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Twitter: Der Vogel im Sturzflug

Von Leander Bruckbög, 13. Februar 2016, 00:04 Uhr
Twitter: Der Vogel im Sturzflug
Die Twitter-Aktie ist auf Talfahrt, die Nutzerzahlen stagnieren. Bild: LB

Manager-Exodus, User-Proteste wegen neuer Features, Probleme mit Hass-Postings, zu wenig Wachstum – der Kurznachrichtendienst steckt in großen Schwierigkeiten.

Schnell, cool und am Puls der Zeit – als Twitter 2006 startete, konnte das Unternehmen schnell viele Nutzer für sich begeistern. Verzeichnete man Anfang 2007 täglich 5000 Tweets – so die Bezeichnung für einen Twitter-Beitrag –, waren es 2009 schon mehr als 2,5 Millionen. Heute werden mehr als 600 Millionen Beiträge pro Tag verfasst. Wegen des Limits von 140 Zeichen pro Tweet mussten Nutzer Inhalte knapp und prägnant formulieren, ein Segen für die von kurzen Aufmerksamkeitsspannen geplagte Smartphone-Generation und perfekt für die rasche Verbreitung wichtiger Neuigkeiten. Auch die Promis entdeckten den Dienst als praktisches Kommunikationsmedium mit ihren Fans, große Firmen folgten. Das Unternehmen galt lange als größter Konkurrent Facebooks.

Doch während Facebook an die Börse ging, sich über den Kauf anderer Unternehmen breiter aufstellte und ein erfolgreiches Werbemodell einführte, sieht die Lage bei Twitter heute weniger rosig aus. Das Unternehmen gab am Mittwoch bekannt, dass es im letzten Quartal 2015 zwei Millionen Nutzer verloren hat. Man hält bei 305 Millionen Usern, Facebook hat 1,6 Milliarden. Auch Instagram, einer der oben erwähnten Facebook-Zukäufe, hat Twitter mit 400 Millionen Nutzern überholt. Das relativ junge Snapchat wächst mit derzeit 100 Millionen Nutzern pro Tag ebenfalls rasant. "Wir haben bisher nur die Early Adopter und Technikbegeisterten erreicht, nicht aber die breite Masse", brachte Twitter-CFO Anthony Noto vergangenen Sommer das Problem auf den Punkt. Die schwächelnden Nutzerzahlen wirken sich auch auf den Verkauf von Werbung aus. Zwar hat das Unternehmen am Mittwoch mit 710 Millionen Dollar Umsatz bessere Quartalszahlen als erwartet präsentiert, hat für das laufende Quartal aber wieder geringeres Wachstum angekündigt.

Der Verlust der Echtzeit

Hauptgrund für die schlechten Nutzerzahlen ist die mangelnde Zugänglichkeit von Twitter. Zu schwierig zu nutzen sei der Dienst, wie Noto zugab. Das ist auch der Grund, warum Twitter-Gründer und CEO Jack Dorsey gewillt ist, tiefgreifende Änderungen an seinem Baby vorzunehmen. Dies stößt in der Community aber nicht unbedingt auf Gegenliebe. Als bekannt wurde, dass Twitter Nachrichten künftig nach Beliebtheit der Nachrichten anstatt chronologisch sortieren wird, protestierten zahlreiche alteingesessene Nutzer unter dem Hashtag #RIPTwitter gegen die Änderung. Dorsey versuchte schnell zu beschwichtigen. Die neue Sortierung, die mittels Algorithmus die relevantesten Nachrichten für den Nutzer erkennen und dementsprechend ordnen soll, sei optional, die traditionelle Echtzeit-Darstellung bleibe natürlich erhalten.

Die neue Sortierung soll Twitter übersichtlicher machen und besonders Gelegenheitsnutzer anlocken. Denn wer nicht ständig auf Twitter aktiv ist, muss Versäumtes erst mühsam nachlesen. Die "Während du weg warst"-Funktion soll dieses Problem lösen.

Rat gegen Hass-Postings

Auch gegen die teilweise recht rohen Umgangsformen auf der Plattform will man nun vorgehen. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit Jugendschutz- und Frauenrechtsinitiativen ein Vertrauens- und Sicherheitsrat eingerichtet, der helfen soll, Hass-Postings unter Kontrolle zu bringen. Doch auch dagegen gab es zahlreiche Proteste, Nutzer fürchten um ihre Meinungsfreiheit.

Proteste hin oder her, Twitter hat einen Kurswechsel bitter nötig. Der Aktienkurs ist seit April um mehr als zwei Drittel gefallen, Ende Jänner verlor das Unternehmen vier seiner wichtigsten Manager. Ob die bisherigen Änderungen dafür ausreichen, ist fraglich. Dorsey überlegt deshalb auch die Abschaffung der eigentlich als unantastbar geltenden Zeichengrenze. Gerüchtehalber sollen bald bis zu 10.000 Zeichen pro Nachricht möglich sein.

Allerdings ist fraglich, ob Twitter nicht schlicht die Grenzen seines Wachstums erreicht hat. Den Investoren ist das freilich egal. Doch wenn auf der Jagd nach dem Mainstream die Kernnutzerschaft auf der Strecke bleibt, wird sich der einst angesagte Dienst schwertun, sich von anderen, mittlerweile erfolgreicheren sozialen Netzwerken abzugrenzen.

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