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"Boris Nemzow starb nahe des Kreml, wo alle 15 Meter ein Polizist steht"

Von Stefan Scholl, Moskau, 02. März 2015, 00:05 Uhr
Bild 1 von 25
Bildergalerie Trauer nach Nemzow-Ermordung
Bild: Reuters

MOSKAU. Zehntausende gedachten gestern bei einem Trauermarsch des getöteten Regimekritikers.

Es sind mehr Menschen gekommen als erwartet. Der Trauermarsch hat vor 40 Minuten begonnen, da drängen sich noch immer Tausende vor den Metallsuchgeräten an der Metrostation "Kitai Gorod". Dahinter schwimmt ein weiß-blau-rotes Fahnenmeer Richtung Moskwa-Ufer, zur Brücke, zum Tatort.

Später meldet die Polizei 16.000 Teilnehmer, die Veranstalter 70.000: "Ich bin hier, weil sie Boris Nemzow erschossen haben", sagt Andrej, ein Geologe aus Moskau. Er verdächtigt die Staatsmacht. "Er starb nahe des Kreml, wo alle 15 Meter ein Sicherheitsmann steht." Vor ein paar Jahren hätten ein paar Burschen dort, auf der Großen Moskwa-Brücke, versucht, ein Anti-Putin-Plakat anzubringen: "Nach zehn Minuten waren alle in Handschellen. Jetzt aber tun die Behörden so, als könnten sie selbst das Auto der Täter nicht finden."

Der Mörder gab acht Schüsse ab

Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow wurde in der Nacht auf Samstag im Zentrum Moskaus erschossen. Nemzow, 55, spazierte mit seiner Begleiterin, dem ukrainischen Fotomodell Anna Durizkaja, gegen 23.40 Uhr über die Große Moskwa-Brücke, als ein Pkw hinter ihnen hielt. Der Mörder gab aus einer Makarow-Pistole bis zu acht Schüsse ab, vier trafen Nemzow tödlich.

Die Ermittler gehen von einem Auftragsmord aus. Laut der Agentur Ria Nowosti untersuchen sie private und geschäftliche Motive, islamistische Drohungen, einen Zusammenhang zu "inner-ukrainischen Ereignissen", aber auch eine politische Provokation. Präsident Wladimir Putin erklärte, es werde alles getan, um die Mörder und ihre Hintermänner zu finden.

In Oppositionskreisen aber verdächtigt man den Kreml. "Er war voller Lebensfreude, Energie und Optimismus. Es fällt schwer, ihn mit dem Tod in Verbindung zu bringen", sagt der Bürgerrechtler Sergei Dawidis. "Dass ein so bekannter Politiker auf offener Straße am Kreml, im Zentrum des russischen Polizeistaates, ermordet wird, drängt die Vermutung auf, dass die Täter in Verbindung zu staatlichen Strukturen standen."

Von Jelzin nach Moskau geholt

Nemzow ist eine der Symbolfiguren der postsowjetischen Politik. 1991 ernannte Boris Jelzin den 32-jährigen Physiker und Regionalparlamentarier zum Gouverneur der Nischegorodsker Region. Nemzows liberale Wirtschaftsreformen dort erregten Aufsehen, 1997 holte Jelzin das politische Wunderkind als Vize-Premier nach Moskau, er wurde bereits als sein Thronfolger gehandelt.

Aber der Rubelsturz von 1998 kostete Nemzow sein Regierungsamt. Er gründete 1999 die Partei "Rechte Sache", die bei den Dumawahlen im gleichen Jahr 8,6 Prozent der Stimmen gewann. Als wenige Monate später Wladimir Putin Präsident wurde, kooperierte Nemzow anfangs mit ihm, kritisierte aber Putins restriktive Politik gegen die unabhängigen Medien immer heftiger. Bei den Dumawahlen 2003 flog seine "Rechte Sache" aus der Staatsduma.

Lebenskünstler und Frauenheld

Aber auch nach solchen Rückschlägen blieb Nemzow seinem Ruf als Lebenskünstler und Frauenheld treu. Nemzow, der vier Kinder von drei Frauen hatte, plauderte gern über Kite-Surfing oder Whiskey. Aber auch politisch resignierte er nie, gründete Oppositionsbündnisse, kandidierte 2009 vergeblich als Bürgermeister in Sotschi, und 2013 erfolgreich als Gebietsabgeordneter in Jaroslawl.

Er veröffentlichte Studien, in denen er Putin und seiner Umgebung Korruption vorwarf. Nemzow galt als offen und furchtlos, noch wenige Stunden vor seinem Tod griff er Putin in einem Interview für "Radio Echo Moskwy" frontal an. "Putin ist ein Fachmann der Unwahrheit, ein pathologischer Lügner."

Nemzow unter Beobachtung

Nationalistische Kommentatoren behaupten jetzt, Nemzow sei von seinen liberalen Freunden als "sakrales Opfer" hingerichtet worden, um die Stimmung in der Opposition anzuheizen. Eine Version, die Putin schon im Präsidentschaftswahlkampf 2012 bemüht hatte. "Sie suchen ein so genanntes sakrales Opfer unter Prominenten", sagte Putin damals. "Das ,legen sie um‘ und beschuldigen danach die Behörden."

Mehrere Oppositionelle verwiesen gestern jedoch darauf, Nemzow habe am Abend seines Todes höchstwahrscheinlich unter Beobachtung der Sicherheitsorgane gestanden, die eigentlich jeden Mörder hätten sofort stellen müssen.

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29  Kommentare
29  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
pepone (60.622 Kommentare)
am 02.03.2015 15:36

MUSS der Mord gut geplant geworden sein , denn als das Strassenkehrfahrzeug auf seiner höhe war passierte es , und eine Person kam hinter dem Fahrzeug hervor und stieg in ein wartendes Auto ...
hat der Chauffeur des Kehrfahrzeug NICHTS gesehen ? oder das Fahrzeugnummerschild oder das Fahrzeug selber? seltsam oder ?

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 13:05

Die russische Polizei habe Anna Durizkaja bis 5 Uhr morgens verhört - mit welchem Ergebnis ist bisher unklar. Freunde fürchten jedenfalls um die Sicherheit von Anna Durizkaja. Denn angeblich versuchen die russischen Behörden, sie in den Mord zu verwickeln. Durizkaja soll schwanger gewesen sein - von Nemzow, einem verheirateten Familienvater mit zwei Kindern. Es sei um Abtreibung und Eifersucht gegangen. Noch in der Tatnacht habe es deshalb Streit gegeben.

Übrigens die Antibabypille wurde in der DDR "Wunschkindpille" genannt!

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 10:45

- Warum schreiben die Zeitungen solchen Blödsinn, wenn doch wahren die Kenner der Situation in den Foren sitzen?
- Warum berichten Korrespondenten vor Ort, wenn doch die wahren Kenner der Situation in den Foren sitzen?
- Warum machen sich Journalisten überhaupt die Mühe zu recherchieren, wenn doch die wahren Kenner der Situation in den Foren sitzen?
- Warum überhaupt über so ein Thema schreiben, wenn doch die wahren Kenner der Situation in den Foren sitzen?

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jamei (25.498 Kommentare)
am 02.03.2015 10:48

WIESO um Himmelwillen fragen diese Dilettanten- und onkeln

****NICHT DICH****

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 10:58

Könnten Sie erklären, warum gerade ich gefragt werden sollte?

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 11:04

der/die anderen gerne die Kompetenz zum urteil abspricht.

Oder nur ein Leser einschlägiger Literatur, wie es für Studenten üblich ist? Ich war auch nicht anders, auch sehr leichtgläubig in Staat und Gutmenschenpresse.

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 11:23

Ich warne nur zur Vorsicht, dass Halbwissen dann gefählich wird, wenn es vorgibt, Ganzwissen zu sein.

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jamei (25.498 Kommentare)
am 02.03.2015 11:29

Verzeihung wenn ich Ihnen widerspreche, aber es war eine Frage
ev. Feststellung und KEINE wie von Ihnen - unterstellte -

***************unbegründete Kritik************************

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 11:01

dieses Schreibers ab, wenn man sich nachträglich die einseitige Berichterstattung zu den Ukraine-Themen durchliest, sollte man besser ein paar Volksschülern hier die Chance geben.

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 11:19

sollten Sie geschätzter Dampfplauderer wissen, dass durch verbieten einer freien Meinung diese deswegen nicht falsch wird.

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Fensterputzer (5.141 Kommentare)
am 02.03.2015 10:32

Putin richtig zu verstehen.
Genau das tue ich nun.
Ich habe Putin nun richtig verstanden!

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krokofant (810 Kommentare)
am 02.03.2015 10:11

den Tod eines Menschen zu missbrauchen, um weiter gegen Russland hetzen zu können. Bis jetzt wissen wir absolut nichts über Täter und Motiv, was aber niemanden zu stören scheint,
solange man gegen Russland und Putin schissen kann.

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Steinbrueckfeind (1.281 Kommentare)
am 02.03.2015 09:51

... erwischen sollte, wäre es sicherlich für die Angehörigen und seine Paladine tragisch, wobei die Angst im Volke dann sicherlich nicht mehr so groß wäre.

Putin ist in meinen Augen ein brandgefährlicher Diktator.

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leser (2.219 Kommentare)
am 02.03.2015 10:04

regen Zuspruch. Von Vorverurteilungen halte ich auch nichts.
Meine Lektion habe ich gelernt. Siehe "Pussy Riot Suppenhuhn".

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 11:10

Gefährlich für wen und wie?

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pepiboeck (3.209 Kommentare)
am 02.03.2015 09:12

Es waren laut Ria Novosti ( de.sputniknews) 21500, laut Veranstaltern 50 000 und laut Westzeitungen 70 000. Ich glaube RIA NOVOSTI das in den letzten Monaten der Wahrheit immer am nächsten kam!

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tradiwaberl (15.604 Kommentare)
am 02.03.2015 10:18

Der Kreml-Haussender ?? Na der wird natürlich nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verbreiten.

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 08:50

Wer Moskau so halbweg kennt, weiß doch genau, dass die Polizei dort NICHT in Schusswaffenkonflikte einschreitet. Das machen nur die Spezialeinheiten, die "normale" Polizei riskiert für die paar Mücken an Einkommen sicher nicht Gesundheit oder Leben, weil die organisierten Banden viel besser ausgerüstet und trainiert sind.

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.03.2015 10:53

nennt man Glauben.

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 10:57

grinsen

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( Kommentare)
am 02.03.2015 06:24

was aufklären ? Vermutlich war sogar der Kreml informiert, Putins Schergen haben daher kein Interesse an Aufklärung.
Korrupte Staatsanwälte, willfährige Richter, geschmierte Polizisten - das ist Putins Russland.
Das Russland der Putinversteher !

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 08:16

von einer sogenannten Destabilisierungstat aus. Eine Pressemeldung in diese Richtung würde natürlich den sofortigen Rücktritt der entsprechenden Spitzen auslösen.

Der Kreml hat übrigens sogar großes Interesse an einer Aufklärung.

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Tofu34 (2.493 Kommentare)
am 02.03.2015 08:39

Glauben sie aber jetzt selbst nicht,oder?
Sehen hier einige den wald vor lauter bäumen nicht?ein vergiftetes klima des hasses das putin mit dem verdeckten krieg in der ostukraine schürt lädt zu gewalt geradezu ein.eine antiwesten stimmung...wer nicht für mich ist ist gegen mich..wie weit ist russland jetzt eigentlich von einer diktatur(die ein brauner adler55 und ein russischer prolet hier im forum wahrscheinlich sowieso als die bessere staatsform ansehen)noch entfernt?

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 08:47

die USA und die russische Opposition haben ab der ersten Minute natürlich versucht, den Kreml anzupatzen. Jetzt sind sie leiser geworden, weil es 2 konkrete Richtungen der Ermittlungen gibt.

Der Geheimdienst in RUS wäre extrem blöd, in der aktuellen Situation eine solche politisch destabilisierende Tat auszuüben. Und blöd sind diese bestimmt nicht.

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tradiwaberl (15.604 Kommentare)
am 02.03.2015 10:25

woher "wissen" sie, wovon die US-Geheimdienste ausgehen, was sie aber nicht veröffentlichen dürfen ??
Hat Sputnik das geschrieben ?

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 10:59

Die Informationen stammen NICHT aus dem ORF. grinsen

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pepiboeck (3.209 Kommentare)
am 02.03.2015 09:15

Wo sehen sie den Unterschied zu Österreich wo sich der bewusstlose Alijew aufhängte und Franz Fuchs unter ganz komischen Umständen als Schwerstbehinderter sich im Gefängnis aufhängte, und mag es in Russland auch Korruption geben, die hat Putin nur eingedämmt aber nicht angerichtet, das ist die sogenannte " Breschnjewmafia" von 1970-1985

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pepiboeck (3.209 Kommentare)
am 02.03.2015 09:16

Im HInblick darauf dass 80 Prozent aller Oligarchen der Postsowjetunion Juden sind ist Ihr Posting antismeitsch

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tradiwaberl (15.604 Kommentare)
am 02.03.2015 10:32

ist aber jetzt nicht ihr ernst, oder ????

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