Kosten, Skandale? Gründe für Hamburgs Olympia-Nein
HAMBURG. Bürger der Hansestadt stimmten gegen eine Bewerbung für die Sommerspiele 2024.
"Armutszeugnis für den deutschen Sport. Der Traum ist gestorben." Dies sind nur zwei von vielen Schlagzeilen, die gestern die deutschen Medien beherrschten. Die Rede ist von der Olympiabewerbung der Hansestadt Hamburg oder besser gesagt der Nichtbewerbung nach einem knappen Nein in einer Volksbefragung dazu. Deutschland erlebte damit seine zweite olympische Pleite binnen zwei Jahren. 2013 hatten München und Umgebung in einer Volksbefragung gegen eine Bewerbung um die Wintespiele 2022 votiert.
Dass der Traum von den Sommerspielen 2024 in Hamburg geplatzt ist, führen Experten auf mehrere Gründe zurück. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, sagte, 70 bis 75 Prozent der Deutschen hielten das Projekt Olympia zwar für sinnvoll. In den Städten, in denen die Spiele stattfinden sollten, gelinge es aber nicht, die Mehrheit der Menschen für das Projekt zu begeistern. Grund dafür sei, dass für die Bürger andere Themen Vorrang gehabt hätten, sagte Hörmann.
Die Sportausschussvorsitzende des Bundestages, Dagmar Freitag, sieht als möglichen Grund für die Ablehnung auch die Skandale rund um Sport-Großereignisse. Die "mittlerweile schwierige Situation für den Sport, national wie international", Affären und Skandale wie im Fußball-Weltverband FIFA, dem Deutschen Fußball-Bund oder der russischen Leichtathletik hätten "ein sehr schwieriges Licht auf den Sport" geworfen.
Ein wichtiges Argument für die Hamburger dürfte auch die Finanzierung gewesen sein – und hier vor allem die Frage, inwieweit sich der Bund an den Kosten beteiligt. Hamburg wollte nach seinem Finanzkonzept, dass der Bund 6,2 Milliarden Euro beisteuert und die Hansestadt selbst 1,2 Milliarden Euro. Der Bund hatte aber bis zuletzt eine Festlegung abgelehnt.
Aufwand wird immer größer
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte dazu, der Bund hätte alles getan, eine vernünftige Regelung zur Kostenaufteilung zu finden. Die Konzeption von Hamburg sei gut gewesen. Er könne aber irgendwie nachvollziehen, dass nicht nur in Deutschland der Widerstand in der Bevölkerung gegen sportliche Großereignisse gewachsen sei. Der Aufwand für Olympische Spiele generell werde immer größer.
Nach dem Aus für die Bewerbung um Olympia 2024 stehen noch Budapest, Paris, Rom und Los Angeles als Kandidaten parat. Die Entscheidung über die Ausrichterstadt fällt das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2017 in Lima (Peru).
Finde ich gut.
Das Volk entscheidet, und es ist halt dagegen. Das ist zu akzeptieren.
Ich verstehe, dass Angst vor Schulden herrscht.