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Linz und seine Bischöfe

Von Bert Brandstetter, 16. Jänner 2016, 00:05 Uhr
Symbolbild Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Am Sonntag wird Manfred Scheuer im Mariendom als neuer Linzer Bischof feierlich in sein Amt eingeführt. Die Liste seiner Vorgänger ist lang – ein Blick auf die bischöfliche Ahnengalerie.

  • Amtseinführung: Am Sonntag wird Manfred Scheuer im Mariendom als neuer Linzer Bischof feierlich in sein Amt eingeführt.
  • Ein schweres Erbe: Die Liste seiner Vorgänger ist lang – ein Blick auf die bischöfliche Ahnengalerie.

Ein schweres Erbe

Ein schweres Erbe

Egal, wie er sein Bischofsamt anlegen und ausführen wird, Manfred Scheuer wird hängen. Es ist eine schon ziemlich lange Ahnengalerie im Festsaal des Bischofhofs, die demnächst mit dem gemalten Porträt des 14. Linzer Bischofs ergänzt wird. Und es sind stattlich hohe Porträts, die da auf die Konferenzen der diözesanen Spitzenfunktionäre streng hernieder schauen, so als müssten sie noch immer darüber wachen, dass da alles mit rechten Dingen zugeht.

Dreizehn Vorgänger hat Manfred Scheuer ab dem morgigen 17. Jänner, dem Tag seiner Amtseinführung, nur drei sind es in Innsbruck gewesen, wo die Diözese aber auch sehr viel jünger ist als jene von Linz. Dafür kennen viele Katholiken noch die Namen der Tiroler Bischöfe vor Manfred Scheuer: Alois Kothgasser, der spätere Salzburger Erzbischof war einer, Reinhold Stecher natürlich, der in vielen Büchern noch immer präsent ist und auch der legendäre und streitbare Paulus Rusch ist nicht vergessen. Von Platz vier in Tirol auf Platz 14 in Oberösterreich. Damit muss Manfred Scheuer leben und er weiß wohl auch, dass er es in Linz bezogen auf die Amtsjahre zu keinem Rekord bringen kann. Scheuer ist 60 und muss nach dem Kirchenrecht wie jeder andere Kollege mit 75 den Rücktritt einreichen. Es bleiben ihm also bestenfalls 15 Jahre in Linz.

Hohe Messlatte

Seinen unmittelbaren Vorgänger Ludwig Schwarz kann er damit um fünf Jahre übertreffen, nicht aber den nach wie vor in der Diözese präsenten Altbischof Maximilian Aichern. Besonders an ihm wird Manfred Scheuer gemessen werden, weil der nach wie vor der Bischof der Herzen ist, dem nicht vergessen wird, vieles zugelassen und ertragen zu haben, was bei den römischen Behörden nicht immer gut angekommen ist. Aichern amtierte 26 Jahre lang, gerade um zwei Jahre länger als Franz Zauner. Der hatte sich in kirchlichen Kreisen einen Namen gemacht als Verfechter der deutschen Sprache im Gottesdienst, lange bevor dies dann das 2. Vatikanische Konzil erlaubt hatte. Legendär wurde Zauner aber als der „Bischof mit seiner Maschin“. Unerkannt auf seinem Motorrad besuchte der Technikfan immer wieder einige Pfarren und wurde so zum Volksbischof. Unterstützt wurde Zauner jahrelang von Weihbischof Alois Wagner.

Zauners Vorgänger Josephus Fließer war neun Jahre Bischof. Um seine Priester vor der Einberufung zur Wehrmacht zu bewahren, versuchte er sich mit den Machthabern zu arrangieren, er riet vom Widerstand gegen die Nazis ab und versuchte ohne Erfolg, Franz Jägerstätter von seiner Wehrdienstverweigerung abzuhalten.

Einen ganz anderen Weg hatte sein Vorgänger Johannes Maria Gföllner eingeschlagen. Der legte sich mit dem NS-Regime gleich von Anfang an frontal an. Kurz vor dessen Machtübernahme schrieb er in einem Hirtenbrief, es sei unmöglich, gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Nationalsozialist zu sein. In die Geschichte geht Gföllner nach seinen 26 Amtsjahren aber auch als der Bischof ein, unter dem der Mariä Empfängnisdom fertiggestellt und geweiht wurde.

Der erste Bischof: Ein Graf

Die Idee zur Errichtung des größten Gotteshauses Österreichs hatte Franz Joseph Rudigier knapp 100 Jahr vorher. 31 Jahre amtierte der aus Vorarlberg stammende streitbare Mann. Er war, wie damals noch üblich, Mitglied des oberösterreichischen Landtags. Als erbitterter Gegner des Liberalismus war er selten bereit, Kompromisse einzugehen. In einem Hirtenbrief vom 7. September 1868 rief er zum Widerstand gegen neue staatliche Schul- und Ehegesetze. Das Schreiben wurde beschlagnahmt, und Bischof Rudigier wurde wegen „des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe“ zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, vom Kaiser aber begnadigt. Diese Verurteilung machte ihn zum Volksbischof und bewirkte eine zunehmende politische Aktivität der Katholiken. 1870 wurde der noch immer bestehende Katholische Pressverein gegründet. Letzterer übernahm die Herausgabe der katholischen Tageszeitung Linzer Volksblatt, dem heutigen Parteiorgan der ÖVP.

Der allererste Linzer Bischof war ein Graf: Ernest Johann Nepomuk Graf Herberstein, der von 1783 bis 1789 residierte. Vor ihm wurden die Geschicke der oberösterreichischen Katholiken von der Diözese Passau aus verwaltet. Kaiser Joseph II. ist es zu danken, dass ob der Enns eine eigene Diözese geschaffen wurde.
Manfred Scheuer steht damit in einer langen, ehrwürdigen, turbulenten und teilweise auch durchaus widersprüchlichen Tradition.

 

Der Heimkehrer

Der Heimkehrer

Für viele Katholiken im Land war er der „Wunschbischof“, aber die Euphorie bei Manfred Scheuer selber war endend wollend, als ihm am 3. November 2015 der Anruf der Bischofskongregation ereilte. Auch die Reaktionen seines persönlichen Umfelds seien „durchaus durchwachsen“ gewesen, hatte der 60-Jährige keine Scheu zuzugeben. Lediglich in seiner Heimatgemeinde Haibach ob der Donau herrschte uneingeschränkte Freude darüber, dass der, den sie als Bäckersohn kennen, jetzt der neue Linzer Bischof wird.

Geprägt von starken konservativen wie auch progressiven Kräften gilt die Leitung von Österreichs zweitgrößter Diözese als kein leichtes Unterfangen. Eine Woche nahm sich Scheuer dann auch Zeit, bis er zusagte. Ganz nüchtern betrachtet, ist es für den 60-Jährigen zunächst aber eine Rückkehr. 1980 zum Priester geweiht, wirkte Scheuer bis 1985 in der Diözese Linz als Seelsorger, bevor es ihn an die Universität Freiburg verschlug. Dem Studium folgten elf Jahre als Spiritual im Priesterseminar der Diözese Linz und eine Lehrtätigkeit an der Katholisch-Theologischen Hochschule.

1997 kehrte Scheuer abermals nach Freiburg zurück, war Studentenseelsorger und habilitierte 1999. Es folgten Lehrtätigkeiten in Salzburg, St. Pölten sowie in Trier. Im Oktober 2003 wurde der Oberösterreicher zum Bischof der Diözese Innsbruck ernannt. Seinem Wahlspruch „spiritus vivificat“ (Der Geist macht lebendig) hat er in seinen zwölf Tiroler Bischofsjahren durchaus Ehre erwiesen.

So hat er während seiner Amtszeit alle Pfarren besucht, sechs Frauen mit Führungspositionen betraut und sich für mehr Rechte für wiederverheiratete Geschiedene stark gemacht. Darüber hinaus gilt der 14. Linzer Bischof als guter Zuhörer, wacher Denker und besonnen bei der Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen. An einen autonomen Bischof glaubt der 60-Jährige nicht, grundlegend ist für ihn aber die Fähigkeit zur Zusammenarbeit. (rofi)

 

Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten
 

  • Kaiser Joseph II.: Mit einem Vertrag zwang Kaiser Joseph II. am 4. Juli 1784 die Diözese Passau zum Verzicht auf die Pfarren in Oberösterreich und gründete die Diözese Linz. Mit einer Bulle vom 28. Jänner stimmte Papst Pius VI. zu.
  • Erster Bischof wurde der Passauer Generalvikar und Freisinger Weihbischof Ernest Johann Nepomuk von Herberstein. Mit dieser kirchenrechtlichen Installation ging die Erhebung des Landesteils zum Kronland Österreich ob der Enns einher.
  • 128.630 Kirchgänger besuchten 2014 insgesamt eine Sonntagsmesse in der Diözese Linz.
  • 973.721 Katholiken umfasste die katholische Kirche Oberösterreichs mit Ende Dezember 2015 – um knapp 10.000 weniger als noch im Jahr davor.
  • 483 Pfarren: Die Diözese Linz ist mit 483 Pfarren die zweitgrößte Diözese Österreichs. Zusätzlich gibt es weitere rund 500 kleinere (Filial-)Kirchen.
  • Kirchliche Mitarbeiter: 377 Priester, 334 Ordensmänner (davon 283 Ordenspriester) und 758 Ordensfrauen, sowie 116 ständige Diakone sowie 239 Pfarr- und Pastoralassistenten sind unter anderem in der Diözese Linz tätig.
  • Bildungseinrichtungen: Zu den bedeutendsten kirchlichen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen der Diözese Linz zählen die Private Pädagogische Hochschule, die Katholische Privatuniversität, das Katholische Bildungswerk. Weiters: 37 kirchliche Schulen, 249 kirchliche Kindergärten, 98 Horte und Krabbelstuben
  • Ordensspitäler: Die Diözese Linz betreibt sieben Krankenhäuser mit 3397 Betten und 225.699 Aufnahmen im Jahr 2014. Hier werden jährlich 50 Prozent der stationären und 46 Prozent der ambulanten Patienten Oberösterreichs behandelt.
  • 86,1 Millionen Euro an Kirchensteuer wurden insgesamt 2014 eingehoben
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6  Kommentare
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jeep42001 (1.464 Kommentare)
am 17.01.2016 10:25

Es gibt in Österreich und in Welt wichtigere Hausaufgaben zu erfüllen als die Zwangsbeglückung die uns täglich von den OÖN und Radio OÖ vorgeführt wird.
Einen neuen Bischof und Oberhirten der Machtnetzwerke dem muß man natürlich einen gebührenden Empfang aufbereiten.
Leider werden die Menschen durch die Religion nicht gescheiter noch gute Menschen, oder selbstbewußter, das Gegenteil trifft eher zu.

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Joob (1.350 Kommentare)
am 16.01.2016 10:02

Die Kirche muss offener und moderner werden !
Die Frauen machen in der Kirche die meiste Arbeit, haben aber keine Rechte ! Wie würde das Pfarrleben aussehen ohne Frauen ?
Abkehr vom Pflichtzölibat !
Aufarbeitung aller "Vergehen" in der rk Kirche !

Also Arbeit genug für den neuen Bischof ! - Glück auf !!

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esreichtmirjetzt (5.097 Kommentare)
am 16.01.2016 09:31

oh mein Gott!!
Da wird gleich wieder einer "sudern " !!Richtig ARCHITEKT WOLFGANG LASSY traurig

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honguito (344 Kommentare)
am 16.01.2016 06:48

Warum kann man die Religionen nicht einfach abschaffen? Von denen kommt nix Gutes!

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 16.01.2016 03:33

Bi Scheuer hat die Waaffe der Exkommunikation in Rum durch gesetzt für eine der treuesten, gescheitesten und am meisten engagiert,frömmste Frau Dr.Martha Heizer. Sie hat ohne einen Priester bei einer <Privatmesse die Einjsetzungsworte <jesu gebetet.Die exkimmunicatio ferendae sententiae, der ausdrücklich verhägter <Ausschluss aus der Gnadengeneinschft der rk Kirche.
diese Straf wurde wurde über keinen NS Massenverbrecher wie Adolfhitler öder den kath.<<<<<<<maaenmörder <<<<<general Franco verhängt.sie und v.andere durften in der <kirchr bleiben.

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mitdabei (1.699 Kommentare)
am 16.01.2016 15:31

Vorher durchlesen, ehe abgeschickt wird...

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