Geheimnisverrat – Vatikan sucht nach Komplizen des Papst-Kammerdieners
ROM. Heftiger Regen fällt Pfingstmontag auf den Petersplatz. Der Regen könnte ein reinigender sein. Doch am Ende ist nur das Pflaster glitschig. Gläubige und Touristen müssen aufpassen, nicht auszurutschen. Nicht anders geht es den Kurienmitgliedern.
Sie sind zwar im Trockenen, aber die Nachrichten, die aus dem Vatikan dringen, sind verheerend für das Bild der katholischen Kirche. Intrigen und Verrat regieren hinter den Mauern des Apostolischen Palastes.
Am Freitag bekommt die Öffentlichkeit den ersten Schuldigen in der Affäre um gestohlene Geheimdokumente präsentiert. Es ist Paolo Gabriele, Kammerdiener des Papstes. In seiner Wohnung finden Beamte Schubladen mit privaten Papst-Notizen, die längst im Archiv des Staatssekretariats lagern müssten. Gabriele, der im Vatikan nur „Paoletto“ gerufen wird und als einfältiger, untertäniger Diener des Papstes gilt, gehört seit 2006 zum engsten Kreis Benedikts XVI. Hat „Paoletto“ alleine gehandelt und vertrauliche Dokumente an Medien weitergegeben?
Am Wochenende wird die Öffentlichkeit mit neuen Gerüchten gefüttert. Ein italienischer Kardinal soll Auftraggeber des Dieners sein. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi dementiert: „Die vom Heiligen Vater eingesetzte Kommission befragt auch Kardinäle, gegen die wird nicht ermittelt.“
Mit der Aufklärung der Vorgänge hatte Benedikt vor vier Wochen Kardinal Julián Herranz Casado, führendes Opus-Dei-Mitglied, und zwei weitere Angehörige der Kurie beauftragt. Schon damals erinnerten die Vorgänge im Apostolischen Palast an den Plot eines Kriminalromans.
Am Pfingstmontag erscheint „La Repubblica“ mit einem Interview. Anonym spricht ein Verschwörer über die Motive einer 20 Mitglieder umfassenden Gruppe. „Corvi“ werden sie von Journalisten getauft, Raben. Einer der „Raben“ behauptet, es sei das Ziel der Verschwörer, den „Sumpf der Kirche“ aufzudecken. Ob es um Korruption im Staatssekretariat geht, wie oft behauptet, sagt die anonyme Quelle nicht. Alles geschehe zum Besten des Papstes. Doch Benedikt wirkt immer mehr wie ein hilfloser Spielball der Interessen.
Doch das Bild, das der anonyme Insider zeichnet, wirkt nicht unrealistisch: Da seien diejenigen, die gegen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, den nominell zweiten Mann im Vatikan, arbeiteten. Und diejenigen, die Benedikt für zu schwach hielten, die Weltkirche zu führen. Schließlich sei auch Georg Gänswein, der Privatsekretär des Papstes, Ziel der Angriffe. Angesichts der Schwäche des Papstes habe er zu viel Macht angesammelt, sagen Verschwörer.
Das Chaos im Vatikan wirkt komplett, wenn man auch an das am Donnerstag ausgesprochene Misstrauensvotum gegen den Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, denkt. Der gilt als Vertrauter Benedikts, der sich gegen die Entscheidung des Aufsichtsrates hätte auflehnen können. Dann aber wäre der Bruch zwischen Papst und Kardinalstaatssekretär offensichtlich geworden. Bertone sitzt der Kardinalskommission vor, die die Entscheidungen des Aufsichtsrates überwacht. Erst der Chef der Vatikanbank, dann der persönliche Butler. Es scheint, um den Papst wird es immer einsamer.
Papst-Kämmerer
Kammerdiener Paolo Gabriele (46), der am Donnerstag im Zuge eines seit Wochen schwelenden Skandals rund um die Weitergabe streng vertraulicher Papiere aus dem Umfeld des Papstes festgenommen worden ist, gehört zur „päpstlichen Familie“ (Seguito papale), dem aus rund 30 Personen bestehenden engsten Kreis um den Pontifex. Sie sind im Vatikanstaat mit protokollarischen Aufgaben betraut. Die nach katholischer Tradition freiwilligen Laien des päpstlichen Gefolges sind in der Regel Angehörige des Adels oder angesehener römischer Familien.
Unter den Dienern hat der persönliche Kammerherr des Papstes als „Majordomus“ eine besondere Vertrauensstellung. Er hilft dem Oberhaupt der katholischen Kirche beim Anziehen, bedient ihn beim Essen und bereitet sein Schlafzimmer vor. Er hat freien Zugang zu den Privatgemächern des Papstes und verwahrt alle Schlüssel zu Türen, Stiegenhäusern und Aufzügen. Der persönliche Kammerdiener folgt dem Heiligen Vater bei Audienzen und begleitet ihn auf Reisen.
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werten" Kardinäle den alten Ratzinger zum "Chef" gewählt haben - weil er eben alt und jetzt auch noch schwach ist, und die ganze Bagage in Purpur, Samt und Seide somit tun kann, was SIE will. Nicht jeder von uns hat die Change, sich seinen Chef selber wählen zu können - die Rasselbande im Vatikan schon. Dementsprechend haben sie sich eben den Schwächsten (aus)gewählt. "Wir sind doch nicht blöd!"