Costa Concordia - Ex-Geliebte des Kapitäns verlangt Entschädigung
GROSSETO. Bei der Gerichtsverhandlung um das verunglückte Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" hat die moldawische Ex-Geliebte des angeklagten Kapitäns, Domnica Tschemortan, am Donnerstag eine Entschädigungsforderung in Höhe von 200.000 Euro gestellt.
Dies teilte ihre Rechtsanwältin, Valentina Quaroni, vor Gericht mit. Tschemortan habe einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän, Francesco Schettino, erlitten. Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten. Gegenüber dem Gerichtspräsidenten hatte die Frau zugegeben, dass sie ein Verhältnis mit dem Kapitän hatte.
Vor Gericht hatte Tschemortan betont, dass sie einen schweren Schock erlitten habe, weshalb sie nach dem Unglück behandelt werden musste. Sie habe sich in der Unglücksnacht persönlich engagiert, um Passagiere in Sicherheit zu bringen und habe dabei ihr Leben riskiert. Auch der Druck der Medien habe sie schwer belastet, betonte ihre Anwältin.
330 Nebenkläger
Die Frau nimmt als Privatbeteiligte am Prozess gegen Schettino teil, der inzwischen in die Endphase getreten ist. Sie gilt als wichtige Zeugin in dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen den Kapitän. Tschemortan war nach eigenen Angaben Schettinos Gast an Bord, als die Costa Concordia einen Felsen rammte.
Die insgesamt 330 Nebenkläger, darunter Überlebende der Katastrophe, die Region Toskana, der Konsumentenschutzverband Codacons und mehrere italienische Ministerien, fordern Schadenersatz in Millionenhöhe. Allein das Umweltministerium verlangt 222,8 Millionen Euro, die Überlebenden bis zu einer Million Euro pro Person. Die Gemeinde der Insel Giglio, vor der das Kreuzfahrtschiff havariert ist, forderte 20 Millionen Euro.
Die Plädoyers der knapp 40 Anwälte der Nebenkläger sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden, am 5. und 6. Februar hat die Verteidigung das Wort. Ein Urteil wird frühestens am 9. oder 10. Februar erwartet. Die "Costa Concordia" war mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten.
Für Kapitän Schettino hatte die Anklage am Montag eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten gefordert. Dem Angeklagten werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung sowie das Verlassen des Schiffs vorgeworfen.