Paintballschlacht in Wehrmachtsmontur

22.Juni 2011

Ein Sieger in jeder Hinsicht, aber er erinnert sich nicht an Triumphe, sondern an das kindliche Gelächter der Hitlerjungen am anderen Ufer eines Berliner Kanals, die sich über den krachenden Einschlag ihrer Panzerfaust freuten. „Für die war der Krieg ein Spiel.“

Heute ist der Krieg wieder ein Spiel geworden. Nur dass jetzt junge Russen kichern, die sich nach Paintballschlachten in Moskauer Parks in Wehrmachtsuniform fotografieren lassen. Die schrumpfende Generation der Kriegsteilnehmer empfindet den Krieg vor allem als nationale Katastrophe, die sie unter größten Opfern meisterten. Ihre Enkel kontern fröhlich deutsche Hinweise auf die Niederlagen russischer Fußballmannschaften: „Dafür haben wir euch bei Stalingrad platt gemacht!“

Die einst umkämpften Städte und Dörfer stecken voll schrecklich-absurder Geschichten. Ob ein Mütterchen schildert, wie Landser ihre Nachbarn in ein Haus trieben und dort bei lebendigem Leibe verbrannten. Und wie sie Kinder, die von ihren Eltern aus den Fenstern des brennenden Hauses geworfen wurden, wieder hineinwarfen. Oder ob ein Bauer berichtet, wie ein kriegsmüder deutscher Besatzer ein Hitlerporträt bajonettierte. Dessen Kommandeur zeigte dem Russen, der die Scherben brachte, einen Karton mit Hitlerbildern: „Hier, wir haben mehr als genug davon!“

Angesichts des Vernichtungskrieges gegen die „bolschewistischen Untermenschen“ erstaunt es, wie gründlich die früheren Sowjetbürger verziehen haben. Laut Umfrage erklären nur zehn Prozent die verheerenden Verluste im Krieg mit der Grausamkeit der Deutschen. Vielleicht auch weil das Morden, die deutschen Gräueltaten und die russischen Rachegräuel mit der totalen Kapitulation des Feindes endeten. (scholl)