Wirbel um erste Homosexuellen-Parade in Bratislava
BRATISLAVA. Die für den morgigen Samstag geplante erste Homosexuellen-Parade in Bratislava (Preßburg) seit der Unabhängigkeit der Slowakei 1993 hat negative Reaktionen von einigen Politikern ausgelöst.
Die mitregierende nationalistische Slowakische Nationalpartei (SNS) hat am Freitag ein Verbot gefordert. Zwischen 500 und 1.000 Teilnehmer werden bei der "Rainbow Pride Bratislava 2010" erwartet, wie die Agentur CTK am Freitag berichtete. Dutzende Polizisten sollen die Parade begleiten.
Die SNS meinte, Gemeinden dürften Veranstaltungen absagen, in denen Gewalt oder Unanständigkeiten involviert sein könnten. SNS-Abgeordneter Jakub Gajdosik sagte, dass die Teilnahme nackter Menschen eine solche Unanständigkeit sei. Die Verfassung könnte durch die Parade verletzt werden. Die extremistische Vereinigung "Slovenska Pospolitost" (Slowakische Gemeinschaft) will am Samstag eine Gegenveranstaltung unter dem Motto "Für die Zukunft der Familie, gegen Perverse" abhalten.
Zugleich unterstützen zahlreiche Aktivsten, NGOs, Botschaften und die Europäische Kommission die geplante Parade. 16 Botschafter und die Vertretung der Europäischen Kommission in der Slowakei drückten in einer gemeinsamen Aussendung am heutigen Freitag ihre Solidarität mit der lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Gemeinschaft in der Slowakei aus. An der Parade wollen auch Vertreter von Amnesty International aus Österreich, Tschechien, Ungarn and der Slowakei teilnehmen.
Die weltweit meist im Frühsommer stattfindenden Paraden gedenken des Stonewall-Aufstandes, der 1969 in der New Yorker Christopher Street stattfand. Die Erhebung der Gäste der Schwulenbar "Stonewall Inn" gegen Polizeiwillkür gilt als Auftakt der Homosexuellenbewegung weltweit.