Freiheit nach 39 Jahren für Mörder, der keiner war
Kalifornien: Gouverneur begnadigte 70-Jährigen.
Der Mord an der 24-jährigen Rhonda Wicht und deren vierjährigem Sohn Donald erschütterte im November 1978 die verschlafene Stadt vor den Toren Los Angeles. Simi Valley galt als besonders sicher, weil hier viele pensionierte Polizisten lebten. Umso größer war die Aufmerksamkeit der Medien, die über die grausamen Details des Doppelmordes in der Wohnung der Frau berichteten.
Der Verdacht fiel gleich auf Craig Richard Coley, weil der ein Motiv hatte. Kurz vor dem Verbrechen hatte sich der Restaurant-Manager von Wicht im Streit getrennt. Die Polizei nahm ihn am Tag, als sie die Leichen entdeckten, fest. Seit dem 11. November 1978 musste Coley mit dem Vorwurf leben, der Mörder seiner ehemaligen Freundin und deren Sohnes zu sein.
Urteil: Zweimal lebenslänglich
Ein erster Prozess 1979 endete ohne Ergebnis, weil sich die zwölf Geschworenen nicht einmütig auf einen Schuldspruch verständigen konnten. Ein Jahr später verurteilte ein Gericht Coley im zweiten Anlauf zu zwei Mal lebenslänglich ohne Bewährung. Obwohl der Angeklagte auch in diesem Prozess hartnäckig seine Unschuld behauptete.
Auch in den Medien, die den spektakulären Doppel-Mord von Simi Valley und die Verfahren in allen Details verfolgten, gab es Zweifel an der Täterschaft. Coley stammte selber aus der Familie eines pensionierten Polizisten und konnte ein blütenweißes Führungszeugnis vorlegen.
Seine Anwälte behaupteten in dem Prozess, was Coley im Gefängnis standfest wiederholte: Die Staatsanwaltschaft hatte den falschen Mann wegen eines Verbrechens angeklagt, das dieser nicht begangen hatte. Rhondas tatsächlicher Mörder befand sich, wenn er noch lebte, auf freiem Fuß.
Vor vier Jahren stellte der Muster-Häftling abermals einen Antrag auf Begnadigung durch den Gouverneur von Kalifornien. Gouverneur Jerry Brown ordnete daraufhin eine abermalige Überprüfung des Falls an. Und die Ermittler fanden ursprünglich als vernichtet geglaubte DNA-Proben in einem Privat-Labor. Ein Test mit neuen forensischen Methoden räumte den Verdacht gegen Coley eindeutig aus.
Der zuständige Staatsanwalt von Ventura County, Gregory D. Totten, sprach von einem "tragischen Fall". Auch wenn es schon lange her sei, fahnde man mit den DNA-Proben nun unter Hochdruck nach dem wirklichen Mörder. "Wir werden ihn vor Gericht stellen."
1,9 Millionen Entschädigung
Und Coley? Den begnadigte Gouverneur Brown umgehend. Pünktlich zum Thanksgivings-Tag konnte Coley das Hochsicherheits-Gefängnis in der kalifornischen Wüste als freier Mann verlassen. Als Kompensation für den Justizirrtum stehen ihm laut Gesetz pro Tag 140 Dollar zu, also 1,9 Millionen US-Dollar. Ein schwacher Trost für die verlorene Zeit in Coleys besten Lebensjahren.
dabei möchte ich nicht wissen,
wieviele unschuldige ihr leben
verloren,durch die todesstraffe!