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Daidalos für Mut zu guter Architektur

Von Alexander Zens, Hermann Neumüller und Tobias Hagleitner, 25. März 2017, 00:05 Uhr
Die Sieger des Daidalos 2017: Michael Hager (l.), Anna Moser (mit Tochter Amalia) und Gabriele Kilian, Michael Shamiyeh sowie Udo Heinrich    Bild: (Volker Weihbold)

Oberösterreichs Architekturpreis Daidalos wurde in der Linzer Tabakfabrik vergeben – drei herausragende Projekte haben gewonnen.

  • Gala in der Tabakfabrik: Architekturpreis Daidalos ging an Projekte im Innviertel, Kremstal und in Linz
  • Die Sieger sind heuer Moser und Hager Architekten, Michael Shamiyeh und udo heinrich architekten

Die Gala

Gute Architektur verlangt Mut, nicht nur von den Architekten selbst, sondern auch von den Bauherren. Mut bewies auch die Jury beim Daidalos, indem sie die herkömmliche Kategorisierung von Architektur-Wettbewerben verließ und mit "Gelungene Reparatur", "Mutiges Experiment" und "Freundlicher Freiraum" einen neuen Weg ging.

Es hat sich ausgezahlt. 66 Einreichungen gab es. Die Jury-Mitglieder Verena Konrad, Roland Winkler und Tobias Hagleitner konnten aus einem "riesigen Fundus guter Ideen" wählen. Zum dritten Mal wurde der Daidalos vergeben, und es war zum dritten Mal ein voller Erfolg. Bei der stimmungsvollen Gala am Donnerstagabend in der Linzer Tabakfabrik konnten sich rund 200 Gäste davon überzeugen.

Die OÖNachrichten haben mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten den Daidalos ins Leben gerufen. Partner sind das afo architekturforum oberösterreich, Energie AG Power Solutions, Land Oberösterreich, Hypo Oberösterreich und WAG Wohnungsanlagen GmbH.

Für Heinz Plöderl, Sektionsvorsitzender der Architekten in der Ziviltechnikerkammer, ist der Daidalos wichtig, um den Stellenwert guter Architektur in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. "90 Prozent von dem was gebaut wird, ist nicht sehenswert. Wir könnten das ändern." Besonders freut ihn, dass unter den neun Nominierungen sehr viele junge Büros vertreten waren.

Leistbares Wohnen und gute Architektur ist aus Sicht von WAG-Geschäftsführer Wolfgang Schön vereinbar. Es sei "anstrengend, aber lohnend". Um Wohnen leistbar zu machen, müsse man bei überbordenden Vorschriften ansetzen. Auch sei es eine Frage von erschwinglichen Grundstücken.

Niedrige Zinsen als Treiber

Das Umfeld für Bau-Investitionen ist derzeit gut. Die niedrigen Zinsen unterstützen den Wohnbau, sagte Hypo-Generaldirektor Andreas Mitterlehner. Wie lange die Zinsen noch so niedrig bleiben werden, sei seriös nicht prognostizierbar. Er gehe aber schon davon aus, dass die Zinsen auf jeden Fall noch zwei bis drei Jahre extrem niedrig bleiben werden.

Bauherren sollten sich aber darüber Gedanken machen, sich diese niedrigen Zinsen längerfristig zu sichern, schließlich müsse man beim Bauen mit einer Perspektive von Jahrzehnten denken.

Ähnliches gilt für die Energie. Gute Architektur habe auch mit Komfort zu tun. Und zu dem trage bei, "dass es im Haus wohlig warm ist", sagte Klaus Dorninger, Geschäftsführer der Energie AG Power Solution.

"Nicht in Wahlperioden denken"

Architektur bedeute, Lebensraum zu gestalten, sagte Landesrat Max Hiegelsberger. Deshalb sei sie auch zentrales Thema für das Land, vor allem dort, wo es um kommunales Bauen gehe. Auch Raumordnung sei ein wichtiges Thema. Hier dürfe man als Politiker nicht in Wahlperioden denken. "Die Sache muss im Vordergrund stehen, nicht die Politik."

Man dürfe außerdem nicht nur den umbauten Raum betrachten, sondern auch den nicht verbauten. Denn der habe auf die Lebensqualität einen großen Einfluss.
 

Die Sieger

Das sind die Sieger

  1. Michael Shamiyeh:


    Das "Pure Wood House" des Linzer Architekten Michael Shamiyeh hat die Jury in der Kategorie "Mutiges Experiment" überzeugt. Das Haus in Linz-Urfahr ist ein Holzbau, konstruiert aus stehenden Kanthölzern von bis zu 14 Metern Länge. Er habe sich sehr gefreut, sagte der Sieger, und zwar deshalb, weil er 4000 Stunden in dieses Projekt investiert hat. "Wenn Kollegen dann dieses Projekt aus einer Vielzahl anderer guter Projekte auswählen, dann ist das eine unglaubliche Wertschätzung."

    Michael Shamiyeh
    OÖNachrichten-Herausgeber Rudolf Cuturi (l.), Juror Tobias Hagleitner und Architekt Michael Shamiyeh Bild: (cityfoto)
  2. Udo Heinrich Architekten:


    Die Lokalbahnstation Ostermiething von udo heinrich architekten hat die Jury zum Sieger der Kategorie "Freundlicher Freiraum" erkoren. Der Bahnhof könne durch Präzision und Ruhe zur positiven Ortsentwicklung beitragen, heißt es in der Begründung der Jury. Udo Heinrich zeigte sich "überrascht und sehr glücklich". Das Projekt in Ostermiething sei ein besonderes, da der Ort bisher keinen Bahnhof hatte und erst jetzt an das Schienennetz angebunden wurde.

    Udo Heinrich
    Gemeindelandesrat Max Hiegelsberger (l.), Architekt Udo Heinrich und Juror Roland Winkler   Bild: (cityfoto)
  3. Moser und Hager


    Ein alter Bauernhof in Kematen wurde von Moser und Hager Architekten aus Sicht der Jury mit besonderer Achtsamkeit für vorhandene Qualitäten revitalisiert. Die Belohnung dafür ist der Daidalos in der Kategorie "Gelungene Reparatur". Alle nominierten Projekte in der Kategorie hätten große Verantwortung gegenüber historischen Gebäuden ausgestrahlt.

    Moser und Hager
    Jurorin Verena Konrad (l.), Architekt Michael Hager, Auftraggeberin Gabriele Kilian, Architektin Anna Moser (mit Tochter Amalia), Heinz Plöderl (Ziviltechnikerkammer)   Bild: (cityfoto)

 

Die Projekte

Die Sieger-Projekte im Detail 

Die Kategorien beim Daidalos wurden diesmal nicht nach Funktionen wie Wohnen, Bildung und Gewerbe unterschieden. Es ging stattdessen darum, welche Art von Mehrwert ein Gebäude für Raum und Gesellschaft schafft.

Gefragt waren "gelungene Reparaturen" (Sanierungen), "freundliche Freiräume" (Ortsentwicklungen) und "mutige Experimente" (Bauwerke), die seit 2013 in Oberösterreich entstanden sind. Aus den rund 70 Projekten hat die Fachjury drei pro Kategorie nominiert und aus diesen die drei Sieger gekürt.

Nicht immer erschließt sich die Qualität eines Gebäudes allein aus Plänen und Bildern. Auf die Vorauswahl anhand der eingereichten Unterlagen folgte deshalb eine Besichtigungsfahrt quer durch das Land. Die Jury legte viel Wert auf das Erleben der Architektur vor Ort, das Gespräch mit den Nutzern, darauf, wie Bauwerk und Mensch zusammenspielen.

Video: Hier sehen Sie alle eingereichten Projekte:

Mutiges Holzhaus

Vieles zeugt vom mutig-experimentellen Zugang des Architekten Michael Shamiyeh in seinem "Pure Wood House" in Linz-Urfahr. Sein Projekt hat in der Kategorie "Mutiges Experiment" gewonnen. Die Gebäudekonstruktion besteht rein aus massivem Holz. Es gibt keine Isolierungen, keine Synthetik, keine vorgesetzte Fassade. Die Grundidee eines monolithischen Körpers aus Stäben, aus dem der Raum "herausgeschnitten" wurde, ist deutlich nachvollziehbar. Die Stirnflächen der Kanthölzer zeigen sich an Böden und Decken.

Daidalos: Nominierte Projekte und Sieger
Den Sieg in der Kategorie "Mutiges Experiment" holte sich das Projekt "Pure Wood House" von Michael Shamiyeh. Zu bestaunen ist das Gebäude in Linz-Urfahr. Bild: Kurt Hoerbst

In der aus fünf unterschiedlichen Winkeln konstruierten Geometrie ist kein Zuschnitt wie der andere, kaum ein Bauteil Standard – eine planerisch wie handwerklich enorme Leistung. Das gilt für den Holzverband, der ganz ohne Leim, nur mit horizontalen Gratleisten bewerkstelligt wurde. Das gilt für die Beleuchtung, die nachts dank versteckter LED-Technik ebenso wie am Tag durch die Oberlichter fällt. Ein weiteres Beispiel ist das rinnenlose Dach aus Keramikplatten, deren Maß exakt auf das Raster der Kanthölzer berechnet wurde. Es ist ein bauökologisch vorbildliches Haus, das sich bei aller Extravaganz seiner Konzeption unaufdringlich ins Siedlungsbild fügt.

Das Siegerprojekt in der Kategorie "Freundlicher Freiraum" ist der kleine Bahnhof von Ostermiething im Innviertel. Dieser nimmt ein Thema der Umgebung auf, um es leicht ironisch, aber in konstruktiver Weise umzudeuten.

Freundlicher Bahnhof

Den Einfamilienhäusern und Gewerbebauten, die sich ringsum in die Landschaft streuen, scheinen udo heinrich architekten Struktur und Ordnung vorführen zu wollen. Die durchgehende Überdachung der Haltestelle wird von fünf kleinen, hausähnlichen Kuben getragen. Wie Boden und Dach aus Beton, "wachsen" sie förmlich aus dem Bahnsteig-Körper und beherbergen die verschiedenen Serviceeinheiten. Die Oberflächen wurden je nach Nutzung und Kundennähe unterschiedlich behandelt: vom fein geschliffenen Kiosk über sandgestrahlte Wartebereiche bis hin zum grob gespitzten Häuschen für die Technik.

Perforationen in der Dachplatte machen den Infrastrukturbau licht und luftig. Details sind so genau formuliert wie die landschaftliche Einbettung, innere Abläufe so sehr wie die äußere Erscheinung. Der Bahnhof ist ein Ruhepol inmitten der zersiedelten Peripherie und eine echte Einladung, auf Öffis umzusteigen.

Daidalos: Nominierte Projekte und Sieger
Den Sieg in der Kategorie "Freundlicher Freiraum" holte sich das Projekt "Bahnhaltestelle Ostermiething" von Udo Heinrich Architekten

Gelungenes Hofleben

Viel Gespür für den besonderen Charme eines gewachsenen Baugefüges zeigten Moser und Hager Architekten bei der Revitalisierung des ehemals landwirtschaftlich genutzten Hof O. bei Kematen an der Krems. Das Projekt ging beim Sonderpreis "Gelungene Reparatur" als Sieger hervor.
Die Substanz wurde in großer Klarheit für die neue Nutzung adaptiert. Die ergänzende Kubatur wurde – technisch und thermisch zeitgemäß gerüstet – als Holzriegelbau in die historische Tenne eingefügt. Achtsamkeit für das Vorhandene charakterisiert diese Architektur, und das wird von der Bauherrschaft sichtlich mitgetragen und fortgeführt.

Daidalos: Nominierte Projekte und Sieger
Den Sieg in der Kategorie "Gelungene Reparatur" holte sich das Projekt "Hof O." in Kematen an der Krems von Moser und Hager Architekten.

Bestehende Gewölbe und Holzkonstruktionen wurden erhalten und freigelegt. Niveausprünge wurden raffiniert genutzt. Spannende Raumfolgen bei gleichzeitig hoher Alltagstauglichkeit bestimmen das komplexe Gewebe aus alt und neu. Die fein detaillierte Fichtenschalung oder der Staketenzaun im Hof sind Beispiele für gekonnte Aktualisierungen der Bautradition.

Bestehende Ressourcen wurden auch für die Haustechnik genutzt. Erde und Sonne liefern via Tiefenbohrung und Solaranlage die nötige Wärme, Abwässer werden in der eigenen Kleinkläranlage gereinigt.
Am Donnerstagabend nahmen die Sieger in der Tabakfabrik Linz die Daidalos-Trophäen in Empfang. Es war die dritte Auflage des von den OÖNachrichten initiierten und mit Partnern organisierten Architekturpreises.

 

Alle Nominierte und die Sieger-Projekte im Überblick:

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3  Kommentare
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Gugelbua (31.756 Kommentare)
am 25.03.2017 07:55

es gab Zeiten da machte Architekten ihren Leben ein Ende wenn sie ihr Werk sahen, heute werden sie prämiert grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 25.03.2017 11:58

Hauptsache, keine militärischen Bauten und Anlagen.

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markjm (149 Kommentare)
am 25.03.2017 07:23

Gratulation an Moser & Hager ... und der kleinen Amalia grinsen

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