Diese Frau formt die härtesten Steine
LANGENSTEIN. Ortrun Skala hat eine für Mädchen ungewöhnliche Berufswahl getroffen: Sie ist Steinmetz.
Staubschutzmaske, Hammer und Meißel – nicht unbedingt jene Gegenstände, die man auf Anhieb mit weiblichen Lehrlingen in Verbindung bringt. Bei Ortrun Skala ist das anders: Die gebürtige Feldkirchnerin hat sich nach der Matura an der HLW für künstlerische Gestaltung in den Kopf gesetzt, eine Steinmetz-Lehre zu beginnen. "Mir war nach der Matura klar, dass ich etwas Handwerkliches machen möchte, um meine Ausbildung so richtig komplett zu machen", sagt die 23-Jährige.
Auf der Suche nach einem Lehrplatz wurde die Tochter zweier Musikschul-Lehrer bei den Poschacher Natursteinwerken in Langenstein vorstellig. "Ich war überrascht, dass sich ein Mädchen für eine Lehre bei uns interessiert. Beim ersten Kennenlernen wollte ich herausfinden, ob es die junge Dame tatsächlich ernst meint oder ob das nur irgendwelche Flausen sind", sagt Geschäftsführer Anton Helbich-Poschacher. Skala meinte es tatsächlich ernst und startete im September 2013 eine – auf zwei Jahre verkürzte – Steinmetz-Lehre.
Die ersten Wochen waren buchstäblich hart: "Das erste, was ein Lehrling macht, ist das sogenannte Spitzen von Steinen – also ganz klassisch mit Hammer und Spitzmeißel. Und das acht Stunden pro Tag. Das war für mich als ehemalige Schülerin schon eine große Umstellung. Aber nach einem Monat war das kein Problem mehr." Schritt für Schritt machte sie sich mit den verschiedensten Steinen und ihren Bearbeitungsmethoden bekannt. Zielstrebigkeit und Talent brachten ihr die Anerkennung ihrer Arbeitskollegen ein. "Die Tatsache, dass ich ein Mädchen bin, ist eigentlich nie ein Problem. Die meisten waren sogar erfreut, dass sich einmal ein Mädchen in die Fertigungshalle verirrt." Gegen Ende ihrer Lehrzeit durfte Ortrun Skala Österreich sogar beim europäischen Nachwuchswettbewerb für Steinmetze und Steinbildhauer in Nürnberg vertreten. Die Lehrabschlussprüfung absolvierte sie vor einem halben Jahr – mit Auszeichnung!
Heute ist Skala in der Grabmal-Abteilung tätig. Hier entwirft sie Grabsteine und fertigt sie selbst an. "Ich verbringe eine Hälfte meiner Arbeitszeit im Büro und die andere Hälfte in der Fertigung. So ganz ohne Werkbank würde ich es gar nicht aushalten. Dafür habe ich die Ausbildung schließlich gemacht", sagt sie. Ihre Entscheidung gerade für diesen Beruf sei goldrichtig gewesen.