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„Ein Kandidat des Reformflügels, der für die Konservativen akzeptabel war“

Von Heinz Niederleitner, 15. März 2013, 00:04 Uhr
„Ein Kandidat des Reformflügels, der für die Konservativen akzeptabel war“
Franziskus vor der Marienikone in der Basilika Santa Maria Maggiore. Bild: EPA

Linz. Über Hintergründe der Papstwahl und Veränderung in der römisch-katholischen Kirche sprachen die OÖNachrichten mit Kirchenhistoriker Günther Wassilowsky, Professor an der Katholisch-theologischen Privatuni Linz.

Nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. kam jetzt der erste lateinamerikanische Papst, der auch der erste Jesuit am Papstthron ist. So viel Veränderung – was ist los an der Kirchenspitze?

Wassilowsky: Offensichtlich ist da doch ein Fünkchen Mut da, um neue Wege zu gehen. Auch die Kardinäle haben realisiert, dass es einen neuen Ansatz braucht. Dafür steht diese Wahl. Papst Franziskus hat schon in den ersten Minuten seines Pontifikats spektakuläre Gesten gesetzt und mit einem neuen Stil begonnen. Franziskus trat nach der Wahl – anders als seine Vorgänger – ohne die goldbestickte Mozetta (Schultergewand) auf, nur in der einfachen Papstsoutane. Er öffnete die Szenerie nach oben durch ein Gebet und ließ sich gleichsam selbst vom Volk Gottes segnen. Erstaunlich ist, dass er von sich kein einziges Mal als Papst gesprochen hat, sondern immer nur als Bischof von Rom.

Laut Insidern hatte der neue Papst schon bei der letzten Wahl 2005 viele Stimmen hinter sich.

Ich vermute, dass er in diesem Konklave ein idealer Kompromisskandidat war: Primär dürfte er der Kandidat des Reformflügels gewesen sein. Diese Wählergruppe hat gesehen, dass Bergoglio im Unterschied zu Benedikt XVI. das Zeug zu einem echt „pastoralen Papst“ hat. Für die Konservativen war er aber auch akzeptabel: Denn moraltheologisch liegt er ganz auf der Linie seiner Vorgänger. Schwierig ist zu sagen, was die Kurie von ihm hält: Franziskus ist aus ihrer Sicht ein Außenstehender und Unkundiger, was Vor- und Nachteile in sich birgt. Aber das Signal, dass jemand von außen in den skandalgeschüttelten Vatikan kommt, war bei der Wahl sicher ein wichtiges Motiv.

Franziskus muss jetzt wichtige Personalentscheidungen treffen, vor allem einen Kardinalstaatssekretär finden. Dürfte er sich da nicht schwertun?

Die Frage ist, ob ein spirituell und bescheiden wirkender Papst die Kraft hat, auch schwierige Entscheidungen im Vatikan durchzusetzen. Das muss sich erst zeigen. Erschwerend kommt sein bereits fortgeschrittenes Alter dazu. Eigentlich bräuchte es jetzt einen starken Papst in der Kurie. Wenn er klug ist, wird er einen Kardinalstaatssekretär mit Fähigkeiten einsetzen, die ihm selbst fehlen. Anders als Benedikt XVI. scheint Franziskus jedenfalls über Witz und Charme zu verfügen.

Umstritten ist das Verhalten von Franziskus/Jorge Bergoglio während der Militärdiktatur in Argentinien (1976–1983). Wie soll man damit umgehen?

In bestimmten Jesuiten-Kreisen finden Sie eher Skepsis ihm gegenüber. Die Vorwürfe gehen in die Richtung, er habe einzelne Jesuiten in dieser Zeit „geopfert“ oder sie nicht gegenüber dem Regime unterstützt. Uns fehlen bislang die Quellen, um das wirklich beurteilen zu können. Aber ich gehe davon aus, dass man ihn nicht zum Papst gewählt hätte, wenn er tatsächlich stark mit der Militärdiktatur verstrickt gewesen wäre: So etwas müssen die Kardinäle im Vorkonklave klären. Es bringt jedenfalls nichts, etwas zu vertuschen, was dann scheibchenweise herauskommt. Es wäre sinnvoll, dass Franziskus gleich zu Anfang selbstkritisch offenlegt, welche Rolle er da vor einigen Jahrzehnten spielte.

Auffällig ist auch, dass der Papst einen ganz neuen Papstnamen gewählt hat.

Das hat sich schon lange kein Neugewählter mehr getraut. Auch Johannes Paul I. hat sich ja auf seine beiden Vorgänger bezogen. Franz von Assisi ist jedenfalls angetreten, um die damalige Kirche von Grund auf zu erneuern. Das müsste eigentlich programmatisch bei der Namenswahl des neuen Papstes gewesen sein.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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strasi (4.410 Kommentare)
am 15.03.2013 16:04

Der Jesuitenpater hat in seiner Heimat den Aufstieg bis zum höchsten kath.Würdenträger geschafft. War bei seiner Ernennung zum Bischof bzw. Kardinal sein Verhalten während der Militärdiktatur von 1976 - 1983 kein Thema. Gehe davon aus, dass vor seiner Kardinalerhebung durch Papst Johannes Paul II seine Person zu diesem Lebensabschnitt bereits ausreichend geprüft wurde. Wollen bestimmte Kreise von vornherein einen schlechten Start für den Papst um ihn, was ja jetzt nicht mehr außergewöhnlich wäre, zum Rücktritt veranlassen. Man kann ihm nur viel Kraft für ein reformbeseeltes Wirken im Geiste von Franz von Assisi wünschen. Kritiker sollen dabei nicht länger stören!!!

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KarlLiebknecht (2.362 Kommentare)
am 15.03.2013 16:10

Man beachte die Chronologie: zuerst die Anschuldigungen, dann viel, viel später wurde er Papst.

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( Kommentare)
am 15.03.2013 15:54

und Nerven brauchen, diese wünsche ich ihm!
Er ist sympathisch!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 15.03.2013 14:03

und :
Franz von Assisi ist jedenfalls angetreten, um die damalige Kirche von Grund auf zu erneuern. Das müsste eigentlich programmatisch bei der Namenswahl des neuen Papstes gewesen sein

das interwiew hört /liest sich gut an und ich wünsche dass es so wird wie es da Franzl von Assisi wünschte ...

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