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Ein Schmetterling, der Plastik verdaut: Wachsmotte gegen ein Müllproblem

Von Klaus Buttinger, 29. April 2017, 00:04 Uhr
Ein Schmetterling, der Plastik verdaut: Wachsmotte gegen ein Müllproblem
Die große Wachsmotte aus der Familie der Zünsler Bild: Archiv

Raupen fressen sich problemlos durch Plastiksackerl. Abbau von Polyethylen (PE) passiere relativ schnell, fanden spanische Forscher heraus.

Ein schillernder Star in der Schmetterlingssammlung war die Große Wachsmotte nie. Nun könnte der Zünsler anderweitig zu Ehren kommen, nämlich in der Abfallwirtschaft. Die Larven der Großen Wachsmotte (Galleria mellonella) sind in der Lage, handelsübliche Plastiksackerl relativ zügig zu zersetzen. Damit zerlegen sie den wohl am häufigsten verwendeten und biologisch kaum abbaubaren Kunststoff Polyethylen (PE), wie spanische Forscher im Fachmagazin "Current Biology" kürzlich schrieben.

Wegen der hohen Zersetzungsgeschwindigkeit habe der Fund "Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen". Die Entdeckung gelang durch einen Zufall. "Ich bin Hobby-Bienenzüchterin", sagte Federica Bertocchini, die an der Studie beteiligt war. Bei der Säuberung eines Bienenstocks habe sie zu Hause im nordspanischen Santander, wo sie an der Universidad de Cantabria arbeitet, plötzlich "diese Würmchen" entdeckt. "Die sich von Pollenresten ernähren und für uns Imker wie die Pest sind." Die Italienerin warf die Larven in ein Plastiksackerl. Und siehe da: "Nach einer Weile war der Beutel voller Löcher und die Larven draußen!"

Das Haustier der Zoologen

Imker haben keine Freude mit den Motten. Sie fressen das Wachs der Waben und schädigen auch die Bienenbrut. Fischern hingegen leistet die Mottenraupe gute Dienste. Bekannt als Bienenmade gelten sie als hervorragender Köder. Für Zoologen ist der Zünsler quasi ein Haustier, eignet er sich ob seiner leichten Aufzucht und hohen Vermehrungsrate doch gut als Versuchstier.

Die spanischen Forscher fanden jedenfalls heraus, dass rund 100 Wachsmotten-Larven in zwölf Stunden etwa 92 Milligramm eines normalen Einkaufsackerls fressen können. "Das ist ein sehr schneller Abbau, schneller als alles, was zu diesem Thema bisher wissenschaftlich veröffentlicht wurde", sagte Bertocchini. "Wir vermuten, dass für diese schnelle Zersetzung ein Molekül oder Enzym verantwortlich ist, das wir zu isolieren versuchen werden." Dieses Enzym könne man dann in großem Umfang produzieren und es nutzen, um Plastikmüll abzubauen, hofft die junge Wissenschafterin.

Auch andere Organismen wie Pilze oder Bakterien sind bekannt dafür, dass sie Kunststoffe abbauen können. Erst vergangenes Jahr wurde am japanischen Kyoto Institute of Technology ein Bakterium namens Ideonella sakaiensis entdeckt, das PET-Flaschen verdauen kann. Doch wie andere zuvor entdeckte "Plastikfresser" ist auch Ideonella weit davon entfernt, eine Lösung für das globale Problem mit dem Plastikmüll zu liefern.

60 Millionen Tonnen PE pro Jahr

Unter optimalen Bedingungen und bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius braucht es etwa sechs Wochen, um ein kleines Stück Polyethylenterephthalat (PET) zu zersetzen. Da ist die Wachsmotten-Raupe beim Abbau von Polyethylen (PE) deutlich schneller. Dieses aus Erdöl hergestellte synthetische Polymer werde vor allem zur Herstellung von weltweit rund einer Billion Sackerln pro Jahr benutzt, die insgesamt rund 60 Millionen Tonnen Plastik entsprächen, sagt Bertocchini. Plastik ist biologisch kaum abbaubar. Die Zersetzung kann mehrere Jahrhunderte dauern. Der Plastikmüll landet häufig in der Umwelt. Im Meer wird der Abfall von Fischen oder von Vögeln gefressen, die oft qualvoll an dem unverdaulichen Stoff verenden.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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rotkraut (4.030 Kommentare)
am 29.04.2017 06:40

Damit gehört die menschliche Genstruktur erweitert, dann kann die Verpackung der Lebensmittel gleich mitgegessen werden.

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sholey (1.360 Kommentare)
am 29.04.2017 02:16

Jetzt muss noch jemand diese Viecherl dressieren, dass sie nur Plastikmüll fressen und keine bedeutsamen Plastikteile.

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