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Österreicher dirigiert die Satelliten, die vom All aus die Welt beobachten

25. Juni 2016, 00:04 Uhr
Österreicher dirigiert die Satelliten, die vom All aus die Welt beobachten
Sentinel-Satellit, der das von der Erde reflektierte Sonnenlicht – in Spektralfarben zerlegt – misst. Rechts: ESA-Direktor Josef Aschbacher. Bild: Illustration: ESA

Josef Aschbacher leitet neuerdings die gewichtigste Abteilung der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das Direktorat für Erdbeobachtung.

Mit dem Meteorologen und Geophysiker Josef Aschbacher (54) ernannte der Rat der Europäischen Weltraumorganisation ESA erstmals einen Österreicher zum Direktor.

OÖN: Woher aus Österreich kommen Sie?
Josef Aschbacher:
Ich stamme aus Tirol, bin in Elmau geboren, ein kleiner Ort am Wilden Kaiser, habe dort meine Kindheit verbracht, bin dort in die Volksschule gegangen, in St. Johann in die Hauptschule und habe in Innsbruck studiert.

Sie sind einer von zehn Direktoren bei der ESA. Warum braucht es gar so viele?
Es gibt deshalb so viele, weil wir viele Programme haben, es gibt einen Direktor für Navigation – das sind vor allem die Galileo-Satelliten –, einen für die Telekommunikationssatelliten. Erdbeobachtung ist das Direktorat, das ich jetzt führen werde, es ist das größte Direktorat mit fast einem Drittel des Gesamtbudgets der ESA. Dann gibt es das Direktorat für Launches, in das die Ariane-Raketen fallen, dann ein Direktorat für Planetary Science (Mars, Mond, Neptun, Pluto), dann noch zwei Direktionen für die interne Administration, Personalwesen etc.

Sie verantworten 1,5 Milliarden Euro Jahresbudget. Das schaut auf den ersten Blick viel aus, in der Raumfahrt geht es aber um ganz andere Dimensionen. Was lässt sich denn mit diesem Geld anfangen?
1,5 Milliarden ist eine Menge Geld. Mehr als 60 Prozent unseres Budgets geht in die Entwicklung von neuen Satelliten. Wir haben derzeit mehr als zwanzig Satelliten in Entwicklung, die demnächst gestartet werden. Wenn ein Satellit ein paar hundert Millionen kostet, können Sie sich einerseits vorstellen, dass das Geld schnell allokiert ist. Andererseits geht Satellitenentwicklung über mehrere Jahre. Wenn die Satelliten gestartet sind, müssen sie gesteuert werden, müssen die Instrumente überwacht und Probleme behoben werden. Ein Teil des Budgets geht also auch in die Operation der Satelliten. Und ein Teil geht auch noch in die Aufbereitung der Satellitenmessdaten.

Sie sind hauptverantwortlich für das Erdbeobachtungsprojekt Corpernicus, das neben dem Galileo-Projekt zu den wichtigsten Unterfangen der ESA zählt. Wohin zielt Copernicus?
Copernicus ist derzeit noch im Aufbau. Wir haben vier der ersten Serie von 15 Satelliten bereits gestartet. Wir nennen sie Sentinel. Dazu gibt es noch fünf Instrumente, die auf anderen Satelliten mitfliegen. Bis zum Ende der Dekade werden wir das Projekt aufgebaut haben. Schon jetzt ist absehbar, dass es das modernste und umfangreichste Datenerfassungssystem unseres Planeten sein wird.

Wie funktioniert das technisch? Mit welchen Augen schauen die Sentinels auf die Erde?
Mit unterschiedlichen Augen. Sentinel eins hat ein Radarauge. Der Satellit sendet Mikrowellen im C-Band-Bereich aus und misst die Reflexion. Dadurch kann man bei jedem Wetter Messungen durchführen, weil Radarwellen Wolken durchdringen. Sentinel zwei misst die Reflexion des Sonnenlichts in 13 spektralen Kanälen. Das geht vom sichtbaren Licht bis in den Infrarotbereich. In Sentinel drei haben wir zusätzlich thermisches Infrarot, mit Sentinel vier und fünf messen wir Treibhausgase. Sentinel sechs ist in erster Linie ein Altimeter, ein Messgerät, das den Meeresspiegel sehr genau misst.

Es gibt beim Copernicus-Projekt eine Anforderung, die mit "Sicherheit" beschrieben wird. Was bedeutet das?
Der frühere Name von Copernicus lautet GMES, Global Monitoring for Environment and Security. Was man darunter versteht, ist die zivile Sicherheit im Sinne von Katastrophen- und Grenzschutz, maritimer Sicherheit oder sicherheitsrelevanter Ereignisse außerhalb Europas, z. B. Brandherde in Afrika. Das alles unter dem Verständnis, dass unsere Sensoren nur auf zehn Meter Genauigkeit messen und nicht runter auf ein paar Zentimeter, wie das Sensoren im militärischen Bereich können.

Es gibt also keine militärische Komponente bei Copernicus?
Ganz richtig, es gibt keine militärische Komponente.

Kann jeder die Daten, die Copernicus liefert, einsehen?
Ja, die Daten sind aufbereitet, frei, gratis und von jedem jederzeit abrufbar von der ESA-Webseite sentinels.copernicus.eu

Welche Vorhaben der Erdbeobachtung rücken wegen des Klimawandels in den Vordergrund?
Wir diskutieren derzeit mit unseren Mitgliedsländern, was die Sentinels sieben, acht und neun können sollen. Ganz vorne steht dabei das CO2-Monitoring. Europa wird unabhängig Messungen durchführen, aber in Abstimmung mit Amerika, Japan, China und anderen wichtigen großen Ländern. Es hilft nichts, das beste Monitoring-System zu haben, wenn die anderen das nicht akzeptieren.

Sie betonen die europäische Eigenständigkeit. Ist nicht internationale Zusammenarbeit das Credo in der Weltraumbranche?
Ich betone die Eigenständigkeit, weil das einer der Beweggründe war bei Copernicus und Galileo. Wir könnten auch das amerikanische Global Positioning System verwenden, aber aus Gründen der Unabhängigkeit hat sich Europa entschieden, ein eigenes Navigationssystem aufzubauen, eben Galileo. Ähnliches gilt für den Erdbeobachtungsbereich. Es gibt natürlich auch amerikanische, japanische oder indische Satelliten, die Erdbeobachtungen durchführen, aber nachdem die Daten auch strategisch wichtig sind – etwa für Klimaverhandlungen, Überprüfung von Abholzungen, CO2-Ausstoß und Ähnliches –, ist man in Europa politisch motiviert und überzeugt, dass man eigene, unabhängige Messungen braucht.

Geht das auch in die andere Richtung, hin zur Kooperation?
Ja, wir profitieren von der Zusammenarbeit. Ein Beispiel ist Sentinel sechs. Für das Altimeter, das die Höhe des Meeresspiegels misst, stellt die NASA einen großen Technologiebeitrag, das heißt: Sentinel sechs ist eigentlich ein gemeinsames Projekt von Europa und Amerika. Das ist in diesem Fall sinnvoll, und wir überlegen, das auch in weiteren Ausbaustufen von Copernicus so zu machen.

Welchen Rat können Sie Studenten, jungen Wissenschaftern hinsichtlich Karriere geben?
Zielstrebig zu sein, hart zu arbeiten und genau zu wissen, was man will, auch wenn es ein Traum ist. Als ich ein 21-jähriger Student war und über Ziele diskutiert wurde, habe ich schon damals gesagt, ich würde gerne in der ESA die Funktion eines Direktors haben. Die Leute haben mich ausgelacht, weil das ja sehr hochtrabend war. Aber es geht nicht darum, einen Titel zu verfolgen, sondern eine Aufgabe, die damit verbunden ist.

Trifft man Sie noch manchmal in Österreich?
Ich bin sehr oft hier, meine Familie lebt hier. Ich bin auch berufsbedingt manchmal in Österreich, und es ist immer ein Vergnügen.

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