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Barcelona: Noch größerer Anschlag war geplant

Von nachrichten.at/apa, 22. August 2017, 16:22 Uhr
Blumen für die Opfer
Blumen für die Opfer des Terroranschlags in Barcelona. Bei dem Anschlag auf die Flaniermeile Las Ramblas und dem vereitelten Anschlag in der Küstenstadt Cambrils waren am 17. August 14 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 120 wurden verletzt. Bild: (Reuters)

BARCELONA. Die Attentäter von Barcelona planten nach Aussage eines der Festgenommenen einen wesentlich größeren Anschlag. Dabei hätte Sprengstoff eingesetzt werden sollen, sagte der 21-jährige Mohamed Houli Chemlal am Dienstag vor Gericht.

So hätte die weltberühmte Basilika Sagrada Familia und weitere Gebäude Barcelonas in die Luft gejagt werden sollen, berichtete die Zeitung "El Mundo".

Chemlal ist einer der vier Verdächtigen, die nach einer Explosion in einem Haus in Alcanar, südwestlich von Barcelona, festgenommen wurden. Zwei der Männer hätten ausgesagt, dass der frühere Imam von Ripoll, Abdelbaki Es Satty, der Drahtzieher des Attentates gewesen sei und sie zu der Tat angestiftet habe, hieß es in den Kreisen. Er kam bei der Explosion in Alcanar ums Leben.

Diese Detonation ereignete sich einen Tag vor dem Attentat mit einem Lieferwagen in Barcelona, bei dem am Donnerstag 13 Menschen getötet und 120 verletzt wurden. Der mutmaßliche Fahrer des Wagens, Younes Abouyaaqoub, wurde am Montag von der Polizei erschossen. Die Polizei sucht nun nach Personen, die ihm bei der Flucht halfen. "Es ist eindeutig, dass er in irgendeiner Form eine Logistik gehabt haben muss", sagte der katalanische Justizminister Carlos Mundo im Catalunya Radio.

Vier Verdächtige sagten vor Gericht aus

Die Staatsanwaltschaft beantragte nach Informationen aus Justizkreisen Haft für die vier Verdächtigen, die erstmals vor Gericht aussagten. Es dürfte Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis es zu einem Prozess kommt. Die vier haben als einzige der insgesamt zwölf Personen zählenden Extremisten-Zelle überlebt. Die meisten von ihnen lebten in Ripoll, wo Es Satty als Imam tätig war. Abouyaaqoub war als einzigem zunächst die Flucht gelungen, auf der er einen Mann tötete und dessen Auto stahl.

Einer der vier Festgenommenen ist Driss Oukabir. Sein Pass wurde in dem verlassenen Lieferwagen nach dem Anschlag gefunden. Er hatte sich der Polizei gestellt, seine Unschuld beteuert und erklärt, sein jüngerer Bruder habe seine Dokumente gestohlen. Sein Bruder Moussa Oukabir war Donnerstagnacht im Ferienort Cambrils zusammen mit vier anderen Mitgliedern der Zelle erschossen worden, nachdem sie eine Frau getötet hatten.

Die Polizei geht wegen des Fundes von Gasflaschen davon aus, dass das vollkommen zerstörte Gebäude in Alcanar die Bombenwerkstatt der Zelle war.

Wie verliefen die Anschläge?

Bei der Explosion des Hauses in Alcanar wurden zwei Menschen getötet, unter ihnen der mutmaßliche Kopf der Terrorzelle, der Imam Abdelbaki Es Satty. Nach dem tödlichen Unglück disponierten die Attentäter um - der ursprünglich geplante großes Sprengstoffeinsatz unterblieb.

Stattdessen raste der 22-jährige Younes Abouyaaqoub am Donnerstagnachmittag mit einem Lieferwagen über die Flaniermeile La Rambla in Barcelona und tötete dabei 13 Menschen, hundert weitere wurden verletzt. Abouyaaqoub wurde damit zum Hauptattentäter. Auf seiner Flucht erstach er in der Nähe der Universität von Barcelona noch einen 34-Jährigen, dessen Auto er für die weitere Flucht nutzte.

In Cambrils fuhr dann in der Nacht zum Freitag ein schwarzer Audi A 3 in eine Polizeiabsperrung. Fünf Insassen sprangen aus dem Wagen, sie trugen Sprengstoffgürtel-Attrappen und waren mit Messern und Äxten bewaffnet. Zunächst wurden vier von ihnen von einem Polizisten erschossen. Der Fünfte verletzte auf der Flucht eine Frau tödlich, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Was hielt die Terrorzelle zusammen?

Die zwölf mutmaßlichen Mitglieder der Gruppierung sind fast ausnahmslos Marokkaner und lebten zum großen Teil in Ripoll am Fuße der Pyrenäen. Mutmaßlicher Kopf der Terrorzelle war der Imam Abdelbaki Es Satty, der ebenfalls in Ripoll lebte. Nach Es Satty wurde in der Folge der Anschläge tagelang gefahndet, bevor eine in dem explodierten Haus in Alcanar gefundene Leiche am Montag als seine sterblichen Überreste identifiziert wurden.

Unter den zwölf Terrorverdächtigen sind vier Brüderpaare: Mohammed Aallaa - der Eigentümer des A 3 - und der 18-jährige Said Aalaa; der 17-jährige Moussa Oukabir, der an dem Anschlag in Cambrils beteiligt war, und sein 28-jähriger Bruder, der unter den Festgenommen ist; der 24- jährige Mohamed Hichamy und sein minderjähriger Bruder Omar, die beide nach dem Anschlag in Cambrils erschossen wurden; schließlich der 22-jährige Haupttäter Younes Abouyaaqoub und sein 17-jähriger Bruder Houssaine, der ebenfalls in Cambrils erschossen wurde.

Welche Fragen bleiben noch ungeklärt?

Die katalanische Polizei verzeichnete rasche Fahndungserfolge, aber das genaue Zusammenspiel der Tatverdächtigen und mögliche Verbindungen zur Dschihadistenmiliz IS sind noch nicht aufgeklärt. Dazu sollen die weiteren Vernehmungen der vier Verdächtigen beitragen, die festgenommen und am Dienstag erstmals dem Staatsgerichtshof in Madrid vorgeführt wurden. Einer der Verdächtigen gestand vor Gericht, die Gruppe habe einen noch viel größeren Anschlag geplant.

Nach der Explosion in Alcanar wurden Spuren des bei terroristischen Anschlägen häufig verwendeten Sprengstoffs TATP gefunden, der hochexplosiv ist. Unklar ist, wofür die Attentäter rund 120 Gasflaschen verwenden wollten, die auf dem Anwesen gehortet wurden.

Angesichts des Umfangs der Anschlagsvorbereitungen stellt sich die Frage, warum nicht frühzeitig ein Verdacht aufkam. Nach Angaben der Ermittler stand keines der zwölf Mitglieder der Gruppe zuvor unter Terrorverdacht. Über Monate spannen sie in der Kleinstadt Ripoll mit rund 10.000 Einwohnern ein enges Kontaktnetz.

Fragen wirft auch der Lebensweg des Imams Es Satty auf. Er soll laut der Zeitung "El Mundo" wegen Drogenhandels im Gefängnis gesessen haben und sich dort mit einem Häftling angefreundet haben, der 2004 an dem islamistischen Anschlag auf Vorortzüge in Madrid mit 191 Toten beteiligt war.

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