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Der Traunstein kommt ins Museum

Von Gabriel Egger, 19. November 2016, 00:05 Uhr
Der Traunstein kommt ins Museum
Der klassische Blick vom Gipfelplateau auf den Traunsee begeistert noch heute unzählige Wanderer. Bild: Repro Christoph Mizelli

Der Traunstein genießt Talfreuden. Im Schloss Ort bekommt der alpine Dauerbrenner eine Dauerausstellung. Gabriel Egger über einen Mythos, der greifbar wird.

  • Der Traunstein genießt Talfreuden. Im Schloss Ort bekommt der alpine Dauerbrenner eine Dauerausstellung. Gabriel Egger über einen Mythos, der greifbar wird.

Ausstellung Traunstein

Schnee, wohin das Auge reicht. Aufgetürmt, meterhoch. Die Kraft, mit denen sich die Massen von der Nordseite des Berges gelöst haben, ist noch spürbar. Irgendwo darunter müssen sie liegen. Gottfried, Rudolf und Friedrich. Sie waren Kameraden, Bergrettungsmänner aus Gmunden, verbunden durch die Idee, anderen zu helfen, vereint in der Leidenschaft. Sie waren eine Seilschaft bis in den Tod, mitgerissen von einer Lawine aus dem Hernlersteig, auf dem Weg zur alljährlichen Weihnachtsfeier auf dem Traunstein.

Der Traunstein kommt ins Museum
Gedenken an die beim Lawinenunglück verstorbenen Kameraden Bild: Repro Christoph Mizelli

An den 16. Dezember 1962 erinnert sich Christian Krapf noch genau. An die Kälte und an das beklemmende Gefühl, seine Freunde zu Grabe tragen zu müssen. Es war sein erster und gleichzeitig prägendster Einsatz für die Bergrettung Gmunden. "Ich war als Arzt bei der Ortsstelle tätig. Damals hatten viele noch keine Ahnung von Erster Hilfe. Das wollte ich umgehend ändern", erinnert sich der 87-Jährige an die Anfangszeit. Wenn Krapf heute am Ufer des Traunsees entlangspaziert, nehmen die Erinnerungen wieder Form an. Dann steht er auf dem Gipfel, hilft bei schwierigen Bergungen oder beobachtet die Sonne, wie sie langsam hinter dem Höllengebirge verschwindet. "Der Traunstein ist Symbol für meine Heimat. Für Gmunden, für Oberösterreich. Er war mein Lebenselixier. Schade, dass ich nicht mehr hinaufsteigen kann."

Hans Hernlers alter Eispickel

Ab März 2017 kann Christian Krapf wieder. Zumindest im Geiste. Dann öffnen sich zum ersten Mal die Türen zu einer Ausstellung, die alte Liebhaber und neue Bewunderer des Berges gleichsam überraschen und begeistern soll. Der "Mythos Traunstein" wird Bergsteiger, Touristen und Ausflügler im Seeschloss Ort fünf Jahre lang begleiten. Auf 140 Quadratmetern zeigt die Bergrettung Gmunden bis 2022 in drei Räumen historische Exponate, entführt Besucher in die Geschichte und lässt sie bis in die Gegenwart wandern. Eine Erlaubniskarte für den geistigen Traunstein-Aufstieg brauchen sie nicht mehr. Diesen bis ins Jahr 1910 üblichen Papierschein sehen sie nur mehr auf dem Weg durch das Museum.

Der Traunstein kommt ins Museum
Kletterer auf dem Bründlkogel, einem Felsturm auf der Südseite des Berges. Bild: Repro Christoph Mizelli

Vorbei an Hans Hernlers altem Eispickel, geleitet von historischen Wegtafeln und mit der Hilfe von persönlichen Ausrüstungsgegenständen, setzt sich der Aufstieg fort. Einer Pause bei Filmaufnahmen, die bis zum Jahr 1908 zurückreichen, folgt nach einer weiteren kurzen Rast bei Anekdoten der zahlreichen Hüttenwirte der Gipfelgang. Mahnend zeigen sich bei dieser kulturellen Wanderung auch alte Rettungsgeräte und Teile der Hubschrauber, die für Bergungen herangezogen werden.

Am höchsten Punkt angelangt, können die Besucher in Gipfelbüchern blättern. Das älteste stammt aus dem Jahr 1879. "Die Idee, den Traunstein als Wahrzeichen Oberösterreichs im Schloss Ort, dem Wahrzeichen Gmundens zu präsentieren, hat mir besonders gut gefallen", sagt Christoph Mizelli. Da sei es auch gar nicht schlimm, dass der Traunstein einmal im Jahr der Advent-Ausstellung weichen muss. "Da kommen die Sachen dann auf den Dachboden." Es war das Buch des Gmundner Bergretters, das den endgültigen Anstoß zu einer Verwirklichung der ersten Traunstein-Ausstellung Österreichs gab. "Es geht uns darum, ein Bewusstsein für die Region und die Arbeit der Bergrettung zu schaffen", sagt der Koordinator.

Der Traunstein kommt ins Museum
Bereits während des Zweiten Weltkrieges war der Traunstein ein beliebtes Postkartenmotiv. Bild: Repro Christoph Mizelli

Mithilfe aus der Bevölkerung

"Viele Geschichten kennen auch die Einheimischen nicht mehr. Sie werden den Traunstein neu entdecken", sagt Bernhard Ebner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Gmunden. Für Touristen haben sich die Stadt Gmunden und die Bergrettung ein besonderes Zuckerl überlegt. Die "Traunstein-Tour" beginnt schmackhaft mit einem Essen bei einem der Wirten unter dem "Wächter des Salzkammergutes" , führt die Gäste mit dem Schiff über den See und endet mit einem Besuch der Ausstellung "Mythos Traunstein".

Damit dort dann auch genug zu sehen ist, werden noch laufend alpine Gegenstände gesucht. "Wir würden uns freuen, wenn Traunstein-Freunde uns mit interessanten Exponaten unterstützen würden", sagt Mizelli. Mit einer gewissen Historie sollen sie verbunden sein. Wie etwa die Bahre aus Holz, auf der Gottfried, Rudolf und Friedrich vor 54 Jahren die letzte Ehre erwiesen wurde. Wenn Christian Krapf dann abends aus dem Schloss Ort tritt, voll aufgefrischter Erinnerungen, und die Wände des Traunsteins gegenüber im abendlichen Rot leuchten, wird er wieder an sie denken.

Fotos der persönlichen Exponate an mizelli.christoph@gmx.at

Der Traunstein kommt ins Museum
„Das Heimkehrerkreuz“ wird auf dem Rathausplatz präsentiert. 1950 wurde es auf dem 1691 Meter hohen Gipfel platziert. Bild: Repro Christoph Mizelli

 

Das Buch zum Berg

Das Buch zum Berg

 

Jeder kennt seinen Namen, doch wer kennt den Berg? Mit dieser Frage eröffnet der Gmundner Rechtsanwalt und Bergretter Christoph Mizelli sein Werk „Mythos Traunstein“. Auf 160 Seiten lässt er den Leser tief in die Geschichte des Berges eintauchen. „Ich habe mich schon als Kind gefragt, warum es kein Buch über den Traunstein gibt.“

Wie schwer es ist, die Historie dieses Berges auf Papier zu bringen, zeigt sich anhand der jüngsten Ereignisse. In den wenigen Monaten seit Erscheinen der ersten Auflage haben vier weitere Menschen ihr Leben am Traunstein verloren. Mizelli hat nun die zweite Auflage veröffentlicht. Bleibt zu hoffen, dass es bis zur dritten länger dauert.
Christoph Mizelli. Mythos Traunstein: seine Opfer, seine Retter;

Colorama Verlag, 160 Seiten, zweite Auflage, 29,50 Euro

mythostraunstein.at

 

Tragödie und Komödie

Tragödien und Komödien

Der Traunstein kommt ins Museum
Die OÖNachrichten widmeten dem Berg bereits 1985 eine Themen-Seite. Bild: Repro Christoph Mizelli

Auf dem Traunstein liegen die Formen des Dramas eng beieinander

  • Die Gründung der Bergrettung Gmunden im Jahr 1920 war der Beginn einer ausführlichen Dokumentation von Triumph und Tragödie auf dem Traunstein. Vom ersten Einsatz zeugt noch heute das „Weinmann-Taferl“ auf dem Hernlersteig. Es erinnert an den Absturz der Gmundnerin Resi Weinmann.
  • Josef Mulzet und Alois Leithner, beide Gründungsmitglieder, starben sechs Jahre später bei der Erstbesteigung der Nordwandkamine. Einige Routen erinnern noch heute an die Gmundner Alpinisten.
  • Ein Abschiedsbrief brachte die Gmundner Bergrettung im September 1930 auf die Spur von Oskar Seelinger. Er galt seit sieben Jahren als vermisst. Er hatte sich auf dem Berg Morphium und Kokain injiziert.
  • Ein Wildschwein trieb sich im Jahr 1962 auf dem Traunstein herum. Einige Wanderer nahmen sein Grunzen wahr. Bei einem Kletterausflug stürzte das Tier ab, Spaziergänger entdeckten wenig später einen zweiten Eber.
  • Tierisch gut war auch die Leistung von Schäferhund Rex, dem bekanntesten Vierbeiner auf dem Traunstein. Das Haustier der Wirtsleute des Naturfreundehauses trabte in 30 Minuten vom Berg, nahm ein kühles Bad im See und flitzte wieder hinauf. Alleine.
  • Nicht jugendfrei war ein Einsatz der Bergrettung vor einigen Jahren im Spätsommer. Bei der Suche nach einem Vermissten wähnte man sich bereits im Glück. Doch der Mann auf dem Hochstand war nicht der Abgängige, sondern ein Mann mit Mantel und Hut, der sich dort erotische Zeitschriften zu Gemüte führte.
  • Am Traunstein verschollen bleibt hingegen der damals 19-jährige Romeo. Er hatte sich im September 2003 in den Kopf gesetzt, den Berg auf „natürliche Weise“ in unbekanntem Gelände zu besteigen. Von dieser Tour kam er nie wieder zurück. Entdeckt wurden bislang nur Unterhose, Socken, Leibchen und Schuhe des Jugendlichen
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