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Die Gletscher schmelzen, die Politik tagt

21. November 2015, 06:19 Uhr
Der Treibhauseffekt greift, die Gletscher schmelzen, die Politik tagt
Die Fieberkurve des Planeten steigt und den Menschen läuft die Zeit davon – immer schneller

Auf der zwölftägigen UN-Klimakonferenz von Paris sollen 194 Länder ein Abkommen beschließen, das dem Kyoto-Protokoll nachfolgt. Die Chancen: bescheiden.

Paris: Nicht der Terrorismus steht ab 30. November auf der Agenda von 194 Staatsdelegationen, sondern der Klimawandel. Weniger ernst zu nehmen ist die Sache deshalb nicht. Denn auch beim Thema Klima geht es um viele Menschenleben. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben bereits heute Zehntausende Menschen jährlich an den Folgen des Klimawandels (Überschwemmungen, Dürre etc.). Zusätzlich werde das veränderte Klima mit seinen Extremwetterereignissen zwischen 2030 und 2050 zu 250.000 Todesfällen pro Jahr u. a. durch Malaria, Durchfallerkrankungen, Hitzestress sowie Unterernährung führen. Deshalb liegen die Hoffnungen der Erdenbürger auf der Klimakonferenz von Paris (COP 21). Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Analyse Ist-Situation: Wie viel Treibhausgas befindet sich in der Atmosphäre?

Die Konzentration von Treibhausgasen hat laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) einen neuen Höchststand erreicht. Die durchschnittliche weltweite Konzentration von Kohlendioxid (CO2) hat heuer 400 ppm (Teilchen pro Million) überschritten. Dieser Wert lag im vorindustriellen Zeitalter bei 120 ppm. Der sogenannte Strahlungsantrieb durch Gase wie CO2, Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O) – eine Maßeinheit für den Treibhauseffekt – sei zwischen 1990 und 2014 um 36 Prozent gestiegen, berichtet die WMO. Die Gase stammen überwiegend aus Industrie, Landwirtschaft und Verkehr. Vergleichsgröße: Der US-Militärapparat verbrennt täglich so viel Öl wie ganz Schweden.

War der heurige warme Sommer klimawandelbedingt oder bloß ein statistischer Ausreißer?

Für heuer fehlen noch die Zahlen, das Jahr ist noch nicht zu Ende. Aber trotz Regensommer bei uns verzeichneten die Weltraumbehörde NASA und das US-Wetteramt NOAA bereits 2014 das weltweit wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1880. Dazu kommt: 2014 war ein Rekordjahr, obwohl das Klima nicht wie sonst bei Ausreißern vom El-Niño-Phänomen geprägt war. Die weltweite Durchschnittstemperatur lag bei 14,6 Grad Celsius, etwa 0,8 Grad über dem langjährigen Durchschnitt des 20. Jahrhunderts.

Ziel der Klimakonferenz in Paris ist es, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Wie ambitioniert ist das?

Kürzlich hat die UN-Umweltorganisation (UNEP) davor gewarnt, dass die bisherigen Zusagen der Staaten zur Reduzierung der Treibhausgase "keineswegs ausreichend" seien, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Zudem fordert ein Zusammenschluss von 40 vom Klimawandel am meisten betroffenen Staaten, dass der Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad begrenzt werden müsse.

Ist den Angaben der teilnehmenden Staaten hinsichtlich Ausstoß von klimaschädlichen Gasen zu glauben?

Keineswegs. Messungen belegen, dass viel mehr Treibhausgase in die Luft gelangen, als von den Regierungen angegeben. Laut New York Times stößt China bis zu 17 Prozent mehr CO2 aus als offiziell zugegeben. Zur Veranschaulichung: Dieser Unterschied entspricht dem gesamten CO2-Jahresausstoß von Deutschland.

Wie handelt Österreich?

Laut Umweltbundesamt sind die Treibhausgas-Emissionen 2014 um vier Prozent gesunken. Kurioserweise wurde dies durch den milden Winter mit seinem geringen Heizbedarf erreicht, der auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Dennoch kritisierte kürzlich die EU-Umweltbehörde Österreich als eines von vier EU-Ländern, die die Klima-Ziele der EU nicht erreichen.

Wie läuft es mit der dringend notwendigen Energiewende?

Äußerst schleppend. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer geben für die staatliche Förderung fossiler Brennstoffe beinahe viermal so viel Geld aus wie für erneuerbare Energien. Das sind jährlich 422 Milliarden Euro an Fördergeldern für Öl, Gas und Kohle zusammen, rechnen die Nichtregierungsorganisationen Overseas Development Institute, Oil Change International und Oxfam vor. Dieser Summe stehen 140 Milliarden Euro gegenüber, die ärmere Länder jedes Jahr zur Anpassung an den Klimawandel benötigten. Die Industrieländer "können nicht behaupten, es fehle ihnen am nötigen Kleingeld zur Unterstützung ärmerer Länder", sagt ein Oxfam-Sprecher.

 

Prognose & Faktenlage

Was kann Paris?

„Auf der 21. Vertragsstaatenkonferenz wird nicht mehr erreicht werden als ein qualvoller Formelkompromiss“, prognostiziert Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und international führender Experte auf dem Gebiet des Klimawandels: „Zwar gibt es die Hoffnung, dass die COP 21 zumindest einen Prozess aufsetzen wird, der die menschengemachte Erderwärmung mittelfristig einbremst, ob das allerdings für unsere Nachkommen reichen wird, erscheint zweifelhaft.“

Wem glauben?

Mit seinem aufrüttelnden, hochinformativen und allgemeinverständlich geschriebenen Buch „Selbstverbrennung“ hat Schellnhuber ein ausgezeichnetes Werk vorgelegt.

Der Treibhauseffekt greift, die Gletscher schmelzen, die Politik tagt
Bild: C.Bertelsmann

Hans Joachim Schellnhuber, „Selbstverbrennung“: C. Bertelsmann , 784 S., 30,90 Euro

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3  Kommentare
3  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 21.11.2015 14:12

der Schaden der durch die Politik betreffend Klima angerichtet wird ist noch VIEL SCHLIMMER als der von Terroristen !!! traurig

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( Kommentare)
am 21.11.2015 12:49

Ach, wir sollen also ausgerechnet Herrn Schellnhuber glauben? Weil er ein vom Papst geadelter Prophet ist, dessen Aussagen ins alarmistische Extrem tendieren?

Wie unseriös der Alarmismus ist, kann man schon daran sehen, dass Wetter"extreme" und dadurch verursachte Tote, dem Klimawandel in die Schuhe geschoben werden. Aber sogar da ist man selektiv: 40000 zusätzliche Tote durch kaltes Wetter in UK 2014/2015 (The Telegraph) oder die schlichte Tatsache, dass kaltes Wetter mehr Menschen als warmes Wetter tötet (Washington Post, Cold kills more than heat) passen nicht so recht ins Bild der Erwärmungskatastrophe.

Auch redet keiner davon das die Vegetation weltweit am Vormarsch ist (trotz vieler Abholzungen), trockene Gegenden ergrünen weil sie mehr Niederschläge bekommen und der höhere Co2-Anteil in der Atmosphäre den Pflanzen beim Wachstum deutlich hilft = mehr Nahrung.

Aber nein: Klimawandel ist stets apokalyptisch negativ und zufällig hilft nur enorm viel Geld ihn zu entschärfen zwinkern

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( Kommentare)
am 21.11.2015 18:49

Das stimmt schon, dass die Grüngürtel wandern.
Dass aber dann die Menschen ohne Rücksicht auf politische Grenzen durch die sich ändernden Klimaerscheinungen ebenfalls auswandern, sieht man momentan an der Syrien Krise. Und dies war auch schon in früheren Jahrhunderten so. Dass die Endemischen dann einen Rappel kriegen, sieht man an allen Wahlergebnissen.
Klimawandel heisst auch andere Wasservorräte.
Und das wird ein entscheidender Faktor künftiger Interessen sein, mit Vertreibung u. Krieg, wie doch die Geschichte bis heute zeigt.

Die Nutzniesser werden wohl wieder einmal die Agro-Industrie sein ...

Nebenbei:
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19542-2015-11-18.html

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