Gesichter der "Regenschirm-Revolution"
HONGKONG. Hinter der Protestbewegung in Hongkong stehen Anführer aus verschiedenen Generationen und Gesellschaftsschichten. Die "Regenschirm-Revolution" wird von charismatischen Studenten, aber auch von einflussreichen Geschäftsmännern und Wissenschaftern getragen.
Zehntausende Menschen schlossen sich den Anführern an, um für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu demonstrieren.
Der jugendliche Rebell
Der 17 Jahre alte Joshua Wong ist eines der prominentesten Gesichter der "Regenschirm-Revolution".
Der für seine mitreißenden Reden bekannte Student mit der markanten schwarzen Brille hat bereits als Schüler sein politisches Geschick bewiesen. Zehntausende Demonstranten folgten 2012 seinem Aufruf, gegen einen Peking-treuen Lehrplan auf die Straße zu gehen. "Wir glauben nicht, dass wir die Regierung mit unseren Worten überzeugen können. Die Regierung ist nur zu Zugeständnissen bereit, wenn sich Unruhe in der Gesellschaft breit macht", beschrieb der junge Protestführer seine Strategie. Auch in den Klatschspalten, in denen über sein Liebesleben spekuliert wird, macht Wong inzwischen Schlagzeilen.
Der Studentenführer
Der 24-jährige Alex Chow organisierte den Boykott der Studenten und die Demonstrationen seiner Kommilitonen auf der Straße.
Der Vorsitzende von Hongkongs Studentenverband hält solche Protestaktionen für unverzichtbar. Nur so könne der Regierung gezeigt werden, "wie ernst es den Menschen in Hongkong mit der Demokratie ist".
Der Jusprofessor
Benny Tai ist der Mitbegründer der Gruppe Occupy Central.
Der 50-Jährige gab am Sonntag den Startschuss für die heiße Phase der Kampagne für mehr Demokratie. Tai hatte die Organisation Anfang 2013 zusammen mit dem Soziologen Chan Kin-man und dem Prediger Chu Yiu-ming ins Leben gerufen. Ende Juni organisierte die Gruppe ein inoffizielles Referendum über politische Reformen, an dem sich 800.000 Menschen beteiligten. "Ich bin zuversichtlich, dass in Hongkong eines Tages die Demokratie Einzug erhalten wird", sagte Tai.
Der Finanzier
Der Hedgefonds-Manager Edward Chin schloss sich Occupy Central im März an.
Hinter ihm stehen einige finanzkräftige Geschäftsmänner, die den Einfluss Pekings auf die Wirtschaft in Hongkong mit Argwohn betrachten. Sobald die Protestbewegung Geld für Werbekampagnen oder Veranstaltungen benötigt, kann die Gruppe die Mittel laut Chin in wenigen Tagen auftreiben: "Wir unterzeichnen einfach einen Scheck."
Die 5 größten Finanzplätze der Welt (2014):
5.Zürich, 4.Singapur, 3.Hongkong, 2.London, 1.New York
Das Kommunistische Peking versteht die Zeichen nicht. Für Peking ist der Aufstand in Hongkong rätselhaft. Die KP-Führung glaubt, Hongkong ausreichend Freiheit zu gewähren. Den Demonstranten bleibt nur mehr die Chance, die Banker und Manager der Metropole zu gewinnen.