Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Schweres Zugunglück in Oberbayern: Zehn Tote

Von nachrichten.at/apa, 09. Februar 2016, 20:35 Uhr
Bild 1 von 39
Bildergalerie Schweres Zugunglück in Bayern
Bild: (Reuters)

BAD AIBLING. Zehn Menschen starben Dienstagfrüh bei einem schweren Zugunglück in Bayern. Der Grund für das Unglück sei offenbar eine "verhängnisvolle Fehlentscheidung" eines Bahnmitarbeiters.

Gegen 6.50 Uhr waren zwei Züge des privaten Meridian mit etwa 100 km/h auf der eingleisigen und kurvenreichen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim in einer Kurve ungebremst frontal zusammengestoßen. Die Strecke ist mit dem automatischen Zugsicherungssystem PZB gesichert, bestätigte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bei einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag. Die Züge hätten also zwangsgebremst werden müssen. Der Verkehrsminister Dobrindt teilte weiter mit, dass nun auf die Auswertung der Black Boxen der Züge gewartet werden muss. "Vorher ist alles nur Spekulation." Auch Wolfgang Giese, der leitende Staatsanwalt, warnte vor Spekulationen über das Zugunglück - gerade auch im Hinblick auf die Hinterbliebenen.

Zum Stand der Verletzten gab es folgende neue Angaben: 18 Schwerverletzte und 63 Leichtverletzte wurden geborgen. Drei der Passagiere würden noch vermisst. An der Pressekonferenz der bayerischen Polizei in Bad Aibling nahmen der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann teil. Die Pressekonferenz begann kurz vor 13.30 Uhr.

Weil Faschingsdienstag ist, waren die Züge weniger stark besetzt wie sonst. Die Schwerverletzten konnten in den Krankenhäusern zügig versorgt werden, informierten Harald Moser, Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, und der Rosenheimer Polizeipräsident Robert Kopp.

Bild: OÖN

 

Bayerns Innenminister Hermann bedankte sich bei den Einsatzkräften: "Großartig, auf welche Hilfsbereitschaft und Einsatzbereitschaft wir uns verlassen können." Die meisten Helferinnen und Helfer vor Ort hätten ehrenamtlich gearbeitet. "Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, bei den Angehörigen, bei den Toten und bei den Schwerverletzten", sagte Hermann weiter. Es sei eine "schwere Stunde in der Geschichte des Zugverkehrs in Deutschland".

Menschliches Versagen womöglich Ursache

Das schwere Zugsunglück ist einem Zeitungsbericht zufolge womöglich auf menschliches Versagen zurückzuführen. Der Grund für das Unglück sei offenbar eine "verhängnisvolle Fehlentscheidung" eines Bahnmitarbeiters, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland, dem mehr als 30 Tageszeitungen angehören, am Dienstagabend unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Die Ermittlungen würden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Spezialisten hätten mit ihrer Ermittlungsarbeit gerade erst begonnen, sagte er.

Dem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge soll der Bahnbedienstete das automatische Signalsystem ausnahmsweise außer Kraft gesetzt haben, um einen verspäteten Triebwagen noch "quasi von Hand durchzuwinken". Der entgegenkommende Zug habe ebenfalls grünes Licht bekommen.

Deutschlands Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zufolge waren die Züge anscheinend mit "sehr hoher Geschwindigkeit" unterwegs, als sie auf der Strecke in einer lang gezogenen Kurve kollidierten.

Schlimmstes Unglück seit 1975

Bei dem Unglück verkeilten sich die Triebwagen der beiden Züge. Ein Zug entgleiste, mehrere Waggons stürzten um. Es dürfte sich um das schlimmste Zugunglück in Bayern seit 1975 handeln. Die Ursache für das Unglück auf der auch Mangfalltalbahn genannten Strecke war zunächst unklar, die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Schwierige Bergung

Ein Großaufgebot an Rettungskräften mit zahlreichen Hubschraubern und Krankenwagen kümmerte sich um die Verletzten. Die zwei Lokführer wurden zunächst nicht zu den Todesopfern gezählt. Es sei aber "nach menschlichem Ermessen" nicht vorstellbar, dass sie den Zusammenprall überlebt hätten, sagte ein Polizeisprecher. Die Bahnstrecke wird vor allem von Pendlern in Richtung München frequentiert.

Hubschrauber brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, während die zahlreichen Leichtverletzten zunächst in einer Sammelstelle versorgt wurden. Dabei half auch die Wasserwacht, welche die Verletzten von der direkt an dem Fluss Mangfall gelegenen Unfallstelle an das gegenüberliegende Ufer transportierte.

Zum Teil wurden die Opfer auch in Bergungssäcken von den Hubschraubern hochgezogen und an das andere Ufer geflogen. Die Unfallstelle ist sehr schwer zugänglich und liegt an einer Hangkante, die zur Mangfall abfällt. Laut Polizeisprecher könnte der Rettungseinsatz den ganzen Tag andauern. Zu Mittag waren alle Überlebenden aus den beiden Zügen befreit und die Verletzten in umliegende Spitäler gebracht.

Der Blutspendedienst München rief die Bevölkerung zum Blutspenden auf, denn die Krankenhäusern bräuchten dringend Blutkonserven für die Verletzten.

Hilfe aus Tirol

Im Einsatz in Bayern standen auch zahlreiche Rettungskräfte aus Tirol. Das Rote Kreuz, der Arbeiter Samariter Bund und andere Organisationen hatten insgesamt 35 Fahrzeuge, 120 Sanitäter und zwölf Notärzte aus Kufstein, Schwaz und Kitzbühel entsandt. Weiters befanden sich vier Notarzthubschrauber aus Österreich im Einsatz. Das Krankenhaus Kufstein stand für die Übernahme von Verletzten bereit.

"Der Unfall ist ein Riesenschock für uns", sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), Bernd Rosenbusch. "Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen." Die BOB betreibt die Züge auf der Unfallstrecke.

Die Züge waren in einer Kurve zwischen den Bahnhöfen Kolbermoor und Bad Aibling-Kurpark in der Nähe des Klärwerks von Bad Aibling zusammengestoßen. Prinzipiell dürfen die Züge an der Stelle bis 120 Stundenkilometer fahren, wie die Deutsche Bahn erläuterte.

Die verunglückten Züge werden von der Bayerischen Oberlandbahn GmbH unter der Marke Meridian betrieben. Die Bayerische Oberlandbahn gehört zum französischen Eisenbahnunternehmen Transdev. Die Transdev GmbH in Deutschland mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 850 Millionen Euro bezeichnet sich als größter privater Nahverkehrsanbieter im lokalen Bahn- und Busbereich in Deutschland. Der Mutterkonzern Transdev ist mit 83.000 Mitarbeitern in 20 Ländern tätig.

Die Strecke Holzkirchen-Rosenheim gehört zur Deutschen Bahn, die auch das Stellwerk in Bad Aibling betreibt. An der Strecke gibt es eine sogenannte Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB), die einen Zug automatisch abbremst, wenn ein rotes Signal überfahren wird.

Auswirkungen auf Flüchtlingssituation

Das Zugsunglück hat sich auch auf die Flüchtlingssituation in Kufstein ausgewirkt. "Aufgrund der Vorkommnisse kann die Weiterreise von 750 Flüchtlingen nach Deutschland nicht wie geplant stattfinden", hieß es in einer Aussendung des Landes Tirol.

Um "einen Rückstau und eine Überbelegung der Flüchtlingsunterkunft in Kufstein zu vermeiden und die Versorgung zu gewährleisten", sollten am Dienstag keine weiteren Flüchtlinge nach Kufstein gebracht werden. Die Tiroler Rettungskräfte, die an dem Einsatz am Unglücks beteiligt waren, sind zu Mittag wieder zurückgekehrt. Ein Mitarbeiter des österreichischen Generalkonsulats in München begab sich laut einem Sprecher des Außenministeriums in Wien an den Unglücksort. Informationen über Österreicher unter Passagieren der Unglückszüge lagen aber bis gegen Mittag nicht vor.

 

mehr aus Aktuelle Meldungen

Schwanenplage am Attersee kommt Landwirte teuer zu stehen

Fusion unterm Giebelkreuz: Neue Raiffeisenbank Region Traun-Alm

Fußballstar Xaver Schlager kauft Wirtshaus in Sankt Valentin

Bleischürzen bei Röntgen haben ausgedient

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen