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Wahnsinnstat in München seit einem Jahr geplant

25. Juli 2016, 00:05 Uhr
Wahnsinnstat seit einem Jahr geplant
Bild: Reuters

MÜNCHEN. David S. verfasste ein Manifest wie der Massenmörder Breivik in Norwegen 2011 - die Waffe dürfte er sich illegal beschafft haben.

Als die Polizei die Wohnung von David S. durchsucht, finden die Beamten ein Buch. "Amok im Kopf: Warum Schüler töten" heißt es, erschienen 2009 nach dem Amoklauf im deutschen Winnenden, bei dem ein 17-Jähriger an seiner Ex-Schule 15 Menschen und sich selbst tötete.

Auch der 18-jährige David S. hat vergangenen Freitag eine Waffe genommen und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen erschossen. Drei seiner Opfer waren erst 14 Jahre alt, zwei 15, weitere 17, 19 und 20 Jahre, eine Tote 45 Jahre. Dazu kommen noch 35 weitere Verletzte. Wie Fotos zeigen, war David S. sogar selbst nach Winnenden gefahren und hatte sich dort umgesehen.

Aus Sicht der Ermittler spricht vieles dafür, dass es keine spontane Tat war, sondern dass S. diese mindestens ein Jahr lang geplant hatte.

Der Täter selbst sagte in einem Video, das ihn auf dem Parkplatz nahe dem Olympia-Einkaufszentrum in einer Auseinandersetzung mit einem Anwohner zeigt: "Ich bin Deutscher, ich bin hier geboren worden. Ich war in stationärer Behandlung." Und: "Wegen euch bin ich gemobbt worden sieben Jahre lang. Und jetzt musste ich mir eine Waffe kaufen, um euch alle abzuknallen."

Vater erkannte den Täter

Schon kurz nach der Tat erkannte der Vater David S. auf diesem im Internet kursierenden Video. Er ging zu einer Polizeiinspektion und äußerte den Verdacht, dass er den Schützen kenne.

S. erschoss sich schließlich nach einem Kontakt mit der Polizei selbst. "Gegen 20.30 Uhr hatte eine Streife nördlich des Olympiaeinkaufszentrums Kontakt zum mutmaßlichen Täter. Als Reaktion auf die Ansprache der Beamten zog er unvermittelt seine Schusswaffe, hielt sie sich an den Kopf und erschoss sich", teilte die Polizei mit.

Waffe im Internet besorgt

Die Waffe, mit der David S. die Wahnsinnstat begangen hat, ist nach Angaben der Ermittler eine Glock 17 mit Prüfzeichen aus der Slowakei. "Es gibt einen Chatverlauf, der darauf schließen lässt, dass er sich diese Waffe im Darknet besorgt hat", so die Ermittler – also illegal via Internet.

Es soll sich um eine reaktivierte Theaterwaffe handeln, die keine Seriennummer mehr hatte. S. hatte insgesamt 300 Schuss Munition in seinem Rucksack. Am Tatort fand die Polizei insgesamt 58 Patronenhülsen, von denen bis auf eine alle aus der Tatwaffe stammen sollen.

Der 18-jährige S. sei 2012 von Mitschülern gemobbt worden, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Er soll bis vor wenigen Wochen wegen einer psychischen Erkrankung behandelt worden sein, so der Oberstaatsanwalt weiter. In der Wohnung habe man Behandlungsunterlagen gefunden.

Deutschland debattiert über schärfere Waffengesetze

Nach dem Amoklauf in München setzt nun die politische Debatte ein, wie solche Bluttaten verhindert werden können. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach sich dafür aus, die Einsatzkonzepte der Polizei noch einmal unter die Lupe zu nehmen. „Das wird sicher jetzt noch einmal überprüft werden müssen.“
In den Blickpunkt rücken zudem die Waffengesetze: De Maizière sagte der Zeitung „Bild am Sonntag“, zunächst müsse ermittelt werden, wie der Amokläufer an die Tatwaffe gelangt sei. „Dann müssen wir sehr sorgfältig prüfen, ob und gegebenenfalls wo es noch gesetzlichen Handlungsbedarf gibt.“ Die bestehenden Waffengesetze seien bereits sehr streng.

Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) betonte im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe: „Die Waffenkontrolle ist ein wichtiger Punkt. Wir müssen weiter alles tun, um den Zugang zu tödlichen Waffen zu begrenzen und streng zu kontrollieren.“ Gabriel sagte zudem, Staat und Gesellschaft müssten bei psychisch instabilen Menschen „hinsehen und intervenieren – gerade bei Jugendlichen“.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte in der „Welt am Sonntag“, dass „wir in extremen Situationen auch in Deutschland auf die Bundeswehr zugreifen können“.

Die historisch begründeten Vorbehalte in der Bundesrepublik seien überholt. „Wir leben nicht in Zeiten der Weimarer Republik. Wir haben eine absolut stabile Demokratie“, sagte Herrmann. Die Oberhoheit für den Einsatz müsse aber bei der Polizei bleiben.

„Die Bundeswehr muss, wohlgemerkt immer unter Federführung der Länder, die für die innere Sicherheit zuständig sind, auch im Inneren zum Schutz der Bürger eingesetzt werden können.“ Herrmann hatte das Interview bereits vor dem Amoklauf gegeben, die Aussagen gewinnen vor dem neuen Hintergrund nun an Dynamik.

Polizei besser ausstatten

Bayerns Landesregierung will unterdessen die Polizei besser ausstatten, wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach einer Sondersitzung des Kabinetts in München sagte. „Die Bevölkerung kann sich darauf verlassen, dass wir als politisch Verantwortliche alles Erdenkliche tun werden, um unsere Bevölkerung zu schützen.“ Seehofer ließ durchblicken, dass es mehr Geld für die Polizei geben soll – sowohl für zusätzliche Stellen als auch neue Ausrüstung.

 

 

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