Giftschlangen-Alarm: Weltweiter Engpass bei Gegengift
GENF. Eine 1.500-Euro-Spritze mit Gegengift rettete dem australischen Schlangenexperten David Williams 2007 vor laufenden Kameras das Leben. Er hatte Glück, dass das Antiserum vorhanden war.
"Wenn ich die nicht bekommen hätte, würdet ihr jetzt nicht mit mir reden, sondern meine Grabrede vorbereiten", sagte Williams nach dem Aufwachen trocken in die Kamera.
Für weltweit mehr als 100.000 Menschen pro Jahr endet ein Schlangenbiss dagegen tödlich. Das Fatale: Weltweit fehlt Antiserum. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat Alarm geschlagen und Williams hilft mit seiner Expertise, die Produktion von sicheren Gegengiften anzukurbeln.
Der Markt für das Mittel ging kaputt, weil die Märkte in Afrika mit kaum wirksamen Gegengift-Medikamenten überschwemmt worden war. Gegengift nicht gleich Gegengift. Wenn ein asiatischer Taipan zubeißt, hilft nur ein Mittel, das aus den Giftkomponenten der selben Tierart hergestellt wurde. Serum aus dem Gift indischer Nattern bewirkt in Afrika hingegen wenig. "In Ghana hat ein indisches Produkt 2004 das französische ersetzt und die Todesrate durch Schlangenbisse stieg um das Sechsfache", sagt Williams.
In Afrika ist das Problem besonders groß, weil es kein einziges adäquates Mittel gibt. Bis zu 30.000 Menschen sterben jedes Jahr an Schlangenbissen. Indien ist ebenfalls in Nöten, da wird zwar Gegengift hergestellt, aber: "Viele Produkte sind von zweifelhafter Qualität", so Williams. Mindestens 50.000 Menschen sterben dort im Jahr nach Schätzungen.
Wie sollen sich Touristen auf Auslandsreisen verhalten? "Nicht barfuß im Busch herumgehen, eine Taschenlampe mitnehmen und bei Dunkelheit Wege beleuchten", sagt Williams. Das Risiko gebissen zu werden sei für Touristen minimal. Es treffe vielmehr Einheimische, die barfuß auf Feldern arbeiteten, und Kinder, die im Dunkeln zum Toilettengang nach draußen müssten.