OÖN Test: Externe Festplatten (USB)

10.November 2008

Sehr umfangreiches Angebot

Der Markt bei externen Festplatten ist mittlerweile recht unübersichtlich geworden. Die Digitalen Speichersilos sind, ausgehend vom klassischen Fachhandel, längst auch zu den Filialen verschiedener Supermarktketten vorgedrungen. Immer mehr Plattenplatz wird zu immer günstigeren Preisen angeboten. Aus der Ferne ist kaum zu sagen, ob das Modell, das sich beim Händler X gerade im Angebot befindet, von guter Qualität ist. Manche der „Marken“-Hersteller kennt man, doch wie unser Test zeigt, ist dies kein Garant für ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

 

Schnell, hübsch, zuverlässig, leise?

Dies macht es für die Hersteller nötig, auch beim Aussehen der Festplatten Einfallsreichtum zu beweisen: Manche der Geräte kann man durchaus als ästhetisch hochwertige Einrichtungsgegenstände ansehen. Freilich vorrangig ist aber die Funktionalität, sprich die Geschwindigkeit der Datenübertragung, sowie die Faktoren Betriebssicherheit (Wärmeentwicklung) und Geräusch-Emission (Lautstärke im Betrieb). Wir bewerten in erster Linie die technischen Daten inklusive der Zuverlässigkeit; dazu kommt noch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Sind sich hier aber zwei Platten ebenbürtig, beziehen auch das Design mit ein.

 

Unsere Testbedingungen und Kriterien

Wir ersuchen alle Hersteller um eine 500 Gigabyte fassende USB-Festplatte, bekommen aber recht unterschiedliche Modelle ins Haus geliefert. Um hier dennoch Chancengleichheit zum Zug kommen zu lassen, ziehen wir bei allen Geräten die USB 2.0 Schnittstelle für unsere Messungen heran. Diese mag nicht die aktuell schnellste sein; die günstigsten Festplattenmodelle weisen aber stets nur diese Schnittstelle auf. Auch unsere Preisangaben basieren stets auf den respektiven Einsteigermodellen. In technischer Hinsicht testen wir dreierlei: Erstens kopieren wir knapp 5 GB an mp3-Dateien auf die Festplatten und ermitteln die Zeit. Da es sich hierbei um viele kleine Dateien handelt, machen wir noch einen zweiten Test mit einer einzigen 370 MB großen Datei. Drittens ermitteln wir die Datentransferrate.

 

Platz 1: Geht an Seagate

Als Sieger geht im Testverlauf das Modell „FreeAgent“ von Seagate hervor. Nicht nur die Geschwindigkeitswerte sind die besten, auch das Aussehen der Platte ist großartig. Das Gerät sieht ein wenig aus wie eine „Lava-Lampe“. Den Damen in der OÖN-Redaktion können wir zwar nicht erklären, warum die „Schönheit“ einer Festplatte von Bedeutung sein kann – dieses Modell weiß aber jedenfalls die Herren der Schöpfung zu begeistern. Ein weiterer Bonus ist der „Ausschaltknopf“, der tatsächlich kein Knopf sondern ein berührempfindlicher Sensor ist. Die Kühlung erfolgt ausschließlich passiv, was aber auch bei allen Konkurrenzmodellen der Fall ist. Von unsäglich lauten Lüftern sieht man (hört man) anno 2008 nichts mehr. Das schwarze Metallgehäuse sollte man nicht in die Sonne stellen; bei Betrieb wird es handwarm. Das Aluminium leitet die Wärme an die Umgebungsluft ab. Ob die kleinen Lüftungsschlitze auf der Unterseite in der Praxis auch wirklich zur Kühlung beitragen, ist zu bezweifeln. Kostenpunkt der 500 Gigabyte großen USB-Variante: Knapp 90 Euro.

 

Platz 2: chiligreen aus Linz

Dem Linzer Hersteller chiligreen können wir den erfreulichen zweiten Platz zuweisen. Besonders die niedrige Betriebslautstärke darf als herausragend gelten. Ansonsten ist chiligreens Platte eher einfach gehalten. Die passive Kühlung erfolgt ausschließlich über das Alu-Gehäuse, Lüftungsschlitze gibt es nicht. Man könnte argwöhnen, dass die Festplatte unter diesen Bedingungen leicht überhitzen könnte, im Test bleibt sie allerdings recht kühl. Auch ein stundenlanger Betrieb sollte kein Problem darstellen. Die Produktqualität von chiligreen ist in den letzten Jahren gestiegen, dennoch tut sich die Firma schwer, im Preis-Leistungs-Verhältnis den „Großen“ der Branche gleichzukommen. Rein technisch ist an der silbergrünen Platte nichts auszusetzen; die Geschwindigkeit ist sehr gut. Der Preis für die Version ohne Backupknopf liegt bei gut 90 Euro, die Version mit Knopf kostet zehn Euro mehr.

 

Platz 3: Maxtors Maximum

Nicht die bestmögliche Platzierung, aber dennoch ist das Maximum für Maxtor der dritte Platz. Die mittelmäßige Geschwindigkeit des „One Touch“ Modells wird zwar durch das flotte Kopieren bei kleinen Dateien aufgebessert; die Faktoren Kühlung und Design sind aber nur gutes Mittelmaß und werten die Platte nicht ausreichend auf, um chiligreen vom 2. Platz zu verdrängen. Unser Testgerät weist nicht nur zusätzliche Firewire-Schnittstellen auf, sondern hat auch ein mit Aluminium-Seitenwänden ausgestattetes Gehäuse. Die schlichtere „USB-only“ Version ist ausschließlich aus Plastik. Auffallend ist die höhere Geräuschproduktion der Festplatte: Einerseits ist das Klacken bei Zugriffen eindeutig lauter als bei den Konkurrenzplatten, andererseits verstärkt das Gehäuse sowohl das Surren als auch das Klacken noch zusätzlich. Die Platte weist keinen Ausschaltknopf auf.

 

Auf Platz 4 zuhause: Western Digital

Die „My Book - Home“ Festplatte muss sich mit dem vierten Platz begnügen. Western Digital mag einer der weltgrößten Hersteller sein, die vergleichsweise sehr schlechte Leistung bei kleinen Dateien ermöglicht aber keinen besseren Platz. Wollte man eine Seagate und eine Western Digital Platte vollständig mit mp3-Dateien befüllen, würde diejenige von Western Digital gut drei Stunden länger benötigen. Das Design ist indes vorbildlich: Das Kühlkonzept ist das wohl innovativste von allen und garantiert einen sehr zuverlässigen Betrieb. Noch dazu ist die Platte durchaus hübsch anzusehen; der Name ist Programm und das Aussehen ist dem eines Buches ähnlich. Auf der Rückseite des sehr leisen Geräts finden wir zudem einen Ausschaltknopf, der zusätzlich zur Steuerung über Software funktioniert (es gibt keine dezidierte Ein- oder Aus-Position). Die USB-Schnittstelle dürfte nicht Western Digitals Sache sein, das Kühldesign dafür umso mehr.

 

5. Platz: Freecom

Abgeschlagen auf dem letzen Platz findet sich Freecom ein. Als besonders leise und von „stylishem“ Design bewirbt der Hersteller sein Produkt – im Nachrichten-Test bestätigt sich keiner der beiden vermeintlichen Vorzüge. Wirklich schlecht sieht die Platte zwar auch nicht aus, gerade für Mac-Anwender dürfte Freecom mit dem Alu-Gehäuse etwas richtig gemacht haben. Die Verarbeitungsqualität ist aber kaum besser als beim chiligreen Modell, der Ein-Aus-Knopf auf der Rückseite wirkt sogar ziemlich fragil. Dieser Knopf ist insofern eine Besonderheit, als Freecom als einziger Hersteller einen „echten“ Schalter verbaut hat; ist hier ausgeschaltet, springt die Platte garantiert nicht ungewollt an. Intern hat Freecom eine Samsung-Festplatte verbaut, ob nun aber diese oder der USB-Controller-Chip an der schlechten Leistung schuld ist, ist schwer zu sagen. Sonderlich leise ist die Platte nicht. Die Preis-Leistungs-Bilanz fällt ebenfalls nicht zugunsten Freecoms aus. (tw)

 

1. Seagate FreeAgent:

370 MB in 14,3 Sekunden

5 GB in 3 Min, 52 Sekunden

Transferrate: 24,75 MB/s

Besonderheit: Tolles Design (Lavalampe)

Preis (USB): knapp 90 Euro

 

2. chiligreen:

370 MB in 14,4 Sekunden

5 GB in 3 Min, 54 Sekunden

Transferrate: 24,51 MB/s

Besonderheit: Sehr leise und platzsparend

Preis (USB ohne Backupknopf): 90 Euro

 

3. Maxtor One Touch:

370 MB in 14,7 Sekunden

5 GB in 3 Min, 42 Sekunden(!)

Transferrate: 24,04 MB/s

Besonderheit: Bei kleinen Dateien sehr flott

Preis (USB, reines Plastikgehäuse) ca. 90 Euro

 

4. Western Digital My Book:

370 MB in 16,4 Sekunden

5 GB in 5 Min, 46 Sekunden

Transferrate: 21,6 MB/s

Besonderheit: Ausgezeichnete Kühlung

Preis (USB): gut 90 Euro

 

5. Freecom:

370 MB in 15,6 Sekunden

5 GB in 5 Min, 27 Sekunden

Transferrate: 22,63 MB/s

Besonderheit: Eingebauter Netzschalter

Preis (USB) ca. 125 Euro