Binnenmarkt ist für Österreichs wirtschaftliche Entwicklung ungemein wichtig."
Design und Zäune
Aufgewachsen in St. Veit im Mühlkreis, absolvierte Rudi Czapek in Wien zunächst eine Werkzeugmacher-Lehre und legte dann die Matura ab. In den USA studierte er anschließend Industrie-Design.
Zurück in Österreich , designte und fertigte er zunächst Lampen. Hier kam er mit dem Metall Aluminium in Berührung – und verlegte sich auf die Produktion von Aluminium-Zäunen. „Ich wollte etwas machen, das kommerziell erfolgreich ist. Außerdem ist es für einen Industriedesigner eine Herausforderung, etwas so Profanes wie Zäune ästhetisch zu gestalten“, sagt Czapek rückblickend. Gerade in Sachen Design sei Guardi deshalb Branchenführer.
Die Produktion verlagerte Czapek ab dem Jahr 2001 schrittweise nach Polen. Heute beschäftigt sein Unternehmen weltweit mehr als 400 Mitarbeiter. Die Firmenzentrale ist in Wien, Niederlassungen gibt es in Deutschland, Ungarn und Polen.