Russischer Kampfjet abgeschossen: Ein Pilot tot
ANKARA/MOSKAU. Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Abschuss eines russischen Militärjets an der türkisch-syrischen Grenze als "Messer im Rücken" bezeichnet, der von "Helfershelfern von Terroristen" ausgeführt wurde.
Der Vorfall werde ernste Konsequenzen für die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei haben, sagte Putin am Dienstag im russischen TV.
Der russische Jet sei von F16-Kampfflugzeugen abgeschossen worden und etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet abgestürzt, sagte Putin. Das russische Flugzeug habe keine Gefahr für die Türkei dargestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur TASS wurde der türkische Militärattaché in Moskau ins Außenministerium zitiert.
NATO-Sondersitzung ab 17 Uhr
Vertreter der NATO-Staaten kommen nach dem Zwischenfall im syrisch-türkischen Grenzgebiet zu einer Sondersitzung zusammen. Das Treffen werde um 17 Uhr beginnen, teilte die NATO am Dienstag mit. Die Regierung in Ankara kündigte zuvor an, in die Lage an ihrer Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien die NATO und die UNO einschalten zu wollen.
Ankara und Moskau reagierten auf den Abschuss zunächst eher verhalten. Ein Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, es handle sich um eine "sehr ernsten Vorfall", es sei aber noch zu früh, um Rückschlüsse daraus zu ziehen. Ein türkischer Regierungsangehöriger sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Abschuss des Flugzeuges sei nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet. Man habe nur türkisches Territorium verteidigt.
Kampfjet von türkischer Luftwaffe abgeschossen
Einer der Piloten des am Dienstag in Syrien abgeschossenen russischen Kampfjets ist nach Angaben von Rebellen tot. Eine Gruppe mit dem Namen Zehnte Brigade verbreitete am Dienstag über das Internet ein Video, das den Leichnam zeigen soll. Zu sehen ist eine leblose Person in Uniform. Dazu heißt es, sie sie "durch die Hände von Rebellen" umgekommen. Nach dem zweiten Piloten werde gesucht.
Auch aus Kreisen nahe der moderaten Freien Syrischen Armee (FSA) hieß es, einer der Piloten sei ums Leben gekommen. Türkische Streitkräfte hatten das russische Kampfflugzeug am Morgen nach eigenen Angaben im syrisch-türkischen Grenzgebiet abgeschossen.
Der Kampfjet ist Dienstagvormittag von der türkischen Luftwaffe an der syrischen Grenze abgeschossen worden. Zwischen den Regierungen in Ankara und Moskau gab es nun Differenzen, ob der Luftraum der Türkei verletzt wurde oder nicht. Ein Pilot wurde von Rebellen gefangen genommen.
Nach türkischen Angaben hat sich Dienstagfrüh auch ein zweites Flugzeug aus Syrien kommend der Grenze genähert. Dieses und der daraufhin abgeschossene russische Kampfjet seien gewarnt worden, sagte ein türkischer Regierungsangehöriger der Nachrichtenagentur Reuters. Das russische Militär teilte indes mit, man suche mit Helikoptern nahe der Grenze zur Türkei nach den Piloten.
Diese konnten sich nach Berichten mit Fallschirmen aus dem abstürzenden Jet retten. Ein türkischer Sender berichtete zuvor, einer der beiden Piloten sei von turkmenischen Rebellen gefangengenommen worden.
Die türkische Regierung will die NATO, die UNO und andere Staaten einschalten. Zu dem Vorfall kam es Dienstag früh an der Grenze Syriens zur Türkei nahe der Mittelmeerküste. Nach türkischen Angaben wurde das Kampfflugzeug vom Typ SU-24 zehn Mal binnen fünf Minuten gewarnt, dass es in fremden Luftraum eingedrungen sei. Daraufhin habe man eigene F-16-Jets geschickt und die Maschine abgeschossen.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte laut den Nachrichtenagenturen Ria und Interfax am Dienstag, die Maschine habe den türkischen Luftraum nicht verletzt und sei über Syrien getroffen worden. Es habe offenbar Beschuss vom Boden gegeben, meldete Interfax.
Rettung per Schleudersitz
Auf Videomaterial von dem Abschuss, dass türkische Medien zeigten, war zu sehen, dass sich die beiden Piloten per Schleudersitz aus der Maschine retten konnten. Die Reste des Flugzeuges gingen in einer als "Turkmenischer Berg" bekannten Region in Nordsyrien an der Grenze nieder. Dort kämpften Regierungstruppen zuletzt gegen Rebellen.
Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu teilte Dienstag früh mit, mit NATO, UNO und anderen Staaten die Entwicklungen an der Grenze zu Syrien besprechen zu wollen. Bereits am Montag forderte die Türkei die Einberufung des UNO-Sicherheitsrates, um Attacken auf Dörfer der turkmenischen Minderheit im Grenzgebiet Syriens zur Türkei zu besprechen. Vergangene Woche wurde aus Protest gegen Luftangriffe auf die Dörfer in Ankara der russische Botschafter ins Außenministerium zitiert.