Ischia: Bub nach 14 Stunden aus den Trümmern geholt
ROM. Fast 14 Stunden nach dem Erdbeben auf der italienischen Insel Ischia hat die Feuerwehr ein weiteres verschüttetes Kind aus den Trümmern geborgen.
Mattia sei gerettet, twitterte die Feuerwehr am Dienstag. Auch sein Bruder Ciro sei erreicht worden und werde nun herausgezogen.
Die Kinder wurden bei dem Beben der Stärke 4,0 am Montag gegen 21 Uhr unter ihrem Haus mit anderen Familienmitgliedern verschüttet. Sie sollen beide unter einem Bett Schutz gefunden haben. Laut Nachrichtenagentur Ansa sind sie sieben und elf Jahre alt. Ein sieben Monate altes Baby - der Bruder der Verschütteten - wurde bereits in der Nacht geborgen.
Zwei Frauen tot - 39 Personen verletzt - 2600 obdachlos
2600 Menschen sind nach dem Erdbeben mit Stärke 4 auf der Insel Ischia obdachlos. Das gab der italienische Zivilschutz bekannt. Die meisten Obdachlosen wurden in einer Sporthalle in der Nähe von Casamicciola untergebracht. Der Zivilschutz bestätigte die Bilanz von zwei Todesopfern - zwei Frauen - und 39 Verletzten. Eine schwerverletzte Person wurde mit einem Hubschrauber nach Neapel gebracht.
Das Erdbeben hat die italienische Urlaubsinsel Ischia mitten in der Hochsaison erschüttert. Das Spital der Insel Ischia wurde evakuiert. Dutzende Gebäude stürzten ein. "Es sieht aus, als wäre Casamicciola bombardiert worden", berichtete eine Zeugin. Der Teil der Insel unweit des Hafens blieb allerdings zum Großteil unversehrt.
Der Erdstoß der Stärke 4,0 habe die Mittelmeerinsel vor Neapel am Montagabend gegen 21 Uhr getroffen, teilte die italienische Erdbebenwarte INGV mit. Eine Frau wurde vom Mauerwerk einer Kirche erschlagen, eine zweite Frau starb unter den Trümmern ihres Hauses.
Bericht in Servus-TV:
Mindestens fünf Menschen konnten lebend aus Trümmern geborgen werden, darunter ein Baby, wie der Zivilschutz mitteilte. Unter dem Applaus vieler Zuschauer sei der Bub seiner Mutter übergeben worden, berichtete die Agentur ANSA. Die Frau war Stunden zuvor aus dem Haus geborgen worden. Die Retter bemühten sich in den frühen Morgenstunden, zu den beiden älteren Brüdern des Geretteten vorzudringen. Insgesamt sollen mehr als 25 Menschen verletzt worden sein.
Lauf gegen Zeit zur Rettung von zwei Kindern
Die Feuerwehrleute in Casamicciola auf Ischia kämpfen gegen die Zeit, um zwei von dem Erdbeben verschüttete Brüder zu retten. Die von Trümmern eingeschlossenen Kinder im Alter von acht und elf Jahren wurden von den Einsatzkräften erreicht, diese konnten ihnen zwei Wasserflaschen reichen. Die Buben hatten sich nach dem Erdstoß unter ihren Betten versteckt, bevor das Haus einstürzte.
Es könnte mehrere Stunden dauern bis die beiden befreit werden können. Ihr Zimmer sei verschüttet, berichteten die Feuerwehrleute. In der Nacht hatten die Rettungsmannschaften einen weiteren Bruder der Kinder, ein sieben Monate altes Baby, in Sicherheit gebracht. Bei der Bergungsaktion waren auch Spürhunde im Einsatz.
Dieses Video zeigt die Rettung des Babys:
Terremoto a #Ischia, estratto vivo dalle macerie il più piccolo dei tre fratellini. Continuano le ricerche degli altri due bimbi pic.twitter.com/aoVxS1skQd
— BlitzTV (@BlitzTVit) 22. August 2017
Besonders betroffen waren die Orte Casamicciola und Lacco Ameno. Auf Fotos waren eingestürzte Häuser und Menschen auf der Straße zu sehen. Touristen und Bewohner seien in Panik auf die Straße gelaufen, berichteten italienische Medien. Auch soll mancherorts der Strom ausgefallen sein und Hotels geräumt worden sein. Der Zivilschutz berief ein Sondertreffen ein. Ein Krankenhaus auf der Insel wurde evakuiert. Bewohner erzählten, sie würden die Nacht im Freien verbringen. Für sie wurde im Ort ein Fußballstadion geöffnet.
Die Behörden stellten noch in der Nacht im Hafen von Ischia und in Casamicciola drei Fähren bereit, um verschreckten Urlaubern und Besuchern ein Verlassen der Insel zu ermöglichen. Die erste Fähre in Richtung Neapel legte bereits in den frühen Morgenstunden ab.
"Es hat alles angefangen zu wackeln, alles ist heruntergefallen (...). Häuser sind eingestürzt. Es gibt Vermisste, ein Chaos", erzählte eine Augenzeugin laut Nachrichtenagentur ANSA. "Es ist das Schlimmste, was mir je passiert ist."
Die Feuerwehr teilte mit, Gebäude seien eingestürzt und beschädigt worden. "Es war sehr stark und sehr furchterregend. Ich habe gehört, dass Menschen gestorben sind", sagte die Gemeinderätin Donatella Migliaccio. Schiffe und Hubschrauber wurden bereitgestellt, um Verletzte ans Festland zu bringen.
Die Insel mit vulkanischem Ursprung ist vor allem im Sommer sehr beliebt bei Urlaubern. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel macht dort regelmäßig Osterurlaub. Die Insel liegt in der Nähe der Phlegräischen Felder, die zu den weltweit wenigen Dutzend sogenannten Supervulkanen zählen. Im Jahr 1883 kamen bei einem Beben auf Ischia rund 2300 Menschen ums Leben.
Italien wird immer wieder von teils verheerenden Erdbeben heimgesucht. Vor fast genau einem Jahr, am 24. August, erschütterte ein schweres Beben die mittelitalienische Region um die Stadt Amatrice. 299 Menschen starben.
Touristen stürmen Fähren nach Neapel
Die vielen Touristen, die in diesen August-Tagen auf der italienischen Urlaubsinsel Ischia urlauben, haben eine Nacht der Angst erlebt. Hunderte Ausländer verbrachten nach dem Erdbeben der Stärke 4.0 am Montagabend und den darauffolgenden Nachbeben die Nacht im Freien.
In mehreren Hotels fiel der Strom aus, Pensionen wurden geräumt. Viele Touristen bestürmten die Fähren nach Neapel. Lange Schlangen bildeten sich am Hafen. Auch mehrere Bewohner der Insel verließen Ischia und zogen zu Verwandten. Die Behörden stellten noch in der Nacht im Hafen von Ischia und in Casamicciola drei Fähren bereit, um verschreckten Urlaubern und Besuchern ein Verlassen der Insel zu ermöglichen. Die erste Fähre in Richtung Neapel legte bereits in den frühen Morgenstunden ab.
"Es war fürchterlich, wir wollen nur von hier weg", erzählte eine lombardische Touristin. Bewohner verbrachten die Nacht im Freien. Für sie wurde im Ort ein Fußballstadion geöffnet. Der Bürgermeister der vom Erdbeben schwer betroffenen Ortschaft Casamicciola, Giovanni Battista Castagna, erklärte, dass das Areal unweit der Küste nur leichte Schäden erlitten habe. Dramatisch sei dagegen die Lage in Casamicciola, wo zwei Tote gemeldet wurden. Mindestens fünf Menschen konnten lebend aus Trümmern geborgen werden, darunter ein Baby, wie der Zivilschutz mitteilte. Unter den Trümmern befanden sich noch zwei Kinder. 39 Personen wurden verletzt, eine davon schwer.
Der italienische Premier Paolo Gentiloni verfolgte vom Sitz des Zivilschutzes in Rom aus die Entwicklungen auf Ischia. Am Montag hatte Gentiloni bei einer Pressekonferenz in Rom einen stärkeren Einsatz seiner Regierung für den Wiederaufbau des Erdbebengebiets in Mittelitalien versprochen. Vor einem Jahr - am 24. August 2016 - war Mittelitalien von dem ersten einer Serie schwerer Erdbeben erschüttert worden, die 300 Menschenleben gefordert hatte.
Hunderte Soldaten und Rettungsteams im Einsatz
Hunderte Soldaten und Rettungsteams waren am Dienstag im Einsatz, um der vom Erdbeben auf Ischia betroffenen Bevölkerung Hilfe zu leisten. Eingesetzt wurden auch Spürhunde, die aus der Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel eintrafen.
Soldaten befreiten verschüttete Straßen vom Geröll. Der Zivilschutz errichtete Zelte in Casamicciola, der am stärksten betroffenen Ortschaft, in der viele Bewohner obdachlos wurden. Im Laufe des Dienstags sollten Organisationen und freiwillige Helfer aus anderen italienischen Regionen eintreffen. Italien kann mit einem großen Netzwerk an freiwilligen Helfern - rund 1,2 Millionen Menschen - rechnen, etwa vom Roten Kreuz oder der Freiwilligen Feuerwehr. Das evakuierte Krankenhaus von Ischia wurde inzwischen wieder geöffnet.
Der italienische Katastrophenschutz ist in Italien gut auf Hilfe im Fall von Erdbeben vorbereitet. Nach dem Erdbeben in L'Aquila im Jahr 2009 mit über 300 Toten wurde der Krisenplan für Erdbeben verbessert.
Zahlreiche Häuser wurden bei der Naturkatastrophe zerstört. Das Hauptproblem ist laut Experten, dass alte Gebäude in den Erdbeben-Regionen in Italien oft nicht stabil genug gebaut sind. Erst seit 2008 gibt es neue Bestimmungen (europäische Standards) für Häuser, die in Gegenden mit hohem Risiko für Erdbeben neu gebaut werden. Der Zustand der älteren Häuser werde nach und nach verbessert. Dies sei jedoch schwierig, da besonders kleine Städte in Italien viele historische denkmalgeschützte Häuser haben.
Ein weiteres Problem des Risikomanagements sei, dass nur ein paar Versicherungen die Kosten nach einem Erdbeben übernehmen. Weil die Zahl der risikoreichen Gegenden in Italien so hoch ist, können die Firmen die Summen nicht tragen.