Akademikerball: Tausende demonstrieren

Von nachrichten.at/apa   30.Jänner 2015

Bei den Protesten gegen den von der FPÖ in der Wiener Hofburg veranstalteten Akademikerball kam es laut Polizei bisher zu 35 Festnahmen. Ein Polizeibeamter wurde nahe des Volksgartens durch einen Böllerschuss verletzt, er erlitt ein Knalltrauma. Darüber hinaus dürften zwei weitere Personen Verletzungen erlitten haben, sie wurden im Bereich des Museumsquartiers durch Rettungskräfte versorgt.

Im Bereich des Volkstheaters wurden mehrere Taxis von Demonstranten am Weiterfahren Richtung Hofburg gehindert, Polizisten mit Böllern beworfen. Ein Polizeibeamter wurde - offenbar durch einen detonierten Knallkörper - verletzt, er wurde mit einem Rettungswagen abtransportiert.

Laut Polizei versuchten Demonstranten an mehreren Stellen kleinere Barrikaden zu errichten. Am Schwarzenbergplatz sowie am Karlsplatz wurden - von teils vermummten Demonstranten errichtete - Blockaden geräumt, dabei kam es zu mehreren Festnahmen. Auch dürften die Demonstranten Reifen von Autos aufgeschlitzt haben, wie es seitens der Polizei hieß. Auch Sachbeschädigungen wurden gemeldet, so wurden etwa Mistkübel aus ihren Verankerungen gerissen.

Ohne Zwischenfälle lief unterdessen die Kundgebung der Plattform "Jetzt Zeichen Setzen" am Heldenplatz ab, wie Sprecher Niki Kunrath sagte. Rund 2.000 Besucher nahmen am Konzert, bei dem u.a. Harri Stojka auftrat, sowie anschließenden Reden der Holocaust-Überlebenden Dora Schimanko und dem ehemaligen KZ-Häftling Rudi Gelbard teil.

Friedliche Proteste am frühen Abend

Mit Klein-Lkw und Transparenten ist die "Offensive gegen Rechts" (OGR) am Freitagabend in die Wiener Innenstadt ausgerückt, um gegen den Akademikerball in der Wiener Hofburg zu protestieren. Zu größeren Zwischenfällen ist es bis am frühen Abend vorerst nicht gekommen.

Laut Angaben eines OGR-Sprechers nahmen laut Schätzungen rund 9.000 Demonstranten an dem Marsch vom Schottenring in Richtung Innenstadt teil. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf mehr als 2.000. 

Die Kundgebung verlief vorerst ohne Zwischenfälle. Bis etwa 18 Uhr gab es laut Polizei weit über 100 Identitätsfeststellungen. Festnahmen gab es im Zusammenhang mit dem Akademikerball vor Beginn der Proteste sieben: Sechs Festnahmen erfolgten laut Polizei bereits am Nachmittag bei der Kontrolle eines Reisebusses aus Tschechien, bei der man "schwere Bewaffnung" sichergestellt hatte. Eine weitere Festnahme erfolgte laut Polizei am frühen Abend, wobei bei der der rechten Szene zuzuordnenden Person ebenfalls eine "verbotene Waffe" gefunden worden sei.

Die U-Bahnstation Stephansplatz ist am Abend unterdessen auf polizeiliche Anordnung geschlossen worden, berichteten die Wiener Linien. Die Linien U1 und U3 durchfuhren die Station. Die OGR-Demonstration hat am Stephansplatz ihre Schlusskundgebung angemeldet.

Strache: Ball ist "absolut legitim"

Für FP-Chef Heinz-Christian Strache steht der von seiner Partei veranstalteten Akademikerball in der Wiener Hofburg für Meinungsfreiheit. "Bei diesem freiheitlichen Akademikerball geht es um die Meinungsfreiheit, um die Versammlungsfreiheit, das steht jeder politischen, demokratischen Kraft in diesem Land auch zu", sagte er gegenüber "FPÖ-TV". Die Demonstrationen verliefen bisher weitgehend ruhig.

Wien. Der Ball sei ein "absolut traditioneller und legitimer Ball", sagte der Parteichef. "Genauso wie wenn die SPÖ oder die Grünen oder andere einen Ball organisieren."

Die "Offensive gegen Rechts" hatte am Abend am Stephansplatz ihre Schlusskundgebung abgehalten, der Demonstrationszug wurde daraufhin beendet. Daraufhin zogen die Demonstranten zu mehreren - teils als Kundgebung angemeldeten - "Blockadepunkten" in der Innenstadt weiter.

Teilweise wurden Taxis mit Ballgästen aufgehalten, etwa beim Volksgarten, auch kam es zu mehreren Sitzblockaden. Gröbere Zwischenfälle gab es laut Auskunft der Polizei vorerst keine. Die U-Bahnstation Stephansplatz war nach Ende der OGR-Kundgebung wieder geöffnet, zwischenzeitlich kam es aber zu weiteren Schließungen von U-Bahnstationen in der Innenstadt.

Kritik an Polizei

Kritik am Vorgehen der Wiener Polizei übte unterdessen der Landesparteisekretär der Wiener FPÖ, Hans-Jörg Jenewein. Diese hatte am Heldenplatz innerhalb der Sperrzone mehreren Personen Transparente mit dem Logo der Wiener FPÖ abgenommen, die sich gegen die Gegendemonstranten gerichtet hatten. Für Jenewein hat die Polizei damit für eine "unfreiwillig komische Szene" gesorgt. "Der Druck der wütenden Häupl-Demonstranten" sei "offenbar zu stark" geworden, meinte er in einer Aussendung. "Die Standkundgebung wurden zwar nicht behördlich verboten - obwohl das vorerst im Raum stand - man nahm den 15 freiheitlichen Teilnehmern jedoch kurzerhand die Transparente ab", so der Landesparteisekretär.

Via Kurznachrichtendienst Twitter begründete die Polizei die Abnahme der Transparente mit Missbrauch durch Ballbesucher: "Ballbesucher missbrauchten Berechtigung, nach Provokation wurden die Transparente abgenommen."

2500 Polizisten im Einsatz

Insgesamt 14 Kundgebungen werden stattfinden. Zudem ist damit zu rechnen, dass das Bündnis NOWKR, deren Demonstration von der Polizei verboten wurde, aktiv wird. Die Polizei wird mit mindestens 2500 Beamten im Einsatz sein, Ausschreitungen werden befürchtet.

Wesentlich kleiner als im vergangenen Jahr ist heuer die Sperrzone rund um die Hofburg, in der der Akademikerball stattfindet. Ab 16 Uhr ist Nichtberechtigten der Zutritt zum Hofburggelände sowie den Burg-, Opern- und Kärntner Ring entlang bis zum Schwarzenbergplatz verboten. Rund um den Ring ist mit massiven Verkehrsbehinderungen zu rechnen, zumal das Bündnis NOWKR via Twitter bereits Aktivitäten "rund um das Burgtor" angekündigt hat.

Die Wiener Polizei hat gegen das NOWKR-Bündnis eine Anzeige wegen Bildung einer kriminellen Organisation eingebracht. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien am Freitag sagte, wird die Anzeige derzeit geprüft. Konkrete Tatverdächtige werden in der Anzeige gegen unbekannte Täter nicht genannt. Die Polizei begründet die Anzeige damit, dass NOWKR zu Gewalt aufgerufen habe.