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Ein großes Dankeschön zum Abschied

Von Heinz Niederleitner, 28. Februar 2013, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Papst Audienz
Papst Audienz  Bild: EPA

ROM. Papst Benedikt XVI. nahm bei der Generalaudienz Abschied von den Gläubigen

Der Papst fährt mit dem Papamobil durch die Menge der Gläubigen, winkt, küsst kleine Kinder. Dann folgen Schriftlesung, Ansprache in mehreren Sprachen, Vaterunser und Schlusssegen: Rein vom Ablauf her wäre es gestern eine Generalaudienz wie immer gewesen – wären da nicht deutlich mehr Menschen als sonst gekommen (laut Schätzungen mehr als 250.000) und hätte Benedikt XVI. in seiner Ansprache nicht ausnahmsweise einmal über sich selbst gesprochen.

Er sprach von seinem Amtsverzicht, dankte seinen Mitarbeitern und dem ganzen Kirchenvolk und versicherte, stets im Gebet mit ihnen verbunden zu bleiben. Er habe sich als Papst nie allein gefühlt. Den Dank erwiderten die Gläubigen mit Applaus und Danke-Transparenten. Bildhaft ging der Papst auf sein Pontifikat ein: „Ich fühlte mich wie der heilige Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See von Galiläa: Der Herr gab uns so viele Tage der Sonne und der leichten Brise – Tage, in denen der Fischzug wirklich reich war. Aber es gab auch Momente, in denen wir hohen Wellengang und Gegenwind hatten, wie in der ganzen Geschichte der Kirche“, sagte der Papst. Er habe stets gewusst, dass Christus seiner Kirche nahe ist.

„Verlasse das Kreuz nicht“

Erneut begründete der Papst den Amtsverzicht mit den nachlassenden Kräften. Ein Papst sei aber immer für alle da. „Ich kehre nicht ins Privatleben zurück“, sagte Benedikt zu seinen Plänen, sich künftig vor allem dem Gebet zu widmen. „Ich verlasse nicht das Kreuz, ich bleibe auf eine neue Weise beim gekreuzigten Herrn.“ Ausdrücklich bedankte er sich für das Verständnis für seinen Schritt. Angesichts der zahlreich versammelten Kardinäle bat er, für sie und seinen Nachfolger zu beten.

„Wir saßen bei der Generalaudienz direkt hinter den Kardinälen“, berichtet Pater Karl Wallner, Rektor der Hochschule des Stiftes Heiligenkreuz (NÖ). „Am Petersplatz war die Aufbruchstimmung der Weltkirche spürbar.“ Später hat der Papst den Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, empfangen und den Grundstein für den Ausbau der Hochschule gesegnet, die seinen Namen trägt. „Der Papst hat uns gesagt, er bleibe uns verbunden“, sagt Pater Wallner. Ebenfalls im kleinen Kreis traf Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den Papst. Er habe den ihn nach Bayern eingeladen, sagte er. Am Petersplatz hatte sich Benedikt ausdrücklich bei der Traunsteiner Blasmusik für das Spielen der Bayernhymne bedankt.

Auf dem Petersplatz hat Günther Wassilowsky, Professor für Kirchengeschichte an der Katholisch-theologischen Privatuniversität Linz, die Generalaudienz erlebt: „Ich glaube, der Papst hat die Zuneigung, die ihm entgegengebracht wurde, genossen“, sagt er. Kritisch sieht er aber den Rahmen des letzten großen Papstauftritts: „Benedikt XVI. ist ein Mann der Worte. Die Nüchternheit, mit der er sich verabschiedet hat, passt zu ihm. Ich hätte es aber begrüßt, wenn man das Ende dieses Pontifikats auch symbolisch und mit einer Messfeier begangen hätte. Denn in zwei, drei Wochen wird der neue Papst mit großer Symbolik in sein Amt eingeführt werden. Und da wird eine Diskrepanz zwischen den Ereignissen sichtbar“, sagt Wassilowsky.

 

Sedisvakanz: Ab 20 Uhr ist der Stuhl Petri unbesetzt

Mit der gewohnten Messfeier in der Privatkapelle beginnt für Benedikt XVI. heute der letzte Tag als Papst. Am Vormittag trifft er sich zum letzten Mal mit den Kardinälen. Von den Spitzen der Kurie und der Schweizergarde verabschiedet, besteigt der Papst um 17 Uhr den Hubschrauber, der ihn nach Castel Gandolfo bringt. Dort wird er sich nochmals den Gläubigen zeigen. Um 20 Uhr ist seine Amtszeit vorbei. Dann übernehmen die Kardinäle – offiziell alle 209 – die Kirchenverwaltung. Sie dürfen aber laut der Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis“ nur „ordentliche Angelegenheiten“ oder „Fragen, die keinen Aufschub dulden“, erledigen und die Papstwahl (Konklave) vorbereiten. An diesem werden nur jene 115 Kardinäle teilnehmen, die unter 80 Jahre alt und nicht verhindert sind.

Geleitet wird die Kirchenverwaltung vom Camerlengo (Kämmerer), aktuell Kardinal Tarcisio Bertone. Gemeinsam mit drei ausgelosten Kardinälen bildet er die Sonderkongregation. Die drei Assistenten werden alle drei Tage ausgewechselt. Daneben gibt es die Generalkongregation aller Kardinäle.

Ein wichtiges Thema für sie ist es nun, einen Termin für die Papstwahl zu finden. Diese muss in spätestens 20 Tagen beginnen. Laut Aussagen von Kardinal Walter Kaspar in Radio Vatikan gibt es zwei Gruppen unter den Kardinälen: Jene, die schnell zur Wahl schreiten will, und jene, die nichts überstürzen will.

Um 18.15 Uhr feiert Bischof Schwarz heute im Linzer Mariendom eine Dankesmesse für das Pontifikat Benedikts XVI.

 

Grafik: Konklave - Herkunft der Kardinäle

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Konklave - Herkunft der Kardinäle

Konklave - Herkunft der Kardinäle

PDF-Datei vom 27.02.2013 (782,47 KB)

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1  Kommentar
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Oberfranzl (5.404 Kommentare)
am 28.02.2013 08:35

Leonardo Boff hat das versagen Ratzingers treffend zusammengefasst indem er Benedikt als „Papst ohne Charisma, der die Kirche nicht zu regieren wusste“, bezeichnete. Der 85-Jährige sei aus Verzweiflung zurückgetreten, da er die römische Kurie nicht mehr habe kontrollieren können. Als Kardinal habe Joseph Ratzinger über 100 Theologen verurteilt, die Befreiungstheologie erstickt und die Armen für die Kirche verloren. „Er hat das Handtuch geworfen, seine physischen, psychischen und spirituellen Grenzen anerkannt und mit Demut die richtige Entscheidung getroffen: Er ist zurückgetreten“, sagte der 74-Jährige Befreiungstheologe in Rio de Janeiro.

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