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Die MP3-Revolution und ihre Folgen

Von Von Lukas Luger, 11. Dezember 2015, 00:04 Uhr
Die MP3-Revolution und ihre Folgen
Die ganze Plattensammlung lässt sich auf MP3-Playern mitnehmen, überall auf dem Globus. Bild: OON

Alles anders: MP3 veränderte das Leben aller Musikfreunde, die ihre Lieblingssongs einfacher als je zuvor unterwegs hören können. Für die Industrie war die Erfindung ein Schock. Lesen Sie die Geschichte eines Digitalformates, das die Musikwelt für immer umkrempelte.

Die Innovation, die die Musikindustrie revolutionieren sollte, kam aus der idyllischen bayerischen Kleinstadt Erlangen. Seit Anfang der 90er Jahre arbeiteten Wissenschafter am dortigen Fraunhofer-Institut intensiv daran, wie Musik in adäquater Tonqualität über Telefonleitungen übertragen werden könnte. Am 14. Juli 1995 erhielt das neue Format für digitale Musik seinen Namen: "MP3".

Dem Forscherteam um den Elektrotechniker und Mathematiker Karlheinz Brandenburg war es gelungen, Audiodateien so zu komprimieren, dass die digitale Musik ein Vielfaches weniger Speicherplatz als zuvor einnahm. Der Trick: nur jene Tonlagen, die für das menschliche Ohr gut hörbar sind, werden gespeichert, alle verzichtbaren Töne gefiltert. Der erste Song, der je ins MP3-Format umgewandelt wurde, war Suzanne Vegas’ "Tom’s Dinner".

Was anfangs wie eine nette technische Spielerei anmutete, hatte tiefgreifende Konsequenzen: der iPod trat seinen Siegeszug an, die CD wurde in Millionen Haushalten aus den Regalen verbannt. Kurz gesagt: MP3 revolutionierte die Musikwelt.

Schuld war ein Student

Die Ironie an der Sache: Eigentlich war die MP3-Software primär für den professionellen Einsatz in der Musikindustrie, etwa bei Studioaufnahmen und Radioübertragungen, gedacht. Und nicht als potenzieller Sargnagel des gesamten Musikbusiness. Doch 1997 kaufte ein australischer Student ein Profi-MP3-Programm, entschlüsselte den Mechanismus dahinter und stellte den Encoder frei verfügbar ins Internet. Plötzlich konnte jeder eine CD nicht nur kopieren, sondern auch per Mausklick in MP3-Dateien umwandeln und online verschicken.

Diese Entwicklung wurde missbraucht: 1999 ging die Musiktauschbörse Napster online, die auf ihrem Höhepunkt 60 Millionen Nutzer hatte. Die Plattenindustrie, angeführt von der US-Rockband Metallica reagierte mit Klagen auf den illegalen Tauschhandel. Die abschreckende Wirkung blieb aus. Für die CD spielte das Internet das traurige Lied vom Tod.

1998 tauchten die ersten MP3-Player in den Läden auf. Aber erst als Apple-Chef Steve Jobs im Herbst 2001 den ersten iPod präsentierte, begann der weltweite Siegeszug der MP3-Abspielgeräte. Für MP3-Erfinder Brandenburg die Erfüllung all seiner Wünsche: "Wir träumten vom digitalen Hör-Rundfunk und Millionen von Nutzern. Jetzt sind es Milliarden Geräte, die mit dem Format arbeiten, das übersteigt unsere damaligen Träume deutlich."

Ein Traum, der noch lange nicht ausgeträumt ist. Auch wenn Streamingdienste den MP3-Playern den Rang ablaufen, lebt die Erlanger Erfindung weiter. Spotify und Co stützen sich maßgeblich auf das ebenfalls am Fraunhofer-Institut entwickelte MP3-Nachfolgeformat AAC. Musikfreunde, die Angst haben, dass ihre in MP3 codierten Songs obsolet werden, können die Wissenschafter beruhigen. Auch in 100 Jahren werde man die Dateien von heute noch immer abspielen können.

Stream, CD oder LP: Wie werden wir in Zukunft Musik hören?

These 1
Streaming wird alles beherrschen
Usern von Deezer oder Spotify stehen 30 Millionen Songs zur Verfügung – jederzeit, überall, mit Handy, Tablet oder PC. Branchenexperten gehen davon aus, dass Streaming-Flatrates bald die musikalische Grundversorgung darstellen. 100 Millionen Menschen nutzen bereits jetzt derartige Angebote.

These 2
Download wird ein Nischenprodukt
Früher benötigten Musikfans Festplatten mit hunderten Gigabyte Volumen, um aus dem Netz heruntergeladene Lieder zu archivieren. Solche privaten Speicherorte werden in wenigen Jahren obsolet sein. Je größer die Internet-Bandbreiten, desto sinnloser wird es sein, ein MP3-File zu „besitzen“.

These 3
Die CD stirbt einen langsamen Tod
Die CD steckt in einer existenzbedrohenden Zwickmühle. Für Gelegenheitshörer sind Streams und MP3 weitaus praktischer, für Audiophile ist sie ein seelenloses Medium, das in puncto Klang und Wärme nicht mit der guten, alten Vinyl-Schallplatte mithalten kann. Das Ende der Compact Disc ist nah.

These 4
Die Schallplatte überlebt sicher
Die Schallplatte wird überleben, denn Vinyl ist zum Kultprodukt geworden. Nicht nur DJs und Sammler greifen zur Schallplatte, sie ist auch ein Trendobjekt für junge Käufer. Für 2015 wird ein Vinyl-Umsatz von mehr als 350 Millionen Dollar weltweit prognostiziert. Ein Plus von rund 60 Prozent!

These 5
Album erfindet sich als Luxusgut neu
In Zukunft stehen nicht mehr die Gelegenheitskäufer, sondern die Hardcore-Fans im Fokus der Industrie. Diese sind bereit, für hochwertige Album-Editionen mit Hochglanz-Booklet, Bonus-Songs, Tour-Shirt o.Ä. tief in die Tasche zu greifen. Das Album wird vom Wegwerf- zum Luxusprodukt!

Von edison bis Spotify

1877: Thomas Alva Edison stellt den von ihm erfundenen Phonographen, einen Vorläufer des Grammophons, der Öffentlichkeit vor.

1948: Die heute noch bekannte Langspielplatte mit einer Spieldauer von 23 Minuten pro Seite kommt auf den Markt und ersetzt die Schellackplatte.

1963: Philips stellt auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin die Kompaktkassette vor. Diese ermöglichte es Hörern, auch selbst Sendungen mitzuschneiden und die eigene Sammlung zu kopieren.

1982: PolyGram produziert die erste industrielle Compact Disc mit einer Aufnahme des Pianisten Claudio Arrau. Die Dauer der CD bezieht sich auf Beethovens 9. Symphonie, deren 74 Minuten auf einer Silberscheibe Platz finden sollten.

1995: Am Fraunhofer-Institut einigt man sich für ein neu entwickeltes Format zur Komprimierung von Audiodateien auf den Namen MP3.

2006: Der Musikstreamingdienst Spotify aus Schweden geht online. Er ist derzeit in 50 Ländern verfügbar.

 

 

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