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"'The Burning Spider' ist mit Sicherheit mein positivstes und ehrlichstes Album"

Von Lukas Luger, 19. April 2017, 18:00 Uhr
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Bildergalerie Marcus Füreder ist Parov Stelar
Bild: Jan Kohlrusch

Parov Stelar: Ab morgen steht das neue Album des gebürtigen Lichtenbergers in den Plattenläden, am 29. Juli macht er mit seiner Parov Stelar Band auf Burg Clam Station

  • Parov Stelar: Ab morgen steht das neue Album des gebürtigen Lichtenbergers in den Plattenläden.
  • Am 29. Juli macht er mit seiner Parov Stelar Band auf Burg Clam Station

 

Parov Stelar hat den Blues. Warum das so ist und was die Fans von seiner neuen CD „The Burning Spider“ erwarten dürfen, verriet der 42-Jährige den OÖN während eines Gesprächs beim „Keplingerwirt“ in St. Johann am Wimberg.

„The Burning Spider“ klingt weitaus homogener und geschlossener als Ihre vorangegangenen Alben. Wie kommt’s?

Parov Stelar: Ich empfinde das genauso. Eigentlich war „Burning Spider“ vor einem Jahr fertig: super, lässig, Parov-Stelar-Level gehalten! Es war aber nur die Pflicht, nicht die Kür. Also habe ich die ganze Platte in die Mülltonne getreten! Einige Monate wusste ich ehrlich nicht, wie es weitergeht.

Der Akt dieses In-die-Tonne-Tretens, war er ein erschreckender oder ein befreiender?

Extrem erschreckend! Ich hatte das Gefühl, eine Ära geht zu Ende. Zuerst dachte ich, ich hätte halt eine Midlife-Crisis – der Befund stellte sich aber als falsch heraus (lacht). Ich begann die Zeit, in der Parov Stelar noch nicht bekannt war, zu vermissen. Diese Freiheit, die ich damals hatte, war mir abhandengekommen. Irgendwann gelangte ich an den Punkt, an dem ich beschloss: Egal, ich mache jetzt einfach ein Album, das ich mir selbst gerne anhören möchte. Wäre schön, wenn es auch den Fans gefällt. Wenn nicht, kann ich aber nichts machen. Das war der Punkt, an dem ich so richtig mit „Burning Spider“ losstartete!

Der bluesige Titelsong war der Ausgangspunkt für den Sound des ganzen Albums. Was an dieser alten Lightnin-Hopkins-Nummer faszinierte Sie derart, dass sie das ganze Album inspirierte?

Swing-Musik ist von Haus aus Tanzmusik, der Blues nicht. Mich hat fasziniert, was ein Mensch wie Hopkins allein mit seiner Stimme und Gitarre anzustellen vermochte. Diese Musik in einen elektronischen, ja clubtauglichen Kontext zu setzen, empfand ich als Künstler extrem spannend und reizvoll. Einfach unter eine uralte Scheibe einen flotten Beat zu legen, war mir aber viel zu wenig, ich wollte diese wundervolle Musik in einem neuen Bezug auferstehen lassen.

Der Blues verhandelt die Schattenseiten des Lebens: Tod, Scheidung, Suff. Ist das neue Album die logische Fortsetzung des Vorgängers „Demon Diaries“? Haben die Dämonen eine neue musikalische Heimat gefunden?

Überhaupt nicht, ich habe eigentlich sogar das komplette Gegenteil empfunden. „The Burning Spider“ ist viel optimistischer und kraftvoller. Der Dämon in mir ist verarbeitet. Ein Dämon besetzt und lähmt dich. Um den Titel des Albums aufzunehmen, kann man sagen, ich habe dieses Spinnennetz, das mich so lange gefangen hielt, kompromisslos niedergebrannt. Wirst du einem Genre, einer Richtung zugeordnet, schränkt das deine kreative Bewegungsfreiheit massiv ein. „The Burning Spider“ ist mit Sicherheit mein positivstes und ehrlichstes Album.

Das mit Sänger Anduze aufgenommene „State Of The Union“ thematisiert Politskandale, Ungerechtigkeit, Krieg und ist Ihr politisch explizitester Song. Ein notwendiges Statement?

Definitiv. Auch wenn es so nicht geplant war. Seit zwei Jahren hatte ich an dieser Nummer gearbeitet. Damals dachte ich mir, ich muss sie aus Aktualitätsgründen sofort auf den Markt bringen. Erschreckenderweise wird „State Of The Union“ jetzt von Tag zu Tag aktueller. Anduze transportiert in dem Song so viel Kraft und Schönheit, ohne je kitschig zu wirken. Wie er das macht? Keine Ahnung.

Wenn Sie in vielen, vielen Jahren auf Ihre Karriere zurückblicken, welche Rolle wird das „Burning Spider“-Album einnehmen?

Für mich wird es neben „Rough Cuts“ eines der wichtigsten Alben sein. Von der Liebe und der persönlichen Relevanz her ist „Spider“ ein echter Höhepunkt. Fast wie ein zweites Debütalbum.

Am 29. Juli gastieren Sie beim OÖN-Konzertsommer auf Clam. Ein besonderes Heimspiel?

Ja, es ist auch das einzige Österreich-Konzert. Daheim zu spielen ist immer speziell. Beim Clam-Gig 2013 hat’s aber super funktioniert. Das war ein besonderer Abend!

Parov Stelar über die Songs von „The Burning Spider“

THE BURNING SPIDER
„Diese Nummer war die Initialzündung für den neuen musikalischen Weg. Ein echter Türöffner!“

STEP TWO
„Der nächste Song hat für mich gleich eine zweite Tür aufgemacht. Nämlich den Mut zur kompletten kreativen Freiheit.“

SOUL FEVER BLUES
„’Soul Fever Blues’ ist für mich gleichbedeutend mit Sonnenschein und einfach total positivem Feeling! Das Klären des Samples von Muddy Waters hingegen war extrem schwierig.“

EVERYTHING OF MY HEART
„Ein weiteres Experiment in Richtung Freiheit. Diesmal ging es darum, noch mehr Elektronik einfließen zu lassen. Der Tempowechsel darin macht mir Spaß.“

MY MAN
„Eine ganz eigenständige Nummer, mit hypnotischem Charakter. Produziert wurde der Track ausschließlich in der Nacht.“

ALL GROWN UP
„Ein sehr melancholischer Song. Bei diesem Stück hatte ich zuerst den Gesang von Anduze, rundherum habe ich dann die Musik gebaut. Sehr emotional.“

MAMA TALKING
„Eine ältere Nummer, die auch noch etwas nach dem ‘alten’ Parov Stelar klingt. Dabei ist sie aber frecher als der frühe Electroswing.“

STATE OF THE UNION
„Ein politischer Song, der leider aktueller denn je ist. Es ging nicht um irgendeine Clubtauglichkeit und den fetten Beat, sondern um Rock, Pop und Electro.“

BEAUTY MARK
„Das ist das Lied mit der feinsten Klinge und den sensibelsten Klängen des ganzen Albums.“

CUBA LIBRE
„Da war ich in Partystimmung! Bei der Nummer sehe ich mich selbst auf der Bühne feiern.“

BLACK COFFEE
„Das Okay für das Sample war extrem schwierig zu kriegen, darum hätte ‘Black Coffee’ es fast nicht auf die Platte geschafft. Ich bin süchtig nach der Basedrum.“

THE RIDE
„Ursprünglich fürs Livespielen geschrieben, hat der Track mir dann so gut gefallen, dass er es doch auf die CD schaffte.“

CD-Kritik

Ja, die Entscheidung, das Electroswing-Kapitel zu schließen, war eine richtige. Auf "The Burning Spider" (Etage Noir) integriert Parov Stelar vermehrt Elemente aus Blues, Jazz und Pop. Das Ergebnis klingt "runder" als die Vorgänger, gleichzeitig frischer und inspirierter. Ein Kopfhörer-Album.

OÖN Bewertung: fünf von sechs Sternen

 

Parov Stelars Inspirationsquellen für „The Burning Spider“

 

Lightnin’ Hopkins: „My Man“, „The Burning Spider“ – in gleich zwei neuen Songs greift Parov Stelar auf die Musik des legendären Blues- und Jazz-Gitarristen (1912–1982) zurück. Der Texaner galt als wahrer Virtuose.

Muddy Waters: Der 1983 verstorbene Muddy Waters avancierte dank Hits wie „Hoochie Coochie Man“ oder „I Just Want To Make Love To You“ zum „Vater des Chicago Blues“. Zu hören auf Parovs „Soul Fever Blues“.

 

Stuff Smith: 1909 in Ohio geboren, zählte Smith zu den wichtigsten Violinisten und Sängern der Swing-Ära. Teile seines „It Ain’t Right“ sampelt Parov Stelar in seinem Track „Mama Talking“. Er starb 1967.

 

(Fotos: Archiv)

Mildred Bailey: Die Jazz-Sängerin (1907–1951), deren Stimme auf Parovs „Cuba Libre“ zu hören ist, war in den 30er Jahren eine bekannte Größe. Danach geriet sie in Vergessenheit, ab 2000 wurde sie neu entdeckt.

 

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