Google Allo: Mit künstlicher Intelligenz und Marktmacht zur Nummer eins?
Google hat eine neue Chat-App entwickelt, die WhatsApp Konkurrenz machen soll.
Seit dem Beginn der Smartphone-Ära haben sich Chat-Apps zu den meistgenutzten Anwendungen auf dem Handy entwickelt. Laut Marktforschungsinstitut Flurry verbringen wir zwölf Prozent unserer gesamten Nutzungszeit mit chatten. Google weiß um die Wichtigkeit solcher Apps und hat diese Woche mit Allo einen neuen Messenger veröffentlicht. Zwar hat das Unternehmen mit Hangouts eine solide und dank der Verbreitung von Android auch beliebte Chat-App im Portfolio, doch die Facebook-Angebote WhatsApp und Messenger sind bei Handy-Nutzern deutlich beliebter. Mit Allo soll sich das nun ändern.
Nur eine Nummer nötig
Wie WhatsApp wird bei der Registrierung lediglich die eigene Telefonnummer verlangt, ein Google-Konto ist also nicht vonnöten. Das erleichtert den Umstieg von anderen Chat-Diensten enorm. An Bord ist alles, was der Nutzer von einer modernen Chat-App erwartet. Nachrichten schreiben, Smileys und Sticker (teilweise auch animiert) senden, Fotos schicken, die vorher noch bearbeitet und beschriftet werden können, Videos teilen, wobei ein kleiner Ausschnitt aus einem längeren Video ausgewählt werden kann und Sprachnachrichten aufnehmen – Google hat keine wichtige Funktion vergessen.
Alleinstellungsmerkmal ist aber die Integration des "Google Assistant", den Android-Nutzer bereits von der Google-App kennen. Die künstliche Intelligenz kann Fragen beantworten und bietet eine schlaue Suchfunktion an. Besonders praktisch ist das Smart-Reply-Feature. Google schlägt dabei automatisch passende Antworten vor. Wenn der Gesprächspartner etwa ein Bild vom Mittagessen sendet, werden Möglichkeiten wie "Mahlzeit" oder "sieht lecker aus" präsentiert. Vor allem bei Fotos ist das beeindruckend und spart dem Nutzer Zeit. Das Design der App ist ansprechend und Google-typisch aufgeräumt und schlicht. Ursprünglich hatte Google versprochen, Nutzerdaten nur temporär zu speichern, doch der Technik-Blog The Verge hat herausgefunden, dass Google dieses Versprechen nicht einhält, was das Unternehmen bestätigte. Dafür gibt es einen Incognito-Modus, der die Nachrichten eines Chats sicher verschlüsselt und auch Google keinen Zugriff gewährt.
Allo wirkt insgesamt wie eine ausgereifte Chat-App mit vielen Extras. Besonders die Integration des Google Assistant ist praktisch. Dank Googles Android-Vorherrschaft wird sich die App auch rasch verbreiten, sollte das Unternehmen sie mit neuen Versionen ausliefern. Ob das reicht, um WhatsApp vom Thron zu stoßen, muss sich erst zeigen.
Messenger-Apps im Überblick
WhatsApp: Der Platzhirsch verfügt über eine Milliarde aktiver Nutzer und spielt alle Stückerl
Facebook Messenger: Mit 900 Millionen Nutzern auf Platz zwei und überzeugt in der Bedienung.
Hangouts: Googles Chat-App ist solide, aber etwas in die Jahre gekommen.
WeChat: In Asien sehr beliebt, bietet witzige Extras wie einen Freunde-Radar und zeigt Nutzer, die sich in der Nähe befinden.
Signal: Die gelungene App verfügt über absolut sichere Verschlüsselung, die nun auch bei Allo zum Einsatz kommt.
Telegram: Eher unbekannt, bietet aber alle wichtigen Funktionen und viele Anpassungsmöglichkeiten.
Skype: Microsofts Text- und Video-Chat-Lösung funktioniert auch auf dem Handy gut.