„Vatileaks“ – Opus-Dei-Kardinal soll den Maulwurf im Vatikan finden
ROM. Wer hat der italienischen Presse Anfang dieses Jahres ebenso vertrauliche wie brisante Dokumente zugespielt? Diese Frage sollen jetzt drei Kardinäle klären. An der Spitze dieser mittels „päpstlicher Vollmacht“ eingesetzten Kommission steht mit dem Spanier Julián Herranz allerdings ein hochrangiges Mitglied des umstrittenen Opus-Dei-Ordens vor.
Im Jänner und Februar waren vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan der italienischen Presse zugespielt worden. Darunter Briefe von Erzbischof Carlo Maria Viganó an Benedikt XVI., in denen der langjährige „Premierminister“ von Vatikanstadt Verschwendung, Filz und Korruption anprangert, die es in der Finanzverwaltung gebe. Viganó ist mittlerweile nicht mehr in Rom, sondern als päpstlicher Nuntius in den USA. Eine Versetzung, die er selbst als Strafe für seine Ehrlichkeit bezeichnet hat.
Unter der Leitung von Kardinal Julián Herranz sollen schon in den kommenden Wochen unter anderem Mitarbeiter des Vatikans genau befragt werden, heißt es in einem Bericht der britischen Zeitung „Guardian“.
Der vom Papst mit der Suche nach der undichten Stelle im Vatikan beauftragte 82-jährige Spanier war lange Jahre der persönliche Sekretär von Josemaria Escrivá, dem Gründer von Opus Dei, berichtete der „Guardian“. Auch ein weiterer Kardinal in der Kommission ist demnach Mitglied des Ordens.
Umstrittener Geheimbund
Escrivá, der bereits 1975 starb, wurde 2002 vom damaligen Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Der Geistliche ist allerdings nicht unumstritten. So wurden schon zu seinen Lebzeiten Vorwürfe laut, die von ihm gegründete Gruppierung Opus Dei verfolge geheime Interessen innerhalb des Vatikans. Auch wurden Opus Dei bereits vor Dan Browns Buch „Sakrileg“ rigide Selbstkasteiungspraktiken nachgesagt.
Zudem soll Escrivá faschistische Regime wie die Franco-Regierung in Spanien und die Regierung Pinochet in Chile unterstützt haben.