Chemie-Nobelpreis für die kleinsten Maschinen der Welt
STOCKHOLM. Franzose, Brite und Niederländer wurden ausgezeichnet.
Für die Entwicklung der "kleinsten Maschinen der Welt" erhalten der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der in den USA tätige Brite Sir Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa den Nobelpreis für Chemie 2016. Die drei Preisträger seien mit aus Molekülen gebauten Maschinen wie einem Lift oder einem Nano-Auto "in eine neue Dimension der Chemie vorgedrungen".
Wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm bekannt gab, haben die Preisträger Moleküle entwickelt, deren Bewegungen man kontrollieren kann und die eine Aufgabe erfüllen, wenn sie Energie erhalten." Den Stand der Entwicklung etwa von molekularen Motoren vergleicht das Nobelkomitee mit jenem des Elektromotors in den 1830er-Jahren.
In Zukunft würden solche molekularen Maschinen bei der Entwicklung von Materialien, Sensoren und Energiespeichersystemen eine Rolle spielen. Österreichische Chemiker sehen ein künftiges Anwendungsfeld der Mini-Maschinen auch im Bereich Medizin.
Den ersten Schritt in Richtung molekularer Maschinen hat nach Angaben der Nobel-Juroren Sauvage, Emeritus an der Universität Straßburg, gemacht. Er hat 1983 ringförmige Moleküle wie Kettenglieder beweglich zueinander aneinandergefügt.
Den zweiten Schritt habe dann Stoddart von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) gesetzt. Er konnte 1991 Moleküle entwickeln und so miteinander verbinden, dass sich ein ringförmiges Molekül entlang eines achsenförmigen Moleküls bewegen konnte. Nach diesem Prinzip wurden mittlerweile ein Nano-Lift oder Nano-Muskeln entwickelt.
Revolution begonnen
Schließlich hat Feringa 1999 den ersten molekularen Motor entwickelt. Auf dieser Basis hat er 2011 ein nur rund einen milliardstel Meter (Nanometer) langes, elektrisch angetriebenes Mini-Auto mit Vierradantrieb gebaut.
Mit diesen molekularen Maschinen habe eine "Revolution" begonnen, sagte Nobel-Juror Olof Ramström. "Die Zukunft wird zeigen, wie wir das hier anwenden können." Feringa zeigte sich von der Nachricht über die Auszeichnung überwältigt. "Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und war ein bisschen geschockt, weil das so eine große Überraschung war", sagte der Wissenschafter, der nach der Verkündung in Stockholm per Telefon zugeschaltet war. "Meine zweite Reaktion war, dass ich mich so geehrt fühle, und dass es mich berührt."