"Die Leute bilden Menschenketten und rufen 'Betet für Mexiko'"
MEXIKO-STADT/LINZ. Leopoldine Ganser, Projektpartnerin von "Jugend Eine Welt" in Mexiko, berichtet von enormen Schäden nach dem Erdbeben.
"Ein Erdbeben, das ist schrecklich", rufen Bewohner von Mexiko-Stadt, filmen die Szene mit dem Handy – noch nicht ahnend, dass in wenigen Sekunden noch Schlimmeres droht: Plötzlich stürzt vor ihren Augen eines der Häuser krachend in sich zusammen. Nur noch Staubwolken sind zu sehen, und zu hören sind verzweifelte Rufe: "No, dios mio! – Mein Gott, nein!"
Videos wie dieses bekommt die pensionierte Linzer AHS-Lehrerin Leopoldine Ganser laufend, seit am Dienstag ein schweres Erdbeben die Hauptstadt Mexikos erschütterte. Ganser hat in den 1990er-Jahren geholfen, im Armenviertel Chimalhuacán, einem Randbezirk von Mexiko-Stadt, mit Unterstützung der Organisation "Jugend Eine Welt" ein Kinder- und Jugendzentrum zu errichten. Mit den Bewohnern steht die 68-Jährige bis heute in regem Kontakt: Von dem Leid, welches das Beben der Stärke 7,1 über Zentralmexiko und die Hauptstadt gebracht hat, erfährt sie laufend aus erster Hand.
Mindestens 250 Menschen wurden bei dem Beben getötet. "Es werden händeringend weitere Hilfskräfte gesucht", sagt Ganser. Die Helfer seien seit vielen Stunden im Einsatz, unter den Trümmern würden noch viele Verschüttete vermutet. Überall hängen Plakate, mit denen die Bevölkerung aufgerufen wird, sich ruhig zu verhalten, damit Vermisste sich mit Klopfzeichen bemerkbar machen können.
Auch das Don-Bosco-Kinder- und Jugendzentrum, das Ganser mit aufgebaut hat, wurde beschädigt: "Die Wände haben Risse, aber zum Glück wurde niemand verletzt", sagt die ehemalige Lehrerin. Im Moment sei die Situation sehr chaotisch: Einen Tag lang habe es keinen Strom gegeben, die Autobahnen hätten Risse und dürften nicht benutzt werden. Die Leute würden sich laut Ganser nun vor allem vor schweren Nachbeben fürchten. Halt fänden sie vor allem in ihrem Glauben: "Die Leuten bilden Menschenketten und rufen ,Pray for Mexico - Betet für Mexiko!"
Innviertler Student in Mexiko
Ähnlich chaotisch schildert auch Bernard Rossier, Einsatzleiter der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in Mexiko Stadt, die Situation: Für die Hilfskräfte sei es sehr schwer, sich aufgrund der Zerstörungen in der 20,2 Millionen Einwohner-Stadt zu bewegen und Hilfe zu leisten. "Die Mexikaner leisten eine Menge Hilfe, aber es ist schwierig, die Einsätze zu koordinieren", sagt Rossier im OÖNachrichten-Gespräch.
Selbst miterlebt hat das Beben der Student Severin Bäck aus Ried im Innkreis, als er gerade auf der Uni in Mexiko City saß: "Wir sind aus dem schwankenden Gebäude nach draußen gelaufen."
Der Schrecken habe sich aber erst später eingestellt, als er realisiert habe, was wirklich passiert sei. Er hatte Glück, weil der Bezirk, wo er wohnt und wo die Uni steht, nicht so schwer getroffen wurden wie andere Teile der Stadt. Was Severin Bäck, der morgen 23 Jahre alt wird: sehr bewegt hat, war der Zusammenhalt der Menschen: "Die ganze Stadt war auf den Füßen, jeder hat geholfen und wollte einen Beitrag leisten."
Severin Bäcks Video aus Mexiko:
Bei Interesse kann für die Organisation "Jugend Eine Welt" auch gespendet werden:
Spendenkonto:
IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000
BIC: RZTIAT22
Kennwort: Nothilfe
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