Traumhafte Kreuzfahrten auf schmutzigen Ozeanriesen
Erst in einem Jahr wird mit der "AidaNova" das erste Öko-Traumschiff, angetrieben mit umweltfreundlichem Flüssiggas, in See stechen.
Ein einziger Ozeanriese bläst so viele Abgase in die Luft wie fünf Millionen Pkw", kritisiert ein OÖN-Leser euphorische Berichte über Kreuzfahrten. Diese Zahl ist natürlich ein Unsinn. Trotzdem sollten sich die rund 130.000 österreichischen Hochsee-Touristen (2016) Gedanken machen.
Ein einziges Schiff kann nicht so viele Luftschadstoffe erzeugen wie fünf Millionen Autos. Der Vergleich bezieht sich auf Schwefeldioxid, das global keine gravierende Rolle mehr spielt, seit die Ölkonzerne zum Schutz vor Saurem Regen und zur Rettung vor dem Waldsterben nur noch rund 0,005 Prozent Schwefel im Kfz-Treibstoff belassen dürfen. Der Großteil der globalen Schiffsflotten fährt jedoch weiter mit dem Abfall der Raffinerien, dem Schweröl.
Das geschieht erstens aus Kostengründen, zweitens weil es zu wenig Schiffsdiesel am Markt gebe – der nur maximal 1,5 Prozent Schwefel enthalte –, rechtfertigen sich Reeder. Außerdem gebe es noch keine effizienten Abgasreinigungen, behauptet der Interessenverband Cruise Lines International.
Brennstoff weltweit steuerfrei
Freilich würde bei steigender Nachfrage alles längst ausreichend zur Verfügung stehen. Die Reedereien können bisher aufgrund der Internationalität ihres Sektors eine Besteuerung und Umweltauflagen verhindern. Mit dem Argument, die Wettbewerbsfähigkeit wegen unlauterer Konkurrenz auf dem Weltmarkt ginge verloren, entzieht sich auch die Luftfahrtbranche seit Jahrzehnten erfolgreich staatlichen Zugriffen.
Doch in der Schifffahrt geschieht einiges: Die EU erlaubt in ihren Häfen seit 2016 nur noch Schiffsdiesel. Das senkt Schwefeldioxid und Feinstaub um 90 Prozent. Ost- und Nordsee dürfen nur noch mit diesem umweltfreundlicheren Treibstoff befahren werden. Auch in der Binnenschifffahrt in Europa ist Schweröl längst verboten. Allerdings: Wenn die Kapitäne die limitierten Gewässer verlassen, öffnen sie – aus Kostengründen – den Schweröltank.
Wer sich für eine Traumreise auf See begibt, und das waren im Vorjahr global rund 24 Millionen Menschen, muss trotzdem keine dramatischen Umweltsorgen entwickeln: Die weltweit rund 90.000 Schiffe trugen 2016 nur rund 2,7 Prozent zum CO2-Ausstoß bei. Das ist nicht mehr als der Beitrag des Flugverkehrs, und 99 Prozent der Schiffe dienen dem Warentransport, nicht Urlaubszwecken.
Das Problem der Stars der Weltmeere ist nicht Kohlendioxid, sondern das sind neben Schwefeloxiden vor allem Stickoxide und Feinstaub. Sie fallen drei Mal so schwer ins Gewicht wie CO2. Der Ruß aus den Schloten kann Krebs verursachen, vor allem bei Personal, Gästen und den Anwohnern und Beschäftigten in den Häfen. 40 Prozent einer Kreuzfahrt werden in Häfen verbracht; während des Aufenthalts laufen die Dieselmotoren, um die schwimmenden Städte mit Strom zu versorgen.
Das Geschäft mit den Traumschiffen ist also schmutzig: Der deutsche Naturschutzbund hat in seinem Kreuzfahrt-Ranking, das er heuer zum siebenten Mal erstellte, noch immer erst elf Ozeanriesen gefunden, wo ein wenig auf die Luftqualität geachtet wird. Nur die Reedereien TUI, Hapag-Lloyd und Aida beschäftigen sich damit, die Abgasschwaden aus den riesigen Schornsteinen zu reduzieren. NABU-Geschäftsführer Leif Miller, sagt "insbesondere Costa, MSC und Royal Caribbean würden sich demUmwelt- und Klimaschutz verweigern". Aida mache immer nur große Ankündigungen.
18 Gasschiffe in Auftrag
Tatsächlich setzt die zur italienischen Costa, bzw. deren US-Mutter Carnival gehörende Aida zum großen Durchbruch an. In genau einem Jahr soll mit der "AidaNova" das erste Schiff in Dienst gestellt werden, das mit schadstoffarmem Flüssiggas (Liquified Natural Gas – LNG) gefahren wird. Weitere 18 große LNG-Schiffe sind bei den großen Werften bestellt. Aida schaltet außerdem in mehreren Häfen – etwa Hamburg, Southampton und LeHavre – die Diesel ab, weil Strom vom Land geliefert wird.
Ist ein Kreuzfahrtschiff nach herkömmlicher Technik beim CO2 eine überdurchschnittliche Umweltbelastung? Das deutsche Umweltbundesamt hat errechnet, dass ein Ozeanriese pro Tag im Schnitt 960 Kilometer zurücklegt und dabei pro Person 184 Kilo CO2 ausstößt. Bei einem Flugzeug beträgt der Wert auf dieser Distanz 365 Kilo, bei einem Mittelklassewagen nur 33 Kilo – wenn er mit vier Passagieren besetzt ist. Die Regel sind jedoch 1,5 Fahrgäste.
Trotzdem sollten die Staaten darauf drängen, dass die Schifffahrt das Schwefel- und Stickoxid-Problem löst. SO2 trägt massiv zur Übersäuerung der Meere bei.
Umweltschutz-Ranking (PDF):
Sündenregister: Die Seefahrer stehen nicht nur wegen des Verfeuerns von Schweröl in der Kritik, einer schmutzigen Energieform, die sie zudem steuerfrei einkaufen. Sie schwimmen auch bei der Flucht in Steuerparadiese obenauf. Die meisten Schiffe fahren unter den Flaggen von Malta, Panama, Bermudas oder Liberia. Costa, MSC und Aida nutzen die Vorteile Italiens, wo nach Tonnage besteuert wird. Weiterer Kritikpunkt: Beschäftigte aus der Dritten Welt über Leiharbeit.
zusammengepfercht,eine masse von
menschen,auf so einem schiff,nein
danke!!!!
rauchend,stinkend,umweltverschmutzend!!!!!!!!!
nur nicht den Schadstoffausstoß verniedlichen, Herr Lehner!