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Costa Concordia: Vor fünf Jahren geschah die Katastrophe

Von nachrichten.at/apa, 13. Jänner 2017, 13:08 Uhr
Costa Concordia Longread
Bild: Reuters

Fünf Jahre sind seit der Costa Concordia-Katastrophe in Italien mit 32 Toten vergangen.

  • Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia ist am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der kleinen Insel Giglio verunglückt. Die Tragödie forderte 32 Menschenleben. 
  • "Es ist ein Wunder, dass nicht mehr Menschen ums Leben gekommen sind", sagt Heinz Schaden. Der Salzburger Bürgermeister war an Bord und überlebte das Unglück.
  • Fünf Jahre später ist der Strafprozess gegen Kapitän Francesco Schettino immer noch nicht zu Ende.

Erinnerung ist allgegenwärtig

Für die rund 2.000 Bewohner der Insel Giglio im toskanischen Archipel ist die Erinnerung an die Unglücksnacht nach wie vor gegenwärtig. Am Freitag, dem Jahrestag des Schiffsunglücks, das alle 77 Österreicher an Bord überlebt haben, ist eine Messe in Andenken an die Opfer geplant.

13. Jänner 2012: Das Drama beginnt um 21.45 Uhr. Ein lauter Knall erschüttert die Costa Concordia auf der Fahrt vom Hafen Civitavecchia ins ligurische Savona. Der Kreuzfahrtriese mit seinen 290 Metern Länge und 4.229 Menschen an Bord rammt einen Felsen vor der Insel Giglio.

Der Ruck schüttelt die Passagiere durch, die zum Großteil gerade beim Dinner im Speisesaal sitzen. Das Licht geht aus, die Costa Concordia neigt sich schnell zur Seite. Panik und Chaos bricht aus, als der Luxusliner um 80 Grad nach Steuerbord kippt. Doch über die Lautsprecher tönt die Nachricht, es handle sich lediglich um Probleme mit der Stromversorgung. Erst nach einer Stunde heulen die Schiffssirenen zur Evakuierung. Wegen der starken Schieflage können Rettungsboote nur mühsam ins Meer gelassen werden.

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In der Dunkelheit herrscht entsetzliches Durcheinander, einige Menschen springen ins eiskalte Wasser. In jenem Teil des Schiffes, der unter Wasser liegt, bleiben mehrere Passagiere eingeschlossen. Gegen 1.00 Uhr sind noch einige hundert Menschen an Bord. Fünf Boote der Küstenwache eilen zu Hilfe. Rettungskräfte ziehen zahllose Schiffbrüchige aus dem Meer und bringen sie auf die Insel Giglio. Die Einwohner öffnen Schulen, Kindergärten, Kirchen und Privathäuser und versorgen die Menschen mit Decken, Mänteln und heißen Getränken.

An der Gedenkmesse am Freitag wird auch Sergio Ortelli, Bürgermeister der Insel, teilnehmen. Die Unglücksnacht bleibt ihm für immer in Erinnerung: "Es war fürchterlich, viele Überlebende waren verzweifelt, weil sie im Chaos ihre Angehörigen verloren hatten. Die Panik war enorm. So etwas kann man nie wieder vergessen. Für die Insel Giglio ist die Concordia-Tragödie eine Wunde, die nie heilen wird", erzählte der 61-Jährige.

Die von Herzen kommende Reaktion der Inselbewohner, die in der Unglücksnacht mit bewundernswerter Solidarität die Überlebenden unterstützt haben, hat die Welt beeindruckt. "Ich bin sicher, dass jede andere Gemeinde in solch einer Notsituation genau wie wir reagiert hätte", betonte Ortelli, der auf Giglio zur Welt gekommen ist und hier sein Leben verbracht hat. "Wir als Inselbewohner sind jedoch besonders sensibel für Tragödien, die sich im Meer abspielen. Hinzu sind wir äußerst gastfreundlich, weil wir eine Insel sind, die hauptsächlich vom Tourismus lebt."

Nach dem Unglück gab es heftige Kritik an der Betreibergesellschaft Costa Crociere und an Kapitän Francesco Schettino. Das Schiff sei viel zu spät evakuiert worden, der Kapitän zu früh von Bord gegangen. Er habe Hunderte von Passagieren im Stich gelassen, hieß es. Der Kapitän wurde im vergangenen Mai in zweiter Instanz zu 16 Jahren Haft verurteilt. Er reichte beim Obersten Gericht in Rom Berufung ein.

Das Wrack des Luxusliners wurde im Juli 2014 im Rahmen einer spektakulären Abschleppaktion in die Hafenstadt Genua überstellt. Die Abwrackung ist inzwischen abgeschlossen. Der in Mitleidenschaft gezogene Meeresboden vor Giglio wurde wiederhergestellt. Dafür musste die Costa-Concordia-Betreiberin 85 Millionen Euro ausgeben. Heute ist die Insel Giglio ein Urlaubsparadies wie vor der Katastrophe. Die Hotels sind in der schönen Jahreszeit ausgebucht, Touristen strömen zu den Stränden und genießen die Natur. Doch bei aller Heiterkeit ist die Erinnerung an die Unglücksnacht nicht auszulöschen.

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"Es war wie ein Erdbeben"

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Die Todesangst jener Stunden an Bord des sinkenden Kreuzfahrtschiffes wird der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (62) nie vergessen. "Über zwei Stunden lang wusste ich nicht, ob ich die Nacht überleben würde. Ich habe viele Tote gesehen. Es wäre gelogen zu behaupten, ich hätte keine Todesangst gehabt", sagte Schaden.

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"Die Evakuierung war komplett unorganisiert, es war ein einziges Chaos."

Heinz SchadenDer Salzburger Bürgermeister war an Bord der Costa Concordia und hat das Unglück überlebt.

Der Bürgermeister war einer von rund 4.200 Passagieren an Bord der vor fünf Jahren - am 13. Jänner 2012 - vor der toskanischen Insel Giglio havarierten Costa Concordia. Beim Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten. Sie werden jene eisige Jänner-Nacht auf See wohl nie vergessen.

"Der Aufprall gegen die Felsen vor der Insel Giglio war wie ein Erdbeben. Obwohl es von Anfang an klar war, dass das Schiff schwer beschädigt war, ist stundenlang nichts passiert. Die Passagiere wurden sogar per Lautsprecher aufgefordert, in ihre Kabinen zurückzukehren", erinnerte sich der Bürgermeister zurück. Die Evakuierung habe erst begonnen, als sich das Schiff bereits in einer derartigen Schieflage befand, dass nur die Hälfte der Rettungsboote heruntergelassen werden konnten.

"Die Evakuierung war komplett unorganisiert, es war ein einziges Chaos. Panik brach unter den Passagieren aus", erzählte Schaden. "Lediglich einige Crewmitglieder haben zu helfen versucht. Es ist ein Wunder, dass nicht mehr Menschen ums Leben gekommen sind. In jener Nacht ist alles falsch gemacht worden, was man nur hätte falsch machen können."

Heldenhaft bezeichnete der Bürgermeister dagegen die Bewohner der Insel Giglio, die sofort das Ausmaß der Katastrophe begriffen und eine Rettungsaktion ohnegleichen in Gang gesetzt hatten. "Ohne die Bürger Giglios hätte alles viel schlimmer ausfallen können. Diesen Menschen zolle ich größten Respekt", sagte Schaden. "Sie haben den Überlebenden Decken und Handtücher gereicht, die Kirche aufgesperrt, damit die Menschen dort untergebracht werden konnten, Fähren sind vom Festland angereist und haben Menschen aufgenommen. Die Rettungskette hat wirklich hervorragend funktioniert."

"Justiz hat gute Arbeit geleistet"

Dem Bürgermeister war es ein persönliches Anliegen, zur Wahrheitsfindung der Unglücksursachen beizutragen. So verzichtete er auf eine Entschädigung der Reederei Costa Crociere, um als Zeuge vor Gericht aussagen zu können. "Mir war es ein Anliegen, vor Gericht über die Ereignisse dieser Nacht zu berichten. Ich habe den Eindruck, dass die italienische Justiz gute Arbeit geleistet hat", meinte der Politiker.

Dass Schiffskapitän Francesco Schettino im vergangenen Mai in zweiter Instanz zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde, hält Schaden für eine angemessene Strafe. "Es wäre besser gewesen, seinen schweren Fehler zuzugeben, statt alberne Geschichten zu erzählen, wie zu behaupten, er sei versehentlich in die Schaluppe gefallen", meinte der Bürgermeister.

Fünf Jahre nach dem Desaster sei bei ihm persönlich kein psychisches Trauma zurückgeblieben: "Bei anderen Menschen ist es aber nicht so. Mit einigen Österreichern, die an Bord waren, bin ich immer noch in Kontakt. Dieses Unglück hat ein riesiges Echo gehabt, Menschen reden mich heute noch darauf an." Seit damals sei er zwar wieder in kleinere Schiffe gestiegen, an Kreuzfahrten habe er aber nicht mehr teilgenommen. "Kreuzfahrten waren ohnehin nicht wirklich mein Ding", sagte Schaden.

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 13.01.2017 18:34

Die Gusthoff hat auch zivilie Opfer gehabt.

Ansonsten waren auf dem Atlantik tausende zivile Opfer, die sonst nichts tun sollten, als Güter von den USA nach GB zu schippern - natürlich auch militärische Güter.

See Recht

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