Erster Schneealarm seit vier Jahren - Vulkan und Lawine töten Skifahrer
TOKIO. Japans Hauptstadt Tokio ist am Montag von den heftigsten Schneefällen seit Jahren getroffen worden. Ein Vulkan hat Felsbrocken auf eine Seilbahngondel in Japan geschleudert, zugleich hat es in der Nähe eine todbringende Lawine gegeben.
"Mindestens 67 Menschen wurden bei schneebedingten Unfällen verletzt", sagte ein Feuerwehrsprecher. Angesichts anhaltender Notrufe sei von einer weiter steigenden Verletztenzahl auszugehen. Hunderte Flüge von und nach Tokio wurden gestrichen.
Chaos im öffentlichen Verkehr
Wegen der Schneefälle gab der japanische Wetterdienst eine Unwetterwarnung aus. Die heftigsten Schneefälle gab es während des abendlichen Berufsverkehrs. Pendler waren zuvor aufgefordert worden, früher nach Hause zu fahren, um Chaos im öffentlichen Nahverkehr zu vermeiden.
Am verkehrsreichen Bahnhof Shinjuku gab es am Abend eine große Menschenansammlung, viele kämpften sich durch den Schnee. Im Kurzbotschaftendienst Twitter beschwerte sich ein Nutzer, der Bahnhof sei so voll, man könne sich nicht bewegen. Auf Fernsehbildern waren zudem lange Schlangen an Bushaltestellen im Bezirk Shibuya zu sehen.
Örtlichen Medienberichten zufolge wurden mehr als 330 Inlandsflüge in der Region Tokio gestrichen. Auch Regionalzüge fielen demnach aus.
Der japanische Wetterdienst hatte zuletzt im Februar 2014 Schneealarm für Tokio ausgelöst. Damals waren 27 Zentimeter Neuschnee gefallen. Schneewarnungen werden üblicherweise nur dann ausgegeben, wenn mit Sachschäden oder Verkehrsbehinderungen zu rechnen ist. Sakiki Nishioka vom Wetterdienst sagte, in Tokio werde eine Schneewarnung auch dann ausgegeben, wenn damit zu rechnen sei, dass binnen zwölf Stunden mehr als zehn Zentimeter Schnee fallen.
Während es in Japans Norden häufiger zu schweren Schneefällen kommt, ist in Tokio solches Wetter eher selten. In den nördlichen Regionen liegt die Schwelle für eine Unwetterwarnung infolge von Schnee höher als in der Hauptstadt.
In sozialen Netzwerken im Internet machten sich einige Nutzer über die Lage in Tokio lustig. "Der öffentliche Nahverkehr ist in Tokio durch so wenig Schnee lahmgelegt, und eine Masse an Leuten kann nicht nach Hause", schrieb ein Nutzer. In Asahikawa auf Hokkaido dagegen lebten die Menschen, "als wenn der Schnee gar nicht existiert".
Vulkan-Gestein traf Seilbahn - Lawine tötete Soldaten in Japan
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— Nippon.com (@nippon_en) 23. Januar 2018
Ein Vulkan hat Felsbrocken auf eine Seilbahngondel in Japan geworfen und eine todbringende Lawine ausgelöst. Ein Soldat starb in den Schneemassen, als er mit fünf Kameraden während einer Übung auf Skiern am Vulkan Kusatsu-Shirane unterwegs war. Der Vulkan spie nach Medienangaben Asche und Felsbrocken aus.
Die vom Gestein zertrümmerten Glasfenster der Seilbahngondel trafen mehrere Menschen. Insgesamt wurden zehn Personen verletzt, einige von ihnen schwer, wie der japanische Fernsehsender NHK am Dienstag berichtete. Die Behörden warnten vor weiterem dicken Ascheregen und hoben die Warnstufe an, um Besucher von dem Gebiet in der Tokioter Nachbarprovinz Gumma fernzuhalten.
Die Arbeit der Einsatzkräfte, die von Soldaten verstärkten wurden, gestaltete sich wegen schlechten Wetters schwierig. Rund 100 Besucher der Skianlage wurden in einem Gebäude vor den herabprasselnden Gesteinsbrocken in Sicherheit gebracht.
Der 2.160 Meter hohe Vulkan war in der Früh (Ortszeit) ausgebrochen. Japans Fernsehsender zeigten Aufnahmen von dichten Aschewolken, die über das Skigebiet ziehen. Auch Felsbrocken, die durch die Luft schleudern, waren zu sehen.
Japan zählt 110 aktive Vulkane. 47 davon werden nach Angaben der Zeitung "Asahi Shimbun" rund um die Uhr überwacht. Im September 2014 hatten umherfliegende Felsbrocken beim Ausbruch des Vulkans Ontake 63 Menschen getötet. Es war die verheerendste Vulkankatastrophe in Japan seit fast 90 Jahren. Der Vulkan Kusatsu-Shirane war zuletzt im Dezember 1983 ausgebrochen.