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Prozess: Glaubwürdigkeit von Pistorius erschüttert

Von nachrichten.at/apa, 15. April 2014, 20:57 Uhr
Oscar Pistorius
Der Angeklagte Oscar Pistorius Bild: Reuters

PRETORIA. Das Kreuzverhör im Mordprozess ist beendet, der Staatsanwalt warf Paralympics-Star Oscar Pistorius Tötungsabsicht vor. Nach sieben Tagen im Zeugenstand sehen Experten den 27-Jährigen in großer Not.

Der Staatsanwalt hat Pistorius dem Angeklagten am Dienstag erneut vorgeworfen, absichtlich und wissentlich seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen zu haben. "Sie war im Badezimmer eingeschlossen und Sie haben sich bewaffnet aus dem einzigen Grund, sie zu erschießen und zu töten", sagte Gerrie Nel zum Ende seines fünftägigen Kreuzverhörs am Dienstag in Pretoria.

Der behinderte Profisportler hatte in der Nacht auf den 14. Februar 2013 in seinem Haus in Pretoria durch die verschlossene Toilettentür seine damals 29 Jahre alte Freundin erschossen. Der 27-Jährige beteuert, er habe dort einen Einbrecher vermutet und aus Angst geschossen. Im Kreuzverhör allerdings sagte er, er habe gar nicht die Absicht gehabt, zu schießen. Es sei "ein Unfall" gewesen.

Der Staatsanwalt nannte die Version der Ereignisse von Pistorius unplausibel. Das Gericht werde zu dem Ergebnis kommen, dass "Sie vier Schüsse durch die Tür abgegeben haben, wohlwissend, dass sie (Steenkamp) dahinterstand", sagte der Staatsanwalt. "Das stimmt nicht", sagte Pistorius schluchzend.

Der Staatsanwalt beantragte am Dienstag eine Prozessunterbrechung bis zum 5. Mai. Die Verteidigung will sogar eine noch längere Verhandlungspause einlegen. Die Richterin will darüber am Mittwoch entscheiden. Bisher wurde an 23 Tagen verhandelt. Ein Urteil wird frühestens in der zweiten Hälfte Mai erwartet.

Beweise für Mord?

Sein Leben lang war Oscar Pistorius stolz auf seine Willenskraft und Disziplin. Er überwand die Widrigkeiten seiner Behinderung, maß sich mit den weltbesten Läufern, wurde zum Idol. Nun ist er wegen Mordes an seiner Freundin Reeva Steenkamp angeklagt, vor Gericht präsentierte sich der Südafrikaner als ein gebrochener Mann, ängstlich, unsicher, weinend.

"Ich weiß es nicht", "Ich kann mich nicht erinnern" und "Ich kann es nicht erklären" antwortete er oftmals auf die Fragen des gefürchteten Staatsanwalts Gerrie Nel. "Übernehmen Sie endlich Verantwortung für Ihre Tat", forderte dieser.

Nach sieben Tagen im Zeugenstand sehen Experten den 27-Jährigen in großer Not. Die Verteidigung sei geschwächt, sagte Professor Wium de Villiers (Universität Pretoria) der "Cape Times". Er verwies auf unterschiedliche Schilderungen der Tatnacht: Zunächst habe die Verteidigung mit "vermeintlicher Notwehr" argumentiert, nun könne sie nur noch auf einen Freispruch wegen "unfreiwilliger Aktion" plädieren. Auch Rechtsprofessor James Grant (Wits Universität Johannesburg) schrieb von einem "erheblichen Schaden", den Pistorius für sich selbst angerichtet habe.

Zunächst hatte er erklärt, er habe sich, ohne Prothesen und einen Einbrecher vor sich vermutend, "besonders verletzlich" gefühlt und "in Panik" in der Nacht auf den 14. Februar 2013 durch die verschlossene Toilettentür geschossen. Er habe nicht geahnt, dass dahinter Steenkamp war. Im Kreuzverhör aber sagte der Unterschenkel-amputierte Paralympics-Star, er habe weder "aus Versehen" noch "aus Absicht" geschossen, er habe einfach abgedrückt. Es sei "ein Unfall" gewesen. "Ich hatte Angst um mein Leben, um Reeva."

Unerbittlich beschuldigte der Staatsanwalt Pistorius, die Unwahrheit zu sagen, zu lügen - auch wenn Nel das eine Rüge der Richterin einbrachte. Der Angeklagte geriet so oft in Erklärungsnot, dass seine Glaubwürdigkeit infrage gestellt wurde. Dabei ging es um Details der Tatnacht: Wann und wie Pistorius auf den Balkon und später in das Badezimmer gegangen sei, wo schließlich Ventilator und die Jeans von Steenkamp gelegen haben oder warum Blutspritzer im Schlafzimmer gefunden wurden.

Verwirrend und unklar waren auch die Aussagen, wann Pistorius welche verdächtigen Geräusche gehört habe, mit welcher Lautstärke er seine Freundin gewarnt hatte, wie dunkel es dabei war. Er habe sie im Bett vermutet, sagte der Angeklagte, er habe nicht geahnt, dass sie im Bad gewesen sein könnte. "Und sie hat nie ein einziges Wort gesagt..? Das ist unwahrscheinlich, das ist unmöglich", sagte Nel. Über Tränen und weinerliche Beteuerungen zog er fast hämisch her: "Nun versuchen Sie, emotional zu werden, aber das wird nicht funktionieren."

Nach 23 Verhandlungstagen ist unklar, ob das Gericht zu einem Schuldspruch wegen Mordes kommen wird. Dazu müssten Beweise und Argumente des Staatsanwalts "über jeden Zweifel erhaben sein", so das Gesetz. Indizien, die dafür sprechen, dass Pistorius lügt, sind Aussagen von Nachbarn. Sie wollen in der Tatnacht einen heftigen Streit zwischen ihm und Steenkamp gehört haben.

Auch eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung scheint möglich. Pistorius habe "unverantwortlich gehandelt", sagte Nel. "Es hätte ein Kind sein können. Oder ein unbewaffneter Einbrecher. (...) Sie haben einfach gefeuert." Ein vernünftiger Mensch hätte eine Warnung gerufen oder einen Warnschuss abgefeuert, sagte Nel. In Wirklichkeit habe Pistorius seine Freundin nach einem Streit bis zur Toilette verfolgt, um sie dann zu erschießen.

Millionen Südafrikaner verfolgen den Prozess. Seit Wochen läuft täglich im Fernsehen die Live-Übertragung aus dem Gerichtssaal. An dem Misstrauen gegenüber dem einstigen Nationalhelden wird auch die Valentinskarte Steenkamps kaum etwas ändern, die Verteidiger Barry Roux am Dienstag verlesen ließ: "Heute ist ein guter Tag, um dir zu sagen, dass ich dich liebe", stand da. Diese Worte hatte die 29-Jährige, die erfolgreich als Model arbeitete, am letzten Tag ihres Lebens geschrieben.

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