Die wirkliche Welt zieht in die Virtual Reality ein
3D-Erkundung und Streaming realer Umgebungen füllen die Datenskibrille in Echtzeit.
Wie könnte eine Wohnungsbesichtigung in ein paar Jahren aussehen? Vielleicht könnte man sich mit Hilfe einer Datenbrille in gefühlten drei Dimensionen durch die Räume bewegen und das zeitgleich mit dem Makler, der sich tatsächlich in der Wohnung befindet.
Die Virtual Reality Forschungsgruppe der TU Wien hat eine Methode entwickelt, reale Umgebungen aufzuzeichnen, live zu streamen und daraus in Echtzeit eine 3D-Welt zu erstellen, durch die sich eine andere Person frei bewegen kann. Von der virtuellen Wohnungsbesichtigung über die Zusammenarbeit an verteilten Inspektionsaufgaben bis hin zum Voraberkunden von Einsatzorten bei Katastrophen werden damit ganz neue VR-Anwendungen möglich.
Wie funktioniert das in der Praxis? Die virtuelle Welt wird in Zusammenarbeit von mindestens zwei Personen erzeugt: die erste spaziert mit einer Tiefenkamera durch die Räume. Aus den Aufnahmen wird sofort eine dichte dreidimensionale Punktwolke erstellt und eine 3D-Karte der Wohnung berechnet. Die andere Person, die sich an einem ganz anderen Ort befindet, kann sich gleichzeitig dieselbe Wohnung ansehen. Aus der live über das Internet gestreamten 3D-Punktwolke, angereichert mit Farbinformationen, wird ein dreidimensionales Gitternetzmodell erstellt, in das man mit Hilfe von VR eintauchen kann.
"Dass die virtuelle 3D-Welt, die die zweite Person erkunden kann, von einer anderen Person an einem ganz anderen Ort live erzeugt werden kann, ist neu", erklärt Annette Mossel vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme. "Erst dadurch wird eine verteilte Kollaboration der Personen und damit eine gemeinsame Erkundung von entfernten Räumlichkeiten möglich." Testpersonen, die bei einem derartigen, virtuellen, Rundgang befragt wurden, gaben an, sie hätten nunmehr ein gutes Raumverständnis vom Versuchsobjekt.
Interessant könnte die Technik auch zur Unterstützung von Einsatzkräften am Katastrophenort sein. Anstatt eines Menschen könnte auch ein Roboter die Umgebung digital aufnehmen und den Einsatzort erkunden. So könnten Rettungskräfte ganz gefahrlos eine virtuelle Nachbildung des Einsatzortes besichtigen.